Fußball Lewandowski beim Ballon d'Or nur Zweiter – ein Erklärungsversuch

Stand: 30.11.2021 11:16 Uhr

Robert Lewandowski musste sich trotz seiner 41 Bundesliga-Tore in der vergangenen Saison beim Ballon d'Or mit Platz zwei begnügen – hinter Lionel Messi. Ein Erklärungsversuch.

Die Führungsspitze des FC Bayern München gab sich diplomatisch. "Glückwunsch an Lionel Messi", sagte der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn: "Aber auch Robert Lewandowski hätte den Ballon d'Or genauso verdient gehabt, weil er seit Jahren jeden Tag absolut Herausragendes leistet."

Der Argentinier Messi hatte am Montagabend (29.11.2021) in Paris zum siebten Mal den "Goldenen Ball" erhalten, mit dem der beste Fußballer des Kalenderjahres gewählt wird. Bundesliga-Torschützenkönig Lewandowski musste sich mit Platz zwei begnügen. Dabei hatte er in der vergangenen Saison den "ewigen" Bundesliga-Rekord von Gerd Müller übertroffen und sagenhafte 41 Saisontore erzielt. Dass er als bester Torjäger geehrt wurde, war für den polnischen Ausnahmestürmer nur ein schwacher Trost.

Kritik aus Deutschland

In Deutschland ist das Unverständnis groß. "Ehrlich gesagt verstehe ich nach dieser Wahl die Welt nicht mehr. Bei allem Respekt für Lionel Messi und alle anderen großartigen, nominierten Spieler. Keiner hätte es so verdient gehabt wie Lewandowski", sagte Rekord-Nationalspieler Matthäus: "Dass er nicht gewonnen hat, ist für mich nicht nachvollziehbar." Damit spricht der ehemalige Bayern-Profi vielen deutschen Fußball-Fans aus der Seele.

Denn Messi war im Frühjahr in der spanischen Meisterschaft mit dem FC Barcelona nur auf Platz drei gelandet. Bei seinem neuen Klub Paris Saint-Germain spielt er bisher weit unter seinen Möglichkeiten.

Medienvertreter wählen den Sieger

Die Frage bleibt also, warum Lewandowski nicht gewählt wurde. Durchgeführt wird die Wahl von der französischen Fachzeitung "France Football". Die bildet dazu eine Jury, in der Medienvertreter sitzen.

Sie alle dürften Robert Lewandowski und seine Tore kennen, sie kennen auch den FC Bayern München und die Bundesliga. An mangelnder Popularität kann es also nicht liegen.

Statistiken sprechen für Messi

Fakt ist, dass Lionel Messi das ist, was mal als "kompletten" (Offensiv-)Fußballer bezeichnet. Das zeigen die Statistiken. So hat der Argentinier mehr Tore vorbereitet, er hat öfter aufs Tor geschossen und mehr Pässe geschlagen. Zudem hat er weniger klare Tormöglichkeiten vergeben, er hat mehr Chancen herausgespielt, mehr Zweikämpfe gewonnen und ist mehr gedribbelt als Lewandowski. Messi war durch seine Tore und Vorlagen öfter der spielentscheidende Mann auf dem Platz. Auch in Sachen Balleroberung hat der Argentinier die Nase vorn.

Und Lewandowski? Der hat in den Augen der Jury vielleicht "nur" Vollstrecker-Qualitäten. Insgesamt hat er 2021 (bis zum Tag der Abstimmung) 54 Treffer erzielt - Messi allerdings auch satte 40.

Erfolg bei der Copa

Was offenbar auch eine sehr große Rolle spielt, sind Erfolge auf der ganz großen Bühne. Seit 2008 haben entweder Messi oder der portugiesische Superstar Cristiano Ronaldo den Ballon d'Or gewonnen, oft begleitet von Siegen in der Champions League. Es gab eine Ausnahme. 2018 nutzte der Kroate Luka Modric die große Bühne der Fußball-Weltmeisterschaft, bei der er sein Land bis ins Finale führte.

Einen internationalen Titel hat auch Messi vorzuweisen. Er führte Argentinien im Sommer zum Triumph bei der Copa América. Er war dort der Topscorer und wurde gemeinsam mit dem Brasilianer Neymar auch zum besten Spieler des Turniers gewählt. Für den 34-Jährigen war es der erste und lang ersehnte Titel mit der Nationalmannschaft – ein Fakt, der vielleicht das ein oder andere Jurymitglied dazu gebracht hat, seine Stimme dann doch lieber dem Argentinier zu geben.

Titel wichtiger als Tore

Für Lewandowski war mit dem FC Bayern in der Champions League schon im Viertelfinale Schluss. Er hat das Pech, dass 2020, als die Münchner die Königsklasse dank seiner Tore gewannen, wegen der Corona-Pandemie kein Ballon d'Or vergeben wurde. Das sieht auch Messi so. "Es war eine große Ehre, mit dir um diesen Preis zu kämpfen", sagte der Argentinier: "Jeder weiß, dass du letztes Jahr der Gewinner warst. Ich finde, 'France Football' sollte dir den Preis für 2020 noch geben. Du hast ihn verdient und solltest ihn auch zu Hause haben."