Whistleblower Abdullah Ibhais

FIFA WM 2022 Folter vor WM 2022? Familie von Whistleblower Abdullah Ibhais erhebt Vorwürfe

Stand: 08.12.2022 09:09 Uhr

Der seit knapp einem Jahr inhaftierte Whistleblower Abdullah Ibhais ist nach Angaben seiner Familie kurz vor Beginn der WM 2022 gefoltert worden. Die Menschenrechtsorganisationn "Fair Square" veröffentlichte einen Brief seiner Angehörigen, in dem schwere Vorwürfe erhoben werden.

Darin heißt es, dass Ibhais vier Tage "in völliger Dunkelheit in Einzelhaft" verbracht habe, nachdem er "körperlich angegriffen" worden sei.

Ibhais berichtet von seinen Torturen

Auch Abdullah Ibhais selbst kommt in dem Schreiben zu Wort und beschreibt seine Qualen. "Die Klimaanlage lief auf Hochtouren und wurde als Folterinstrument eingesetzt", heißt es von seiner Seite. Er habe sich in einer zwei mal ein Meter großen Zelle mit einem Loch im Boden als Toilette und bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt" befunden. "Ich bin von den Gefängniswärtern angegriffen worden und hatte bereits viele blaue Flecken - und trotzdem war vier Tage lang die eiskalte Luft auf mich gerichtet. Ich habe kaum geschlafen."

Vorwürfe an die FIFA

Von Seiten der Familie von Ibhais werden in dem Brief auch Vorwürfe an die FIFA und ihren Präsidenten Gianni Infantino geäußert. Der Weltverband handle "gefühlos und gleichgültig", so dass es "unsere Familie auseinanderreißt". Die FIFA wird in dem Schreiben aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und für die Einhaltung der Menschenrechte zu sorgen.

Der Brief war zudem mit einem Appell versehen: "Wir fordern die katarischen Behörden auf, Abdullah unverzüglich freizulassen. Wir bitten alle Menschenrechtsorganisationen, Journalisten, Aktivisten, Spieler und die Zuschauer der WM 2022, die Freilassung Abdullahs zu verlangen."

Schließlich wurden die FIFA und das Organisationskomitees der WM 2022 noch um eine Stellungnahme gebeten. Beide bestätigten dem britischen "Guardian", dass sie von dem Schreiben und seinem Inhalt Kenntnis hätten.

Seit Anfang November in Einzelhaft

Bereits im Vorfeld der WM war die Inhaftierung von Abdullah Ibhais ein großes Thema. Kurz vor Turnierbeginn hatte sein Bruder Ziad Ibhais in einem exklusiven Interview mit der Sportschau gesagt, dass sich Abdullah Ibhais Haftbedingungen deutlich verschlechtert hätten. Zudem hatte er angegeben, dass sein Bruder seit 2. November in Einzelhaft sitze.

Ibhais, der aus Jordanien stammt, war Kommunikationsdirektor des Organisationskomitees der WM in Katar. Er sitzt nun seit einem Jahr im Gefängnis. Am 15. Dezember 2021 hatte das Berufungsgericht in der Hauptstadt Doha die Strafe bestätigt.

Er hatte sich unter anderem für streikende Wanderarbeiter eingesetzt. Offiziell war ihm zur Last gelegt worden, Bestechungsgelder angenommen zu haben. Er bestreitet das.

Im Oktober 2021 hatte die Sportschau zusammen mit dem norwegischen Fußballmagazin "Josimar" exklusiv über seinen Fall berichtet.