Fußball WM-Organisatoren geben Ausbeutung von Arbeitern in Katar zu

Stand: 07.04.2022 07:17 Uhr

In Katar werden weiter Arbeitsmigranten ausgebeutet, manche sollen 84 Wochenstunden arbeiten. Das wirft Amnesty International privaten Sicherheitsfirmen in dem Land vor. Die Organisatoren der WM bestätigen die Vorwürfe.

Nach erneuten Vorwürfen von Amnesty International haben die WM-Organisatoren in Katar die Ausbeutung von Arbeitern im Zusammenhang mit Fußball-Turnieren in dem Land zugegeben.

Das berichtete die US-Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf eine Stellungnahme. Die Menschenrechtsorganisation hatte zuvor einen Bericht veröffentlicht und privaten Sicherheitsfirmen in Katar darin die Ausbeutung von Arbeitsmigranten vorgeworfen.

Bis zu 84 Wochenstunden

Diese seien "schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen" ausgesetzt, die "teilweise Zwangsarbeit" entsprächen, teilte Amnesty mit. So hätten Arbeiter gegen ihren Willen und unter Androhung von Strafen Arbeit verrichten müssen. "Manche von ihnen mussten bis zu 84 Wochenstunden arbeiten - und das mit dem Wissen der katarischen Regierung", kritisierte die Menschenrechtsorganisation.

In mehreren Bereichen nicht an Regeln gehalten

Drei Firmen hätten sich in mehreren Bereichen nicht an Regeln gehalten, hieß es in der Stellungnahme der WM-Organisatoren nach Angaben von AP. Betroffen waren demnach private Sicherheitsfirmen, die bei der Klub-WM und dem Arabien-Pokal eingespannt waren.

"Diese Verstöße waren absolut inakzeptabel und haben zu einer Reihe von Maßnahmen geführt, darunter das Platzieren von Auftragnehmern auf Beobachtungslisten oder schwarzen Listen, um zu verhindern, dass sie bei zukünftigen Projekten arbeiten - inklusive der FIFA-Weltmeisterschaft - bevor diese Auftragnehmer dem Arbeitsministerium für weitere Untersuchungen und Strafen gemeldet wurden", hieß es demnach.

"Kein freier Tag"

Amnesty berief sich für den neuen Bericht auf Gespräche mit Personal von acht Sicherheitsfirmen. Darin beklagen Mitarbeiter, ihnen würden freie Tage und Urlaub vorenthalten. "Wir arbeiten von Januar bis Januar, von Sonntag bis Sonntag, kein freier Tag", zitiert die Organisation einen Wachmann aus Uganda. Anderen Mitarbeitern sei der Lohn gekürzt worden, wenn sie wegen Krankheit nicht arbeiten konnten.

"Katarische Regierung nicht ernsthaft bemüht"

Mindestens drei Firmen hätten Sicherheitspersonal an WM-Projekte und Veranstaltungen des Weltverbandes FIFA ausgeliehen, hieß es. Auch hier seien einige der Wachmänner Zwangsarbeit ausgesetzt gewesen. "Unsere Erkenntnisse zeigen erneut, dass die katarische Regierung nicht ernsthaft darum bemüht ist, ihre eigenen Gesetze umzusetzen und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sie brechen", erklärte die Amnesty-Expertin für den Nahen Osten, Katja Müller-Fahlbusch.

Dem reichen Emirat werden immer wieder die Ausbeutung von Arbeitsmigranten und andere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Katars Regierung weist die Vorwürfe zurück und führt dabei Reformen an. So sei das Kafala-System abgebaut worden. Dieses bindet ausländische Arbeiter fest an einen einheimischen Bürgen wie einen Arbeitgeber und öffnet Ausbeutung häufig Tür und Tor. In Katar können Migranten laut Gesetz ohne Zustimmung ihres Arbeitgebers ausreisen oder den Job wechseln. Menschenrechtler kritisieren, offiziell sei das Kafala-System zwar abgeschafft, "de facto" aber noch da.

Die Fußball-WM beginnt am 21. November und geht bis zum 18. Dezember. Als Reaktion auf Menschenrechtsverletzungen waren in den vergangenen Monaten immer wieder Rufe nach einem Boykott laut geworden.