Fußball Die Rückkehr der Fans und der Heimvorteil

Die Fans sind zu Zehntausenden zurück in den Fußballstadien. In der Bundesliga scheint das die Heimmannschaften zu beflügeln. Aber in der 2. Liga sieht das ganz anders aus.

Es soll auch heute noch Trainer in der Kreisliga geben, die ihre Mannschaft in der Pause mit dem Satz ermuntern: "Jetzt geht es aufs Trainingstor!" Bei Mannschaften, die sich tatsächlich Woche für Woche den Platz teilen müssen, wäre eine wissenschaftliche Untersuchung interessant, ob sie häufiger in das Tor treffen, auf das sie üben.

Solche wissenschaftlichen Untersuchungen sind nicht bekannt, im Gegensatz zu solchen, die sich mit dem vermeintlichen Heimvorteil beschäftigen. Die Studien zeigen für die Bundesliga, dass es mal Zeiten gab, in denen mehr als die Hälfte der Spiele von der Heimmannschaft gewonnen wurden. Der Anteil sank im neuen Jahrtausend recht stetig, die Erklärungen sind mannigfaltig, der Interpretationsspielraum ist groß.

15 Heimsiege mehr

Da seit 1963 in der Bundesliga gespielt wird, sind die Daten zumindest aussagekräftig. Anders als für diese eine, die vergangene Saison, die vor allem geprägt war von den sogenannten Geisterspielen im Zuge der Coronapandemie. Ohne Zuschauer setze sich die stärkere Mannschaft durch, hieß es, und es fanden sich Zahlen, die das belegten.

Genau wie sich nun belegen lässt, dass mit der Rückkehr der Fans in die Bundesligastadien auch der Heimvorteil wieder größer geworden ist. Schließlich gewannen von den 90 Spielen der bisherigen Saison 44-mal die Heimmannschaften. Nach dem zehnten Spieltag der vergangenen Saison gab es nur 29 Heimsiege. Das sind lächerliche 32,2 Prozent im Vergleich aktuell 48,9 Prozent.

Aber die Quoten änderten sich. Nach der kompletten Saison 2020/21 betrug die Quote an Heimsiegen schon wieder 42,2 Prozent. Das waren mehr als in einigen Spielzeiten zuvor, in denen vor sehr vielen Zuschauern gespielt wurde, etwa 1995/96 und auch 2009/2010.

Wer die These von dem steigenden Heimvorteil vor Publikum widerlegen möchte, kann sich auf die Daten für die 2. Liga berufen. Dort scheinen die Fans eher zu hemmen, denn nur 38 Prozent der Spiele bislang wurden von der Heimmannschaft gewonnen.

In der vergangenen (Geister)-Saison waren es immerhin 45,1 Prozent und damit nahezu drei Prozentpunkte mehr als in der Bundesliga.

Um die Zahlen für den deutschen Männerprofifußball komplett zu machen: In der 3. Liga, die schon 14 Spieltage hinter sich hat, gewann die Heimmanschaft bislang zu 41,3 Prozent.

Das bedeutet im Vergleich zur kompletten Saison 2020/21 eine Steigerung von 3,7 Prozentpunkten. Das ist angesichts der vorhandenen Datenmengen nichts als eine Spielerei auf das Trainingstor von Fußballanalytikern.