Fußball | Frauen-Initiative "Fußball kann mehr" verzichtet auf Kandidatin für DFB-Wahl

Stand: 15.12.2021 10:00 Uhr

Die Frauen-Initiative "Fußball kann mehr" will keine eigene Kandidatin für die Wahl des DFB-Präsidenten nominieren. Die Initiatorinnen kritisierten den Auswahlprozess beim DFB.

Das sagten die Mitbegründerinnen Katja Kraus und Almuth Schult der "Zeit". Das Ergebnis sei längst abgemacht, sagte die Nationalmannschafts-Torhüterin Schult. Die Landes- und Regionalverbände des DFB hatten sich zuletzt öffentlich für Mittelrheins Fußballverbandspräsidenten Bernd Neuendorf ausgesprochen.

Kraus kritisiert Verbandspräsidenten

"Ich habe den Eindruck, dass sich nahezu hundert Prozent der Fußballinteressierten eine Erneuerung des DFB wünschen, siebzehn Verbandspräsidenten, allesamt Männer, aber entscheiden, dass alles so weitergehen soll wie bisher", sagte Kraus, die früher HSV-Vorstandsmitglied war.

Seit dem Rücktritt von DFB-Boss Fritz Keller wird der weltgrößte Sportfachverband interimsmäßig von den Vizepräsidenten Rainer Koch und Peter Peters geführt. Der bisherige Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga hat bereits seine Kandidatur angekündigt und steht neben Neuendorf am 11. März 2022 zur Wahl.

Umfrage bei Fans: Mehrheit für Frauen in der DFB-Spitze

Die Fanbasis kann bislang mit keinem der beiden Präsidentschaftskandidaten etwas anfangen - dies geht zumindest aus einer Umfrage hervor, die der Sport-Informationsdienst (SID) in Auftrag gegeben hat. Demnach konnten 84,6 Prozent der Befragten die Rolle von Neuendorf im deutschen Fußball nicht so recht einschätzen. Den Namen Peters, langjähriger Finanz-Geschäftsführer von Schalke 04 und Vertreter der Profis im Präsidentenrennen kennen, kannten lediglich 36,3 Prozent der Befragten. Dagegen hielten es 60 Prozent für sinnvoll, wenn der DFB mehr qualifizierte weibliche Führungskräfte in die Spitze einbinden würde.

Papenburg: "Wir beobachten genau, was beim DFB passiert"

"Wir beobachten sehr genau, was im Moment gerade beim DFB passiert und stärken im Hintergrund unsere Strukturen", sagte Gaby Papenburg, Mitgründerin von "Fußball kann mehr" in der ARD-Sportschau. "Wir werden uns institutioneller aufstellen. Und es wird im Dezember ein neues Papier von uns geben, in dem wir unsere Gespräche mit den Verbänden und Vereinen auswerten und einen möglichen zukünftigen Weg aufzeigen.

Papenburg plädierte für eine Doppelspitze im DFB, unter Beteiligung einer Frau: "Es gibt so viele gravierende Probleme, die der Verband in Zukunft zu bewältigen hat - diese Last wäre an der Spitze doch auf zwei Schultern viel besser verteilt, als nur auf einer. Und hier ein gemischtes Doppel zu haben - das wäre total passend." Dies war allerdings zuletzt in DFB-Kreisen ausgeschlossen worden.

Papenburg zu Gast bei "Sportschau Thema"

Papenburg forderte gemeinsam mit den Mitinitiatorinnen eine Frauenquote bei der Vergabe von Führungspositionen im Fußball, die Journalistin spricht darüber auch am Mittwochabend ab 23.50 Uhr bei "Sportschau Thema". Weitere Gäste bei Jessy Wellmer sind Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger, die frühere Nationalspielerin Tabea Kemme und der langjährige Fußballmanager Reiner Calmund. Die Sendung berichtet außerdem über die Situation in England, wo mehrere Premier-League-Clubs von Frauen geleitet werden, sowie über die frühere Hoffenheim-Spielerin Katharina Kiel, die den von DFL und DFB veranstalteten Lehrgang "Management im Profifußball“ absolviert und einen Spitzenposten bei einem großen Klub im Männerfußball anstrebt.