Thomas Müller nachdenklich während der Pressekonferenz

FIFA WM 2022 Spielertrainer Müller stellt Plan gegen Costa Rica vor

Stand: 29.11.2022 14:48 Uhr

Deutschland braucht gegen Costa Rica möglicherweise sogar viele Tore, um ins Achtelfinale der WM einzuziehen. Wie das gelingen soll, stellte der Spieler Thomas Müller vor, detaillierter als es Bundestrainer in der Regel tun.

Von Marcus Bark, Doha

Es gibt eine Statistik, die gerne herausgekramt wird, wenn es um Thomas Müller bei großen Turnieren geht. In dessen Bilanz stehen zehn Tore in 18 Spielen bei einer Weltmeisterschaft, aber null Tore in 15 Spielen bei einer Europameisterschaft.

Auch deshalb gibt es eine Statistik über Thomas Müller bei der WM in Katar, die verwundert. Er kam am Dienstag (29.11.2022) während der Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) selbst darauf zu sprechen: "Als Offensivspieler bin ich mit null Torschüssen sicher nicht zufrieden."

Torschüsse bei der WM: Füllkrug drei - Müller null

Niclas Füllkrug, der neben ihm auf dem Podium saß, brachte es in gut 20 Einsatzminuten gegen Spanien auf drei Torschüsse, darunter den ersten und damit einzigen Treffer bei dieser WM aus dem Spiel heraus. Das Tor beim 1:2 gegen Japan resultierte aus einem Elfmeter, den İlkay Gündoğan verwandelte.

Am Donnerstag (01.12.2022, 20 Uhr MEZ, live im Ersten und bei sportschau.de) gegen Costa Rica wird die deutsche Mannschaft mindestens ein Tor benötigen, um ins Achtelfinale der WM einzuziehen. Möglicherweise braucht es aber auch einen sehr hohen Sieg, um ein frühzeitiges Scheitern zu verhindern. Sollte Japan gegen Spanien gewinnen, müsste die Auswahl des DFB die Spanier über die Tordifferenz überholen, und das ist angesichts von deren 7:0-Sieg gegen Costa Rica schwierig.

Ob die deutsche Mannschaft das schon beim Anpfiff einpreist, legte Müller in die Hände von Hansi Flick: "Das Trainerteam muss entscheiden, mit welcher Marschroute wir ins Spiel gehen. Es ist auf jeden Fall wichtig, das Ergebnis vom anderen Spiel genau zu beobachten."

"Co-Trainer" Müller fordert "viele Läufe in die Tiefe"

Den grundsätzlichen Plan unter der Annahme, dass Deutschland gegen vermutlich sehr defensiv eingestellte Costa Ricaner auf eine hohe Ballbesitzquote kommt, legte Müller dar, als sei er in den Trainerstab eingebunden. 

"Es wird immer wieder darum gehen, ganz viele Wege zu machen, auch kurze Wege in den Strafraum, wieder raus", sagte Müller. Außerdem forderte er "viele Läufe in die Tiefe". Die würden zwar häufig auch damit enden, dass der gestartete Spieler den Ball nicht bekomme, aber es gehe darum, "den Gegner aus seinen Positionen rauszuziehen".

Risikoaktionen in Strafraumnähe gefragt

Verteidiger aus Abwehrketten rücken zwar regelmäßig aus der Linie nach vorne oder lassen sich bei weiten Pässen nach hinten fallen, aber Positionswechsel in der Horizontale sollten vermieden werden. Genau die, so Müller, sollen bei Costa Rica provoziert werden: "Offensiv wird es bei uns auf viele gut abgestimmte Positionswechsel ankommen, auf gegenläufige Bewegungen."  Wichtig sei, in Nähe des Strafraums "in Risikoaktionen zu gehen, entweder durch ein Dribbling, durch einen Doppelpass, durch etwas Dynamisches". Das werde häufiger scheitern als gelingen, sei gegen eine "dicht gestaffelte Abwehr" aber zwingend nötig.

Kontersicherung - Vorbild FC Bayern

Da der Fußballspieler Müller gerade schon dabei war, den Plan genauer vorzustellen als es Fußballlehrer in der Regel tun, erklärte er auch noch die Gefahrenabwehr. "Eine gute Kontersicherung heißt nicht, dass du mit vier Leuten an der Mittellinie gegen einen Stürmer stehst, damit nichts passiert." Stattdessen komme es darauf an, "dass die ersten Anspielstationen in den Umschalträumen direkt zugestellt" werden. Als Vorbild diene sein Klub: "Wenn das bei Bayern ganz gut klappt, dann kommst du als Gegner gar nicht raus." Das habe Niclas Füllkrug bestätigt, der solche Erfahrungen mit Werder Bremen schon sammelte.

Trotz der ausführlichen Erklärungen von Thomas Müller blieben noch einige Fragen offen, vor allem die nach dem Personal gegen Costa Rica, etwa die nach dem zentralen Stürmer: Müller, wie gegen Spanien, oder Füllkrug? "Doofe Frage", sagte Füllkrug. Müller erinnerte daran, dass er noch als Spieler aktiv sei: "Das müssen sie den Trainer fragen."