"Zu Gast bei Fremden" - der Blog zum Arab Cup in Katar Blog: Katar – wo die Diesel-Generatoren nie verstummen

Stand: 07.12.2021 12:30 Uhr

Der Arab Cup in Katar ist ein Testlauf für die WM 2022. Sportschau-Autor Olaf Jansen berichtet über seine Erlebnisse vor Ort. Im sechsten Teil des Blogs geht es um die Klimaanlagen in Fußballstadien.

Es brummt und dröhnt rund um Katars WM-Stadien, die dieser Tage bereits für den FIFA Arab Cup genutzt werden. Mit Ausnahme des 974-Stadions, das in der Nähe des Hafens liegt, werden alle Arenen mit gewaltigen Klimaanlagen auf rund 22 Grad Innentemperatur heruntergekühlt. Dafür ist viel Energie nötig, die aus dem Stromnetz gespeist wird. Dieselgeneratoren versorgen Zelte und temporäre Bauten - daher der ständige Lärm.

Ist das wirklich nötig? Aktuell herrschen in Doha und Umgebung abends nur zwischen 23 und 25 Grad, man könnte es auch hervorragend ohne die Kühlmaschinen aushalten. Aber die Anlagen wollen ja getestet werden, schließlich gründeten sich die größten Zweifel in der FIFA-Welt an einer WM in Katar an den Temperaturen von bis zu 45 Grad, die hier im Sommer erreicht werden. Also rein mit den Klimaanlagen in die Stadien – daran sollte es nicht scheitern.

Eher keine klimaneutrale WM in Katar

Es darf in diesem Zusammenhang aber die Frage erlaubt sein, wie der Golfstaat und die FIFA ihr groß angekündigtes Ziel erreichen wollen, in Katar die erste klimaneutrale WM der Geschichte auszutragen. Sogenannte Klimaneutralität wird erreicht, wenn sich der Ausstoß von Treibhausgasen und die Fähigkeit des Ökosystems, diese aufzunehmen, im Gleichgewicht befinden.

Um die Bilanz zu begradigen, wurden in Doha und Umgebung etwa eine Million neuer Bäume gepflanzt. Deren verzweifelte Versuche, in einer der trockensten Regionen der Welt heranzuwachsen, lässt sich bei einem Gang durch die Stadt beobachten. Man sieht dann auch die ständige künstliche Wasserzufuhr. In Doha sind Tausende von Kilometern an Sprinklerschläuchen verlegt, die dem wertvollen Grün das wertvolle Nass zuführen.

Katar ist das Land mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf weltweit

Um jenes benötigte Wasser wiederum zu bekommen, verfügt Katar mittlerweile über zehn riesige Meerwasser-Entsalzungsanlagen. Die allerdings auch wieder – ihr ahnt es schon - mit einem hohen Energieaufwand betrieben werden müssen. Meine Vermutung: Dieser Energieverbrauch taucht nicht auf in der WM-Bilanz. Unter dem Strich kann sich das Land dies alles finanziell leisten – aber, auch das gehört zur Wahrheit: Katar war im Jahr 2020 laut der "International Energy Agency" das Land mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf weltweit.

Was am Konsumverhalten liegt, das nicht selten grotesk wirkt. In der Mall im Wüsten-Stadtteil Aziziya liegt eingebettet in Supermarkt und Edelboutiquen eine große Eislaufbahn, auf der sich nachmittags Eishockeyspieler vergnügen. Im Ortsteil Lusail entsteht zudem gerade eine riesige Skihalle. Schön kühl ist es da.

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