Fußball | La Liga "Ingenieur" Pellegrini mischt Betis auf

Stand: 20.01.2022 12:32 Uhr

Manuel Pellegrini machte bei Betis aus einem Mittelklasse-Team einen Champions-League-Anwärter. Dank neuer Taktik und neuem Selbstbewusstsein stehen die Andalusier in der spanischen Liga schon auf Platz drei.

Jahrelang spielte Betis in der spanischen Primera Division nur eine Nebenrolle und stand ganz im Schatten den großen Stadtrivalen FC Sevilla. Das ist in diesem Jahr anders – jedenfalls fast. Völlig überraschend stehen die "Verdiblancos" in der Liga auf Platz drei und damit auf einem Champions-League-Rang – vor Atlético Madrid und dem FC Barcelona. Am Freitag (21.01.2022) tritt das Team bei Espanyol Barcelona an und ist dort haushoher Favorit. Seit vier Pflichstpielen ist Betis ungeschlagen.

Bitter für die Andalusier ist aber, dass in der Tabelle zwischen ihnen und dem Spitzenreiter Real Madrid ausgerechnet der FC Sevilla steht. Wie groß der Hass auf den Konkurrenten ist, der zuletztregelmäßig in der Champions League spielte oder die Europa League gewann, zeigte sich jüngst im spanischen Pokal.

Ekalt im Derby

Das Achtelfinalspiel zwischen Betis und dem FC wurde am vergangenen Samstag nach rund 40 Minuten beim Stand von 1:1 nach Fan-Krawallen abgebrochen. Joan Jordan vom FC war von einer Plastikstange am Kopf getroffen worden, die aus dem Betis-Block gesegelt kam. Anschließend wurden er und das Gästeteam von einem Teil der Betis-Anhänger noch minutenlang mit Sprechchören beleidigt.  

Die Fortsetzung des Derbys am Sonntag entschied vor einer Geisterkulisse im Benito-Villamarín-Stadion dann Betis mit 2:1 für sich. Bereits vor knapp 15 Jahren war ein Sevilla-Derby im Betis-Stadion schon einmal abgebrochen worden. Damals, am 28. Februar 2007, wurde Gästetrainer Juande Ramos im Pokal-Rückspiel von einer von einem Fan geworfenen Flasche am Kopf getroffen.

Mit Pellegrini kam der Erfolg

Zurück zum Sportlichen. Verantwortlich für den aktuelle Höhenflug der "Béticos" ist Trainer Manuel Pellegrini. Der Chilene übernahm den Klub im Sommer 2020, in der Saison zuvor war Betis als 15. Knapp am Abstieg vorbeigeschrammt.

In Pellegrinis erstem Jahr reichte es dann schon zu Platz sechs, was dem Team einen Platz in der Europa League bescherte. Dort zog Betis als Zweiter hinter Bayer Leverkusen in die Zwischenrunde ein, Gegner ist Zenit Sankt Petersburg.

Voll auf Offensive

Schon diese Erfolge fanden in Spanien große Beachtung. Dabei stellte Pellegrini nichtmals den Kader großartig um, sondern verstärkte ihn nur punktuell. Vielmehr verpasste der 68-Jährige dem Team eine neue Taktik und ein neues Selbstbewusstsein.

Bei Betis setzte er von Beginn an auf Offensive. In den Jahren zuvor ging es für den Klub ausschließlich darum, Tore zu verhindern und Niederlagen zu vermeiden. Jetzt geht es darum, Spiele zu gewinnen. 37 Treffer hat Betis in der Primera Divison in dieser Saison bisher gemacht, das sind die zweitmeisten hinter Spitzenreiter Real Madrid.

Fekir ist der Star im Team

Star des Teams ist Nabil Fekir, Der offensive Mittefeldfeldmann, der 2018 mit Frankreich Weltmeister wurde, kam 2019 von Olympique Lyon. Toptorschütze ist Linksaußen Juanmi mit 14 Treffern, Mittelstürmer Borja Iglesias hat zehn Mal getroffen. Bekannt sind zudem Linksaußen Christian Tello, ehemals FC Barcelona, sowie Innenverteidiger Marc Barta, der in der Bundesliga für Borussia Dortmund spielte. Im Tor steht der Portugiese Rui Silva. Neben Fekir ist Sergio Canales tragender Teil der Offensive.

Mit dem "Ingenieur" in die Königsklasse?

Mit Betis kämpft Pellegrini nun um einen Platz in der Königsklasse. Er ist in Spanien bekannt dafür, Klubs aus der Mittelmäßigkeit zu erlösen und sie ins europäische Rampenlicht zu hieven. Den FC Villarreal führte er ins Halbfinale der Champions League, mit dem FC Malaga kam er bis ins Viertelfinale, wo er nur ganz knapp an Borussia Dortmund scheiterte. Deshalb wird Pellegrini in Spanien nur der "Ingenieur" genannt. Und wer weiß – vielleicht landet Betis dann ja auch irgendwann in der Tabelle vor dem FC Sevilla.