WM-Qualifikation in Afrika Ghana - mit deutschem Know-how zur WM 2022?

Stand: 11.11.2021 06:00 Uhr

Sebastian Kehl und Michael Zorc haben die Sache abgenickt - Otto Addo von Borussia Dortmund könnte im "Nebenjob" auf den WM-Zug springen. Als Co-Trainer Ghanas steht er vor entscheidenden Spielen.

Versucht man dieser Tage, Otto Addo zu erreichen, empfiehlt es sich, ein wenig mehr Zeit einzuplanen. Der Mann ist gerade sehr beschäftigt. Die "normale" Arbeitswoche ist vollgestopft mit seiner Tätigkeit für Borussia Dortmund. Da hat der 46-Jährige den Job, sich um die größten Talente des Vereins zu kümmern.

Er fungiert gewissermaßen als Bindeglied zwischen dem Profiteam, der U23 sowie dem Leistungsbereich der Jugend - also den U19- und U17-Teams. Die jungen Leute mögen Addos bodenständige Art, seinen stets freundlichen Ton und Umgang. Es ist eine interessante Beschäftigung, aber auch sehr aufwändig.

Seit September Co-Trainer in Ghanas Nationalmannschaft

Umso erstaunlicher, dass sich der gebürtige Hamburger vor wenigen Wochen dazu überreden ließ, auch noch einen anderen Job zu übernehmen: Er wurde Ende September als Co-Trainer in Ghanas Nationalmannschaft installiert. "Ich kümmere mich hauptsächlich um das Gegnerscouting und unsere daraus folgenden taktischen Maßnahmen", erklärt Addo.

Er ist einer von zwei Assistenten des serbischen Cheftrainers Milovac Rahevac, der das Amt von Charles Akonnor übernommen hat. Der musste gehen, nachdem die "Black Stars" Anfang September in einem der ersten WM-Quali-Spielen mit 0:1 in Südafrika verloren hatten.

Akonnor geht, Addo kommt

"Der ghanaische Fußballverband wollte noch einmal an allen möglichen Rädchen drehen, um die Qualifikation für die WM 2022 in Katar doch noch zu schaffen", erklärt Addo, der in Ghanas Fußball natürlich kein Unbekannter ist. Er war als Spieler beim Afrika-Cup 2000 in Ghana und Nigeria dabei, bei der WM 2006 in Deutschland kam er zu zwei 45-minütigen Einsätzen.

Als Addo nach seiner aktiven Karriere die Trainerlaufbahn einschlug, war man in Ghana natürlich auch gleich interessiert. Addo lernte seinen Job von der Pike auf: Machte seine ersten Schritte als Co-Trainer im Jugendbereich des Hamburger SV, rückte dort in den Seniorenbereich auf, um anschließend als "Co" weitere Erfahrungen in Dänemark unter Nordsjaellands Chefcoach Kaspar Hjulmand zu sammeln.

Baffoe als Verbindungsmann, Kuffour als Manager

Ehe er von Dieter Hecking ins Trainerteam bei Borussia Mönchengladbach geholt wurde. Schon damals arbeitete er zeitweise für Ghana, war unter anderem Gegner-Scout für das Team während der WM 2014 in Brasilien.

Mit seinen Engagements in Afrika hat im Übrigen immer auch ein anderer Deutsch-Ghanaer zu tun: Anthony Baffoe. "Mit ihm verbindet mich schon seit über 20 Jahren eine enge Freundschaft", sagt Addo.

Baffoe, der in den vergangenen Jahren Karriere auf der Funktionärsebene machte und sowohl beim afrikanischen Fußballverband CAF wie auch beim Weltverband FIFA hochrangig etabliert ist, kümmerte sich immer auch um sein Heimatland. "Tony ist immer auf dem neuesten Stand, was Ghana betrifft und hilft auf allen Ebenen", weiß Addo.

Und noch einer ist dabei: Kürzlich wurde Ex-Bayern-Profi Samuel Kuffour als neuer Manager der ghanaischen Nationalmannschaft installiert.

"Müssen als Mannschaft funktionieren"

Alle drei wissen um die größten Schwächen des afrikanischen Fußballs und versuchen eigentlich ständig, ihre in Deutschland gelernte professionelle Mentalität ins Land ihrer Wurzeln einfließen zu lasen. Addo weiß ganz genau, worauf es beim ghanaischen Team in den kommenden Partien ankommen wird: "Es ist wie immer: Wir haben gute Einzelspieler. Aber wenn wir gegen Südafrika gewinnen wollen, müssen wir als Mannschaft funktionieren. Daran werden wir so intensiv wie möglich arbeiten müssen."

Ghana baggert schon - Afrika-Cup im Januar ist prestigeträchtig

Hauptberuflich aber ist Addo seit 2019 beim BVB - als Co-Trainer zuständig für die Top-Talente. "Ein Job, der mir Spaß macht und mich total ausfüllt", sagt Addo. Dennoch war er froh, als Sebastian Kehl und Michael Zorc dem Werben des ghanaischen Verbandes zustimmten und ihm die Freigabe für die Qualispiele Ghanas gaben. "Die Verabredung gilt nur für die Dauer der Qualispiele. Da reise ich zum Team ins Trainingslager und helfe", sagt Addo.

Das Engagement ist also eingeschränkt verabredet - wohl wissend, dass sie in Ghana natürlich schon auf ein intensiveres Einsteigen ihres Deutsch-Ghanaers hoffen. Schließlich ist bereits im Januar das prestigeträchtige Endturnier des Afrika-Cups in Kamerun.

Auch da könnten sie die fachliche Expertise Addos enorm gut gebrauchen. "Natürlich haben sie schon angefragt. Aber ich glaube nicht, dass das dann für mich möglich ist. Das liegt mitten in der deutschen Saison, da werde ich in Dortmund nicht fehlen können", glaubt Addo. Mal sehen.