Die norwegischen Nationalspielerinnen Guro Reiten und Ada Hegerberg  auf dem Platz.

Finale in Gruppe A Norwegen droht gegen Österreich das Aus

Stand: 15.07.2022 09:12 Uhr

Die große Chance ist da: Österreich könnte statt Favorit Norwegen in die K.o.-Runde einziehen. Beide Teams stehen sich heute in Brighton im Finale der Gruppe A gegenüber. Den Österreicherinnen genügt bereits ein Remis zum Weiterkommen.

Es klang ein bisschen wie das bange Rufen im dunklen Wald: "Die Chance ist immer noch da. Wenn es jemandem gelingen kann, mit derartigen Rückschlägen umzugehen, dann ist es diese charakterstarke Gruppe", meinte Norwegens Frauen-Nationaltrainer Martin Sjögren am Tag vor dem großen Finale in Gruppe A: Norwegen spielt heute um 21 Uhr (live im Ersten und bei sportschau.de) in Brighton gegen Österreich.

Nach der 0:8-Pleite gegen England hilft den Skandinavierinnen nur eines: ein Sieg. Ansonsten fahren sie - als einer der Favoriten ins Turnier gestartet - frühzeitig nach Hause. Sjögren sprach im Zusammenhang mit der historischen Niederlage gegen die Gastgeberinnen von einem "abscheulichen Abend".

"Stolz zurückerkämpfen"

Er sagt aber trotzig: "Wir arbeiten hart, um den Turnaround zu schaffen." Und er findet: "Das Gute ist, dass wir weiter alles in unserer Hand haben. Wir haben eine gute Chance, noch ins Viertelfinale einzuziehen."

Unstrittig ist: Vor allem die Defensivleistung gegen die Engländerinnen war katastrophal und führte zur bislang höchsten EM-Niederlage. "Wir wollen uns unseren Stolz zurückerkämpfen und Norwegen in einem besseren Licht präsentieren ", verspricht Stürmerstar Ada Hegerberg von Champions-League-Sieger Olympique Lyon.

Norwegens Nationaltrainer Martin Sjögren spricht beim Training mit mehreren Spielerinnen.

Es geht "um alles": Norwegen mit Trainer Sjögren.

Die Qualitäten der Norwegerinnen sind eigentlich bekannt: Neben Angreiferin Hegerberg, die von vielen Experten noch immer als eine der besten Stürmerinnen der Welt angesehen wird, hat Norwegen vor allem in der Offensive wirklich viel zu bieten: Dribbelkünstlerin Caroline Graham Hansen und Ingrid Syrstad Engen sind bei Champions-League-Finalist FC Barcelona nicht wegzudenken, bei Guro Reiten ist das bei Chelsea so.

Fuhrmann: Verwundetes Tier = gefährliches Tier

Entsprechend groß ist der Respekt der Österreicherinnen, die vor fünf Jahren überraschend bis ins Halbfinale vorgestoßen waren, vor dem kommenden Gegner: Wir wissen, wie stark Norwegen agieren kann", sagt ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. Die Trainerin glaubt: "Gegen England ist bei Norwegen vor allem im Kopf sehr viel schiefgegangen." Und ergänzte: "Ein verwundetes Tier ist ein gefährliches Tier."

Und natürlich hat sie ein klein wenig Hoffnung, dass die herbe Pleite noch ein wenig in den Kleidern der Norwegerinnen hängt: "Sicher kann so eine Niederlage Spuren hinterlassen. Ich hoffe, dass sie noch darunter leiden."

Ihr gegen Norwegen insgesamt noch siegloses Team hat mit dem "Gruppenfinale" ein Mindestziel schon erreicht. Zufriedengeben will man sich aber mit dem Erreichten nicht. "Jeder will weiterkommen. Wer da Underdog und wer Favorit ist - das ist in einem solchen Spiel nicht wichtig", glaubt Angreiferin Nicole Billa. Die Top-Angreiferin von der TSG Hoffenheim ist selbst bisher noch recht blass geblieben. "Sie kriegt bisher die Bälle nicht, die sie braucht", glaubt Trainerin Fuhrmann.

"Können ihnen wehtun"

Gegen Norwegen fordert sie von ihren Spielerinnen vor allem offensiv eine bessere Leistung: "Wenn wir wieder am Limit performen, bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir nicht nur Nadelstiche setzen können. Wir können ihnen dann auch im Pressing wehtun", glaubt Fuhrmann. Und dann sollte es zumindest mit dem nötigen Unentschieden klappen.