Sarina Wiegman (r.), Trainerin der englischen Frauen-Nationalmannschaft,  sitzt neben ihrem Assistenten Arjan Veurink auf der Bank.

Viertelfinale gegen Spanien England - wenn ein Virus zum gefährlichsten Gegner wird

Stand: 20.07.2022 18:26 Uhr

Kein Gegner konnte England bisher bei der Euro das Wasser reichen. Auch vor dem Viertelfinal-Duell mit Spanien ist den Turnier-Gastgeberinnen nicht bange. Eher schon vor etwas ganz anderem. Es ist das Coronavirus, das einer ganzen Fußballnation Sorgen bereitet.

Nicht wenige Experten und Fans der EM 2022 glauben, dass Englands schwerster Gegner mitnichten auf dem Spielfeld zu suchen ist. Sondern eher daneben. Im Hotel möglicherweise. Und er hört auf den Namen Covid-19. Oder Corona. Denn seit Sarina Wiegman Mitte letzter Woche positiv getestet wurde, hing die Viruserkrankung wie ein Damoklesschwert über dem Team der Gastgeberinnen - auch wenn die Trainerin nach einem negativen Test heute Abend in Brighton beim Viertelfinalspiel gegen Spanien wieder auf der Bank sitzen wird.

Ängstliche Blicke auf die Test-Resultate

Wiegman hatte in den Tagen und Stunden vor ihrer Erkrankung Kontakt mit fast allen Mitgliedern des Teams und des Staffs. Entsprechend ängstlich blicken immer noch alle auf die Resultate der Corona-Tests. Das kleine Wunder: Bis auf den Befund bei Ersatztorhüterin Hannah Hampton waren bislang alle Untersuchungen negativ. "Es ist sehr unglücklich, man will so was nicht. Aber alle wissen, was zu tun ist", sagte Wiegman.

Auch ohne die Startrainerin blieben die Gastgeberinnen auf Kurs. Unter der Leitung von Co-Trainer Arjan Veurink wurde Nordirland locker mit 5:0 besiegt.

Spanien?- "Ungefährlich"

Daher sprach in den vergangenen Tagen auch kaum jemand über den kommenden Gegner. Spanien - ein technisch starkes Team. Aber ohne Durchschlagskraft. "Ungefährlich" - so der Tenor in den englischen Medien. Tatsächlich haben sich die Ibererinnen, die in Jennifer Hermoso und Alexia Putellas schon vor dem Turnier ihre zwei stärksten Torjägerinnen durch Verletzung verloren, mehr schlecht als recht durch die Vorrunde gemogelt. Der Wucht der Engländerinnen werden sie kaum Paroli bieten können - so die einhellige Meinung.

Beth Mead (l.) aus England und ihre Teamkollegin Ellen White zeigen sich Eulenaugen zum Jubel

Kaum zu stoppen: Englands Angreiferinnen Beth Mead (l.) und Ellen White.

Am ehesten sollte man bei England ein Augenmerk darauf legen, nicht allzu viele Standards der Spanierinnen zuzulassen. Vier der bisher fünf erzielten Treffer markierten sie mit Kopfbällen, der fünfte Treffer war ein Elfmeter.

England bisher herausragend

Die Engländerinnen waren das herausragende Team der Gruppenphase mit drei Siegen ohne Gegentor und einer langen Liste von Rekorden. Das 8:0 gegen
Norwegen war der höchste Sieg bei einer EM, Männerturniere eingeschlossen. Mit 14 Toren in der Vorrunde übertrumpfte England die bisherige Bestmarke von elf Treffern, die Deutschland bei der Heim-EM 2001 aufgestellt hatte. Rechtsaußen Beth Mead ist mit fünf Treffern die beste Torschützin in einer EM-Vorrunde.

Assistenztrainer Veurink sprach mit den Pressevertretern dann auch lieber über das eigene Vorbereitungsprogramm als über den kommenden Gegner. "Erholung ist in diesen Tagen das Wichtigste", sagte der Interimscoach. "Die Spielerinnen sollen sich ausruhen und ein wenig Spaß haben", so Veurink.

Spaß an Alessia Russo

Mit dabei ist dann natürlich auch Alessia Russo, die wohl überraschendste Figur derzeit im englischen Lager. Für Rekord-Torjägerin Ellen White in der Halbzeit des Nordirland-Spiels eingewechselt, brauchte die 23-Jährige nur ein paar Minuten, um gleich zwei Treffer zu erzielen. Schon beim 8:0 gegen Norwegen war ihr als Einwechselspielerin ein Tor gelungen.

Interviews gibt die Stürmerin von Manchester United schon wie ein alter Hase: "Ich glaube, dass wir eine gute Vorrunde gezeigt haben", sagte sie nach dem Nordirland-Spiel. Und fügte hinzu: "Aber es gibt Vieles, was wir noch verbessern können und müssen." Das hätten Worte von Sarina Wiegman sein können. Aber die war ja in Quarantäne.