DDR-Auswahl-Kapitän Bernd Bransch (r) 1974 beim Wimpeltausch mit Franz Beckenbauer.

Historischer Wimpel-Tausch mit Beckenbauer Trauer um ehemaligen DDR-Kapitän Bransch

Stand: 12.06.2022 11:51 Uhr

Der frühere Kapitän der DDR-Fußball-Nationalmannschaft Bernd Bransch ist tot. Wie sein langjähriger Verein Hallescher FC von der Familie erfuhr, starb der 77-Jährige nach langer Krankheit.

Die einzige WM-Teilnahme einer DDR-Fußball-Nationalmannschaft ist untrennbar mit dem Namen Bernd Bransch verbunden. Zunächst schoss der Libero und Kapitän das damals von Georg Buschner trainierte Team mit seinen zwei Toren beim 2:0 im Qualifikationsspiel gegen Rumänien fast im Alleingang zur Endrunde, dann führte er die DDR-Mannschaft in der Bundesrepublik als Kapitän aufs Feld.

Die Bilder vom Wimpel-Tausch mit BRD-Kapitän Franz Beckenbauer vor dem einzigen innerdeutschen Länderspiel in Hamburg gingen um die Welt. Am Samstag (11.06.2022) ist Bernd Bransch im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit gestorben, wie sein Heimatverein Hallescher FC von der Familie erfuhr.

Ein echter Hallenser

Es ist ein trauriges Jahr für den Fußball-Osten und seine einstigen Idole. Mit Bernd Bransch verstarb nun bereits der dritte äußerst prominente Akteur der "Goldenen Siebziger". Vor dem Hallenser hatten bereits Hans-Jürgen Dörner und Joachim Streich sowie der beliebte Trainer Gerd Schädlich die Welt verlassen.

Bransch war bis zuletzt ein echter Hallenser. Mit einer Ausnahme: Vor der WM-Saison 1973/74 war sein HFC abgestiegen. Um für die Nationalmannschaft weiter interessant zu sein, wechselte "Branscher" für eine Saison zum FC Carl Zeiss Jena und wurde mit den Thüringern FDGB-Pokalsieger - sein einziger Titel auf Klubebene.

Ansonsten spielte er knapp 300 Mal für den SC Chemie Halle und dem daraus hervorgegangenen HFC Chemie in der Oberliga. Seine schwärzeste Stunde im Fußball erlebte Bransch 1971 bei der Tragödie von Eindhoven, als der HFC beim verheerenden Hotel-Brand Mitspieler Wolfgang Hoffmann verlor.

Zweimal "DDR-Fußballer des Jahres"

"Im Namen aller Mitglieder, Aktiven, Fans, Sponsoren, Mitarbeiter und Gremienvertreter spreche ich der Familie von Bernd Bransch unser herzlichstes Beileid aus. Es liegt an uns allen, die Erinnerung an unser Ehrenmitglied, einen der bedeutendsten Persönlichkeiten des Vereins und wichtigsten Botschafter der Stadt Halle in Ehren zu halten und sein Vermächtnis fortzuführen", sagte HFC-Präsident Jens Rauschenbach.

Bransch, der als Stürmer begann und später in die Abwehr rückte, verkörperte einen selbstbewussten Abwehrchef mit dem Auge für entstehende Lücken. Mit seinem starken linken Bein markierte er manch wichtiges Tor, wie beim 3:1-Pokalsieg gegen Dynamo Dresden 1974 für Jena. Oder die beiden Treffer gegen Rumänien, jeweils nach indirekten Freistößen nach Vorarbeit von Peter Ducke. Insgesamt traf Bransch 43-mal in der Oberliga und dreimal für die Nationalmannschaft.

Dem HFC treu geblieben

Mit dem Nationaltem erlebte er seine Karriere-Höhepunkte. Nicht nur die WM-Teilnahme 1974 steht in seiner Vita. 1972 wurde er Olympia-Dritter, ehe der Olympiasieg 1976 in Montreal seiner Laufbahn die Krone aufsetzte. Allerdings war er da schon kein Stammspieler mehr, Dörner hatte ihn als Libero und Kapitän abgelöst. 1977 beendete der zweimalige "DDR-Fußballer des Jahres" seine Karriere.

Danach nahm Bransch ein Studium zum Ingenieurökonom auf, war Stadtrat für Jugend und Sport in Halle und später Vizepräsident des Stadtsportbundes Halle. Seinem HFC blieb er treu: Von 1983 bis 1992 war er Vorsitzender beziehungsweise Präsident des Halleschen FC, zeitweise auch Manager. Ab 2007 war er Berater des Klubs und saß auch mit 70 Jahren noch im Verwaltungsrat.