Marcus Rashford, England

FIFA WM 2022 Marcus Rashford - der englische Stehaufmann

Stand: 03.12.2022 17:27 Uhr

Marcus Rashford hat in seiner Karriere schon harte Rückschläge hinnehmen müssen. Bei der WM glänzt Englands Toptorschütze und könnte auf den Weg zu einer erfolgreichen Karriere zurückkehren.

Die englische Nationalmannschaft stellt wie schon bei der WM 2018 den besten Torschützen im Turnier nach der Gruppenphase. Nur ist es nicht Harry Kane, der mit mit sechs Treffern in Russland den Knipsertitel gewann, sondern Marcus Rashford. Wie vier weitere Spieler traf der 25-Jährige dreimal - im Vergleich ist er jedoch der effektivste, nur Alvaro Morata (126 Spielminuten) kam von den Toptorjägern nur annähernd so kurz zum Einsatz wie Rashford (107 Minuten).

Rashfords starke WM-Auftritte überraschen

Der Offensivspieler von Manchester United gehört unter Trainer Gareth Southgate schon lange nicht zur ersten Garde. Seine Nominierung für das WM-Turnier ist die Folge einer starken Hinrunde im Klub, seine starken Leistungen in Katar überraschen dennoch.

Seit der EM im Sommer 2021 gehörte Rashford nicht mehr zum englischen Kader, zunächst fehlte er aufgrund einer Schulterverletzung, in diesem Kalenderjahr berücksichtigte ihn Southgate schlicht nicht.

Ein Spieler für das Besondere

Jetzt ist der 52-Jährige jedoch begeistert von dem, was ihm Rashford anbietet. "Man sieht es bei ihm im Klub, dass er glücklich ist und gute Leistungen zeigt in dieser Saison. Wir haben eine ganz andere Version als bei der EM letzten Sommer. Er hat dafür gesorgt, dass er diese speziellen Momente schafft", sagte Southgate.

Da, bei der Euro 2021, schenkte der englische Trainer seinem Schützling nur in einem Moment so richtig das Vertrauen - und wurde nicht bestätigt. Im Turnierverlauf war Rashford bis zum Finaleinzug nur viermal als Joker zum Einsatz gekommen (82 Minuten), in zwei Spielen sogar gar nicht.

Englands Sündenbock nach dem EM-Finale 2021

Auch im Endspiel gegen Italien saß er 119 Minuten lang auf der Ersatzbank. Southgate wechselte ihn kurz vor dem Abpfiff für das Elfmeterschießen ein, Rashford verschoss und war nach der englischen Niederlage Opfer von rassistischen Anfeindungen in den sozialen Medien.

Schwere Zeit überstanden, WM-Titel als Belohnung?

Es folgten auch sportliche Enttäuschungen, in Manchester gelang Rashford im Anschluss fast nichts mehr. Es musste ein Restart her - der auch mit Hilfe seines Nationaltrainers gelang. "Im Sommer hatte ich ein langes Gespräch mit ihm. Er hatte klare Ideen, wo er ansetzen muss", sagte Southgate. Das Resultat: Rashford glänzt wieder, hat bereits acht Pflichtspieltore vor der Winterpause erzielt - drei mehr als in der gesamten Vorsaison.

Der mannschaftliche Erfolg mit United bleibt noch aus, immerhin hat sich Manchester nach einem schwachen Start - auch dank Rashford - aber wieder auf Rang fünf hochgekämpft und die Zwischenrunde der Europa League erreicht. Mit der Nationalmannschaft träumt er dafür aber jetzt von dem ganz großen Wurf - dem ersten englischen Titel seit der WM 1966. "Ich habe riesige Ambitionen mit diesem Team. Ich glaube, wir können noch sehr viel weiter kommen", sagte Rashford.

Rashford will es sich und vielen anderen zeigen

Für ihn ist auf so vielen auch eine emotionale Sache. Diese Wochen sind wie ein Ankommen in einer Karriere, die nach seiner Premier-League-Premiere am 28. Februar 2016 im Alter von 18 Jahren mit einem Doppelpack gegen den FC Arsenal so verheißungsvoll gestartet war und schon so große Rückschläge mit sich brachte.

Freund stirbt an Krebs

Es ist der Kampf gegen die Kritiker und Beschimpfer, und der für einen geliebten Menschen, dem er seine beiden Treffer im letzten Gruppenspiel gegen Wales (3:0) widmete. "Leider habe ich vor ein paar Tagen einen Freund verloren, er hatte einen ziemlich langen Kampf gegen den Krebs", sagte Rashford.

Der Mann mit der Nummer elf ist nun der große Hoffnungsträger der Engländer. Rashford, der geächtete und das nach dem finalen EM-Elfmeterschießen verzweifelt am Boden liegende Toptalent. Er ist gereift, menschlich und spielerisch. Das will er am Sonntag (04.12.2022, Radio-Livereportage und Live-Ticker bei sportschau.de) im Achtelfinale gegen den Senegal erneut unter Beweis stellen. Es soll aber nur ein nächste Schritt Richtung WM-Titel sein.