WM-Qualifikation Emotionaler Kuntz darf weiter von Katar träumen

Stand: 12.10.2021 12:56 Uhr

Ein später Sieg in Lettland hält die Türkei im vagen Rennen um die WM-Qualifikation und treibt Trainer Stefan Kuntz Tränen in die Augen. Für die Reise nach Katar müssen die Türken aber auf einen Patzer der Norweger hoffen.

Stefan Kuntz weinte. Er rieb sich die Augen, die Tränen flossen - aus purer Erleichterung. Das Drama mit der Rettung in allerletzter Sekunde hatte ihn völlig mitgenommen. Kuntz musste sich mit den Händen auf seinen Knien abstützen, dann atmete der Nationaltrainer der Türkei in seiner dicken Daunenjacke erst einmal kräftig durch - sein Team darf weiter von der WM in Katar träumen.

"Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte Kuntz, nachdem Burak Yilmaz die Türkei in der neunten Minute der Nachspielzeit per Foulelfmeter zum umjubelten 2:1 (0:0) gegen Lettland geschossen hatte: "Sie haben niemals aufgegeben."

Mit immer noch feuchten Augen und einem stolzen Lächeln berichtete der Saarländer Kuntz nach dem Nachspielzeit-Drama von nächtlichen Feiern in seiner Heimat. "Es ist wichtig, dass die Mannschaft die Fans hinter sich hat, nicht nur in der Türkei. Ich habe aus meiner Heimatstadt gehört, dass es von türkischen Fans einen Autokorso auf den Straßen gab. Die Beziehung zwischen dem Team und den Fans heilt langsam", sagte der türkische Nationaltrainer.

Gemäßigter Ton

Aus eigener Kraft können es die Türken zwar nicht mehr nach Katar schaffen, aber eine kleine Chance bleibt ihnen. Aus den verbleibenden zwei Spielen gegen Gibraltar und in Montenegro braucht die Türkei nun zwei Siege und muss zudem auf einen Patzer der Norweger am letzten Spieltag in den Niederlanden hoffen.

Wurde der 58 Jahre alte Kuntz nach dem 1:1 gegen Norwegen noch teilweise verhöhnt ("Die deutsche Impfung hat nicht gewirkt"), so wurde nun in den Printmedien ein gemäßigter Ton angeschlagen. "Kuntz braucht Zeit und Geduld. In nur zwei Spielen hätte er dennoch die Aufstellung, die Spielerauswahl, die Spielzüge verändern und seinen Unterschied zeigen können", hieß es in der Sportzeitung "Fotomac".

Die Tageszeitung "Takvim" kritisierte zwar, dass die Mannschaft kein System habe, befand aber: "Das Fußballglück war auf unserer Seite." Es ging auch noch mit ein wenig mehr Pathos. "Wir haben schlecht gespielt, wir können sagen, wir sind gestorben und wieder auferstanden", schrieb ein Kolumnist der Tageszeitung "Sabah", die dann auch feststellte: "Es ist nicht vorbei, bis die Türkei sagt, dass es vorbei ist." Und Hürriyet schrieb: "Wir haben noch Hoffnung".