Katars Kicker bei CONCACAF-Meisterschaft Der finanzkräftige Gold-Cup-Gast

Stand: 19.07.2021 15:45 Uhr

Katars Nationalmannschaft will bei der Heim-WM 2022 sportlich mithalten. Deshalb spielt sie bei internationalen Turnieren mit. Derzeit beim Gold Cup in den USA. Mitgeholfen hat die staatliche Fluglinie.

Die Szene war ein echter Hingucker. Katars Offensivmann Akram Afif bekam in der 22. Minute des Vorrundenspiels gegen Grenada den Ball halblinks vor dem Strafraum. Sein Gegenspieler war zu weit weg, sodass Afif den Ball mit seinem rechten Fuß gefühlvoll zum 2:0 ins lange, obere Eck schlenzen konnte. "Was für ein Tor", meinte der Kommentator des US-Fernsehsenders "Fox Sports".

Der finanzkräftige Gold-Cup-Gast

Katar gewann gegen den überforderten 111.000 Einwohner-Winzling Grenada (Weltranglisten-160.) mit 4:0. Es war der erste Sieg für das Team des spanischen Trainers Felix Sanchez beim Gold Cup. Zuvor hatte es zum Auftakt ein 3:3 gegen Panama gegeben.

Zum Vorrunden-Abschluss am Dienstagabend (Ortszeit) genügt somit im Duell mit Tabellenführer Honduras ein Unentschieden zum Erreichen des Viertelfinales. "Es macht Spaß, dieser Mannschaft zuzugucken", sagte Alexi Lalas. Er war einst ein wenig zimperlicher US-Nationalspieler - und gilt jetzt bei "Fox Sports" als Experte.

CONCACAF, UEFA, CONMEBOL hofieren Katar

Seine Einschätzung zu Katar mag mit Objektivität so wenig zu tun haben, wie Lalas einst auf dem Fußballfeld mit Weltklasse. Doch viel wichtiger ist: Was macht Katar eigentlich bei diesem Turnier? Warum spielt das Team aus Asiens Fußball-Verband (AFC) bei der Kontinental-Meisterschaft von Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF) mit?

Die Mannschaft aus dem Emirat am Persischen Golf ist eingeladen worden. Von eben jenem CONCACAF-Verband. Sie wird derzeit beim alle zwei Jahre in den USA ausgetragenen Turnier genauso hofiert, wie schon 2019 von Südamerikas Fußball-Verband CONMEBOL als Gast der Copa America. Auch die UEFA ist längst Steigbügelhalter geworden, lässt Katar außerhalb der Wertung in der Gruppe A der aktuellen europäischen WM-Qualifikation mitspielen.

Welt-Tour, um Spiel- und Wettkampfpraxis zu sammeln

Katar will auf seiner Welt-Tour Spiel- und Wettkampfpraxis sammeln, um bei der heimischen WM im November und Dezember 2022 einigermaßen konkurrenzfähig zu sein. Deshalb spielen sie - obwohl als WM-Gastgeber gesetzt - sogar in Asiens Qualifikation mit. Das hat den Hintergrund, dass diese Spiele auch zur Qualifikation für die Kontinental-Meisterschaft des Verbandes 2023 gelten. Dort wird Katar als Titelverteidiger antreten.

Nun sind Gastauftritte beim seit 1991 ausgetragenen Gold Cup keine Neuheit. So war Brasilien dreimal (1996, 1998, 2003) dabei. Als das Turnier 2000 von zehn auf zwölf Mannschaften aufgestockt wurde, gab es mit Kolumbien, Peru und Südkorea gar drei Gäste. Letztere nutzten dann den Gold Cup 2002 erneut zur Vorbereitung auf die Heim-WM wenige Monate später. Und 2005 tauchte Südafrika erstmals auf.

Qatar Airways neuer Partner von CONCACAF

Doch dann war es mit der Gastfreundschaft vorbei. Die Qualität innerhalb von CONCACAF hatte zugenommen, sodass ab 2007 keine Teams aus anderen Verbänden mehr eingeladen wurden - bis jetzt. Für Katar wurde eine Ausnahme gemacht. Warum? "CONCACAF und AFC haben eine langjährige Beziehung, die in verschiedenen gemeinsamen Initiativen resultiert", heißt es in einer Mitteilung des gastgebenden Verbandes. So hätten CONCACAF und AFC 2018 und 2019 jeweils Schiedsrichter für ihre Kontinental-Meisterschaften und die jeweiligen Champions-League-Spiele des anderen Verbandes abgestellt.

Ein weiterer Aspekt der "Beziehung zwischen CONCACAF und dem Fußballverband Katars", so heißt es, sei eine "Initiative, damit der Fußball in Nordamerika, Zentralamerika und der Karibik an der Basis" wachse. Das klingt sehr wohlwollend - ist aber nichts anderes als ein weiteres Beispiel für die Macht, die Katar mittlerweile auf der globalen Sportbühne hat. Denn Anfang Juli hatten sich Qatar Airways und CONCACAF auf eine "mehrjährige, verbandsweite Partnerschaft" geeinigt. Wie viel der Verband dafür bekommt, ist nicht bekannt. Es dürften jedoch mehrere Millionen Dollar sein.

Expansion mit Blick auf WM 2026

Die nationale Fluglinie des Emirats ist, wie schon bei der gerade beendeten Fußball-EM und der Copa America nun auch "die offizielle Airline des Gold Cup". Sie werde zudem künftig bei "wichtigen CONCACAF-Wettbewerben maßgeblich zu sehen" sein, teilt CONCACAF mit. Gemeint sind die regionale Nations League, die Champions League sowie die WM-Qualifikationsspiele aller Altersgruppen von Kanada bis Curacao.

Das Geld der reichen Öl-Nation hat somit auch Nord- und Zentralamerika sowie die Karibik erreicht. Der Zeitpunkt für die Expansion erscheint optimal. Die Weltmeisterschaft 2026 wird in Mexiko, Kanada und den USA ausgetragen. Und deshalb wird Katars diesjähriges Gold-Cup-Gastspiel kein Intermezzo bleiben. Auch für das Turnier 2023 ist das Emirat wieder eingeladen worden.