"Zu Gast bei Fremden" - der Blog zum Arab Cup in Katar Blog: Ganz "persönliche Betreuung" beim FIFA Arab Cup

Stand: 03.12.2021 21:17 Uhr

Der Arab Cup in Katar ist ein Testlauf für die WM 2022. Sportschau-Autor Olaf Jansen berichtet über seine Erlebnisse vor Ort. Im vierten Teil des Blogs geht es um digitale Fußabdrücke in Doha.

Als ich meine Reise nach Katar geplant habe, war mir natürlich klar: Ich fahre in ein Emirat. Menschenrechte und Demokratie? Hm. Zudem war mir klar: Die Herrscher rund um den Emir haben mittlerweile eine kurze Zündschnur, was kritische Medienvertreter aus Europa betrifft. 

Nach gut einer Woche weiß ich: Man hat ein Auge auf mich geworfen in Katar. Schon mit meinem Eintritt ins Land habe ich praktisch einen Großteil meiner Persönlichkeitsrechte für die Zeit meines Aufenthalts abgegeben.

Alle relevanten persönlichen Daten gespeichert

Wie es dazu kommen konnte? Ganz einfach: Katar ist komplett durchdigitalisiert. Ich hatte bereits bei einem meiner vorherigen Blogs davon erzählt, dass nur derjenige Eintritt in die U-Bahn, Einkaufs-Mall oder irgendein öffentliches Gebäude erhält, der stets sein Handy griffbereit mit sich herumträgt und seinen "Grün"-Status auf der "Etheraz"-App vorweisen kann.

Eigentlich ist das eine Art Covid-Pass, doch er enthält auch Daten wie Pass-Nummer, Mailadresse und Nummer der Handy-Sim-Karte. Versäume ich zum Beispiel einmal den alle paar Tage anstehenden obligatorischen Covid-PCR-Test, werde ich freundlich per Mail darauf hingewiesen. Allein schon mittels dieses Werkzeugs ist mein Bewegungs-Cluster grob nachvollziehbar.

Komplettes Bewegungsmuster nachvollziehbar

Man hat man mich zudem mit ein paar weiteren digitalen Stempeln versehen. Ich habe einen Medien-Ausweis mit Chip-Karte erhalten, auf dem ebenfalls Passnummer, Geburtsdatum und Handynummer gespeichert sind. Wann immer ich einen Stadionbereich oder ein Medienzentrum betrete, wird dieser Ausweis gescannt. Gestern hab ich einem Mitarbeiter des Medienzentrums eine Frage gestellt, die nicht gleich zu klären war. Er versprach aber, mir Bescheid zu geben. Als ich ihm meine Handynummer geben wollte, lächelte er nur: "Brauche ich nicht."

Man hat uns Journalisten auch mit einer U-Bahn-Dauerkarte ausgestattet, die mit dem Medien-Ausweis verknüpft ist. Diese Karte wird bei jedem Ein- oder Austritt der örtlichen Metro oder einem öffentlichen Bus ausgelesen – hier ist nun also spätestens mein komplettes Bewegungsmuster nachvollziehbar.

Eine App ist Pflicht

Tja, man mag sagen: Wer als kritischer Journalist durch die Lande reist, muss sich mit derlei persönlicher Betreuung halt herumplagen. Ist halt so. Doch ich darf prophezeien: Es wird auch Fußballfans, die im nächsten Jahr zur WM anreisen, kaum anders gehen. Schon jetzt beim Arab-Cup kann Tickets für den Stadionbesuch nur derjenige erwerben, der sich vorher ähnlich hat registrieren lassen. Die Etheraz-App ist für jeden Pflicht.

Und was bei mir ein Medienausweis ist, heißt beim Fußball-Anhänger "Fan-ID". Ausschließlich mit jener Chipkarte, auf der ebenfalls alle relevanten persönlichen Daten gespeichert sind, über die auch mein Medienausweis so verfügt, ist man berechtigt, Eintrittskarten fürs Stadion zu erwerben. Gute Organisation oder Überwachung? Das muss jeder für sich entscheiden. Auch, ob er unter diesen Voraussetzungen überhaupt nächstes Jahr zur WM reisen möchte.

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