"Zu Gast bei Fremden" - der Blog zum Arab Cup in Katar Blog: Verbesserte Gesetze, schwarze Schafe - Katar und seine Bauarbeiter

Stand: 07.12.2021 12:30 Uhr

Der Arab Cup in Katar ist ein Testlauf für die WM 2022. Sportschau-Autor Olaf Jansen berichtet über seine Erlebnisse vor Ort. Im siebten Teil des Blogs geht es um die Arbeiter auf den Baustellen.

Labid und Taif sind beeindruckt, als ich ihnen erzähle, dass ich extra für den FIFA Arab Cup nach Katar gekommen bin. Die beiden Bauarbeiter sitzen an einer der vielen großen Ausfallstraßen Dohas und warten auf den Kleinbus, der sie zu ihrer Baustelle bringen soll: einem Neubau eines Apartmentkomplexes in einem Außenbezirk.

Etwa 250 Euro pro Monat

"In den Stadien haben wir auch gearbeitet“, erzählen sie, als sie hören, dass ich aus Europa angereist bin. Stolz zeigen sie Bilder auf ihren Handys, auf denen sie in den wachsenden Arenen bei der Arbeit zu sehen sind. "Das waren eigentlich bisher unsere besten Baustellen“, sagen sie. Als Verputzer und Maurer hätten sie gute Arbeitsbedingungen gehabt. Zehn-Stunden-Schichten pro Tag – das sei normal in Katar. "Aber es ging uns nicht schlecht. Wir hatten immer genügend Trinkwasser, das uns in Kanistern bereitgestellt wurde. Und mittags haben alle etwas zu essen bekommen“, sagt Labid.

Auf meine Nachfrage nach Arbeiterstreiks wegen ausbleibender Löhne und fehlendem Arbeitsschutz, antwortet er: "Kann sein, dass es die gab. Aber nicht bei unseren Leuten. Seit ich hier bin, kriege ich pro Monat 1.000 Rial (umgerechnet etwa 250 Euro, d. Red.) ausgezahlt. Ich habe noch nie auf das Geld warten müssen.“ Für ihn sei das viel, sagt er: "In Pakistan kann ich noch nicht einmal ein Viertel davon verdienen.

Immer noch "schwarze Schafe" beim Arbeiterschutz

Es gibt, so höre ich, nach wie vor schwarze Schafe unter den Bauunternehmern, die sich nicht an die neuen Gesetze zum Arbeiterschutz halten, die von der Regierung 2015 erlassen wurden. Vieles ist seither aber offenbar tatsächlich schon besser geworden.

Ganesh aus Bangladesch treffe ich bei einem Spaziergang an der Küstenstraße. "Ich kenne ein paar Kollegen, die haben schon wieder zwei Monate ihr Gehalt nicht bekommen“, sagt er. Gemeinsam mit seinem Kumpel Jeevan arbeitet er an einer neuen Straßenzufahrt zur "Corniche“. "Natürlich wäre ich lieber in der Heimat bei meiner Familie. Aber das geht nicht, dort gibt es keine Arbeit.“ Ich spreche ihn an auf die vielen Toten, die es offenbar auf den WM-Baustellen gegeben hat. "Ja“, sagt er, "Unfälle passieren. Aber hier eigentlich viel weniger als zum Beispiel auf Baustellen in Bangladesch.“ Katar sei eben ein reiches Land. "Es gibt hier ein riesiges Krankenhaus (die "Hamad"-Klinik, d. Red.), da können alle hin. Man wird umsonst behandelt“, sagt er.

Arbeiter dürfen nicht mit Medienvertretern sprechen

Ich habe im Laufe meiner Tage hier in Doha mit vielen Arbeitern aus asiatischen Entwicklungsländern gesprochen, die in Katar einen Job auf einer der zahlreichen Baustellen gefunden haben. Diese Gespräche verliefen allesamt "off the record“ und mehr oder weniger heimlich. Denn nach der Kritik aus Europa an – so der Vorwurf – "menschenunwürdigen Arbeitsverhältnissen“ wird den Arbeitern verboten, mit Medienvertretern zu reden.

Labid und Taif aus Pakistan und Ganeesh aus Bangladesch sprachen – wie noch einige andere -  trotzdem mit mir. Eigentlich heißen sie anders. Um sie zu schützen, ist es aber besser, ihre echten Namen nicht zu nennen.

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