Dänemarks Pernille Harder im Mannschaftskreis vor dme Spiel gegen Norwegen
analyse

Gefährlicher Gegner für deutsches Team Dänemark - Harder und Co. spekulieren auf die nächste Sensation

Stand: 07.07.2022 15:54 Uhr

2017 standen sie überraschend im EM-Finale - fünf Jahre später sind die Däninnen erneut gut für eine große Überraschung. Das DFB-Team sollte gewarnt sein. Am Freitag (08.07.2022) sind die Skandinavierinnen erster deutscher Gruppengegner. Vor dem Spiel gibt es Ärger um das Katar-Engagement von Nadia Nadim.

Es war zweifelsohne ein großer Schock für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft, als ihr 2017 im EM-Viertelfinale von Rotterdam von einem Außenseiterteam die Grenzen aufgezeigt wurden. Die Däninnen waren es, die das hoch favorisierte Deutschland mit einem 2:1 aus dem Turnier warfen. Später standen die Skandinavierinnen sogar im Finale, unterlagen dort den gastgebenden Niederländerinnen aber mit 2:4.

Star im Team: Pernille Harder

Normalerweise spricht man im Zusammenhang mit den Däninnen gern davon, dass es eben ein Team ohne Stars sei. Und daher der Zusammenhalt so groß ist. Nur - so ist es nicht: In Pernille Harder haben die Rot-Weißen eine Spielerin in ihren Reihen, die deutlich hervorsticht.

Die 29-Jährige ist ein absoluter Weltstar - der teuerste, wie es heißt. Denn als sie 2020 den VfL Wolfsburg nach vier Spielzeiten in Richtung FC Chelsea verließ, kostete das den englischen Klub eine Ablöse von etwa 330.000 Euro - Rekord im Frauenfußball.

Harder - Rekorde, wohin man schaut

Harders Statistiken sind imposant. Neben der zweifachen Auszeichnung als "Europas Fußballerin des Jahres" (2018, 2020) hat sie drei Nominierungen für den begehrten Ballon d'Or vorzuweisen. Seit 2016 gewann sie in jedem Jahr die Meisterschaft, bis jetzt in drei verschiedenen Ländern und Ligen. Die Torjägerin hat sich seit ihrem Debüt 2012 vor allem in der Nationalmannschaft zur unangefochtenen Leaderin gemausert. Mit 68 Treffern in 134 Einsätzen ist sie die beste Torschützin in der Geschichte des Landes.

Harder also - aber was hat Dänemark sonst noch so zu bieten? Harder selbst führt da eben doch wieder jenen Teamgeist an, der für dänische Sportler so charakteristisch ist. "Ich denke, wir haben eine großartige Bindung, die wir in den letzten Jahren aufgebaut haben. Es ist ein Gefühl, immer das Beste füreinander zu wollen", sagt sie in einem Interview der UEFA.

Ärger um Katar-Engagement von Nadim

Erschüttert wurde der gepriesene Teamgeist im Vorfeld jedoch von der Aufregung um Nadia Nadim, die als Botschafterin für die Männer-WM in Katar auftritt. Ausgerechnet Nadim, die als Kind vor den Mördern ihres Vaters aus Afghanistan geflüchtet war und zum Vorbild für gelebte Integration wurde. Die Ärztin und "Dänin des Jahres", engagierte Kämpferin für Minderheiten, hat nicht nur Verbandsdirektor Peter Möller "super verärgert und enttäuscht". Die Botschafterrolle der 100-maligen Nationalspielerin gehe "gegen alles, wofür wir stehen", schimpfte er. Die dänische Flüchtlingshilfe und UNESCO Dänemark haben ihre Zusammenarbeit mit Nadim beendet.

Die dänische Fußball-Nationalspielerin Nadia Nadim.

Reizfigur wegen ihres Katar-Engagements: Nadia Nadim.

Harder: "Ich hätte das nicht gemacht"

Auch Mitspielerinnen sehen Nadims Engagement für den umstrittenen Wüstenstaat kritisch. "Ich hätte das nicht gemacht", sagte Harder, die mit der schwedischen Nationalspieleri Magdalena Eriksson zusammenlebt und das Thema Menschenrechte in Katar auch vor diesem Hintergrund kritisch sieht. Um die Wogen zu glätten, erklärte Nadim, sie wolle dafür kämpfen, dass sich Harder und deren Freundin irgendwann auch in Katar auf der Straße küssen dürften. Harder glaubt nicht daran, dass sie Erfolg hat. Auf dem Platz wolle das Team nun "die Politik beiseite schieben".

Linksverteidigerin Svava beeindruckt

Eine Überraschung wie 2017 - das erhoffen sie sich natürlich in Dänemark. Trainer Lars Søndergaard, seit 2017 im Amt, kann auf eine eingespielte Mannschaft mit einigen interessanten Talenten zurückgreifen.

Allen voran Sofie Svava fällt aktuell ins Auge, wenn es um die Juwelen im Kader geht. Die Linksverteidigerin schaffte das Kunststück, in einer Saison mit gleich zwei Vereinen Landesmeister zu werden. 2019 gewann sie zunächst mit Bröndby den dänischen Titel, wechselte zum schwedischen Erstligisten FC Rosengard, mit dem sie dann auch gleich Meister wurde.

Dass die heute 21-Jährige das Zeug zum internationalen Star hat, glauben sie vor allem in Spanien. Dorthin wechselte sie im vergangenen Winter vom VfL Wolfsburg - seither ist sie für Real Madrid unterwegs. Vielleicht haben die Däninnen also doch mehr als nur eine Starspielerin.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 06.07.2022 | 20:15 Uhr