Fußball | DFB Ex-Präsidenten fordern Aus für Rainer Koch im DFB

Stand: 07.03.2022 17:02 Uhr

Der von Reinhard Grindel und Fritz Keller in der Sportschau geäußerten Kritik an Rainer Koch hat sich mit Theo Zwanziger ein weiterer ehemaliger Präsident des DFB angeschlossen. Das Trio fordert das Aus Kochs im DFB.

In einer Erklärung von Montag (07.03.2022), die der Sportschau vorliegt, appellieren Grindel, Keller und Zwanziger an die Delegierten des DFB-Bundestages: "Beenden Sie das System Koch und sorgen Sie für einen echten Neuanfang im DFB."

Konferenz der Verbandspräsidenten stellt sich hinter Koch

Die Konferenz der Landes- und Regionalverbandspräsidenten hat derweil die Erklärung der drei ehemaligen DFB-Präsidenten missbilligt. "Die Erklärung zielt ausschließlich auf die Beschädigung des Menschen Rainer Koch ab. Sie spaltet und beschädigt die Gemeinschaft aller Vereine, der Landesverbände und des DFB. Die Mitglieder der Konferenz stellen sich vor den Menschen Rainer Koch", teilte der DFB auf seiner Homepage mit.

Am Freitag (11.03.2022) tritt in Bonn der Bundestag zusammen, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Peter Peters und Bernd Neuendorf stehen zur Auswahl. Peters gilt als Kandidat des Profilagers, Neuendorf als Vertreter der Amateure.

Schon deshalb wird ihm eine Nähe zu Rainer Koch nachgesagt, der sich seit Jahren als Vertreter der Amateure geriert und faktisch auch "1. Vizepräsident Amateure" ist. Dazu will er sich in Bonn aber nicht mehr wählen lassen.

Koch gegen Sinning aus dem "Team Peters"

Stattdessen tritt er gegen Silke Sinning, die für das "Team Peter Peters" kandidiert, zur Wahl eines Vize-Präsidenten an, den der Süddeutsche Fußballverband stellen darf. Sinning gilt als Außenseiterin, genau wie Peters bei der Wahl zum Präsidenten, die laut der Satzung auf jeden Fall geheim durchzuführen sein wird.

Anträge auf geheime Abstimmung

Bei mehr als einem Kandidaten sind Wahlen grundsätzlich geheim, dies gilt dann auch bei dem Duell Koch gegen Sinning. Steht nur eine Kandidatin oder ein Kandidat zur Wahl, kann offen abgestimmt werden. Es gibt aber Anträge von Landesverbänden, die fordern, dass alle Abstimmungen geheim sein sollen. Hierdurch erhoffen sich die Widersacher Kochs, dass sich Delegierte aus dem Amateurlager gegen das Lager des aktuellen Interimspräsidenten Koch stellen, ohne sofort ausgemacht werden zu können.

Voraussetzung für ein Ende des "Systems Koch" sei, "dass alle Delegierten in geheimen Wahlen und ohne Druck über die Zukunft des DFB entscheiden können", heißt es in der Erklärung des Trios der ehemaligen Präsidenten.

Koch weist Vorwürfe zurück

Schon gegenüber der Sportschau und dem WDR-Magazin "Sport inside" hatten die jeweils vorzeitig als Präsidenten gescheiterten Grindel und Keller betont, dass der von beiden Präsidentschaftskandidaten Peters und Neuendorf beschworene Neuanfang kaum möglich sei, wenn Koch weiter im Präsidium sei.

Rettigs Rundumschlag gegen Peters

Drastische Kritik übte Ex-DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig, heute in selber Funktion beim Drittligisten Viktoria Köln, an Schalkes ehemaligen Finanzchef Peters: "Er hat einen der Top-Traditionsvereine in seiner fast 20-jährigen Verantwortung als Finanzchef nahezu in den wirtschaftlichen Ruin geführt. Auch als Aufsichtsrat der DFL ist er nicht durch kluge Entscheidungen aufgefallen", sagte er der "Frankfurter Rundschau".

Rettig holte noch weiter aus und sagte, Peters lasse "bei seinen öffentlichen Auftritten erkennen, dass er keinen moralischen sportpolitischen Kompass besitzt und ihm die Fähigkeit der Selbstreflexion fremd ist. Dass jemand, der seit 2007 mehr oder weniger in alle DFB-Entscheidungen involviert war, nun so tut, als hätte er damit nichts zu tun und jetzt als Präsidentschaftskandidat für einen Neuanfang stehen will - mit Verlaub: Da kann ich nur den Kopf schütteln."

Koch wehrt sich

Rainer Koch wies Vorwürfe von Intrigen und Durchstechereien von sich. Der Sportschau sagte er: "Die Aussagen von Reinhard Grindel und Fritz Keller sind absurd. Es handelt sich um pauschale diffamierende Äußerungen ohne jedwede Fakten und jede Substanz. Fakt ist jedoch, dass ausschließlich persönliche Verfehlungen zu den Rücktritten der beiden Herren geführt haben."

"Ich leide selbst am meisten darunter"

Die beklagten "Durchstechereien und Verunglimpfungen" gebe es "in der Tat seit vielen Jahren. Sie sind ein großes Übel und zweifelsfrei mitverantwortlich für das schlechte Image des DFB."

Allerdings, so Koch, leide er "selbst am meisten darunter. Auch ich werde seit langem ganz gezielt mit bösartigen Unwahrheiten angegangen."