1. FC Köln - Hamburger SV 3:4 i.E. Köln scheitert am HSV nach kuriosem Fehlschuss im Elfmeter-Krimi

Stand: 18.01.2022 22:58 Uhr

Der 1. FC Köln hat am Dienstag (18.01.2022) im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV auf äußerst unglückliche Weise das Weiterkommen verpasst. Der letzte Schuss im Elfmeterschießen von Florian Kainz war zwar drin, zählte aber nicht. Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner erklärt, warum diese Entscheidung korrekt war.

Es gibt im Fußball noch immer Dinge, von denen man glaubt, man habe sie zuvor noch nie erlebt. In einer solchen Situation dürfte sich Florian Kainz am Dienstagabend nach seinem Treffer im Elfmeterschießen im Achtelfinale des DFB-Pokals des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV gefühlt haben. Als zehnter Schütze trat der 29-Jährige an und glich für seinen Klub aus - dachte er zumindest. Der Ball lag zwar im Netz, das Spiel war aber trotzdem vorbei.

Warum? Bei seinem Versuch rutschte Kainz aus, schoss sich mit dem rechten Fuß gegen den linken und so flog das Spielgerät im hohen Bogen über HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes. Ungläubige Gesichter bei den Kölnern, Jubel bei den Hamburgern - und die richtige Entscheidung von Schiedsrichter Daniel Schlager.

Schiedsrichter-Experte Wagner: "Aberkennung erfolgte völlig zu Recht"

"Die Aberkennung des Tores von Kainz im Elfmeterschießen erfolgte völlig zu Recht durch Schiedsrichter Schlager. Er schoss sich den Ball bei der Ausführung an das andere Bein, damit spielte er den Ball zweimal - dies ist nicht zulässig, somit zu Recht kein Tor", erklärte ARD-Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner kurz nach Abpfiff der "Sportschau".

"Wäre es kein Elfmeter im Elfmeterschießen gewesen, sondern ein Strafstoß, wäre das Spiel mit indirektem Freistoß wegen zweimaligen Spielens fortgesetzt worden. So aber, im Elfmeterschießen, ist der Elfmeter verwirkt und damit der Treffer nicht gültig."

Kölns großes Unglück beschert dem HSV den Einzug ins Viertelfinale. Robert Glatzel brachte die Hamburger in der zweiten Minute der Verlängerung zunächst in Führung. Kölns Torjäger Anthony Modeste rettete den Bundesligisten Sekunden vor dem Abpfiff (120.) per Strafstoß ins Elmeterschießen.

Köln stellt um und lässt reihenweise Chancen aus

Kölns Coach Steffen Baumgart hatte sein Team für das Pokal-Duell kräftig umgestellt und unter anderem eine komplett neue Offensivreihe aufgeboten. Kingsley Schindler, Dejan Ljubicic und Jan Thielmann bekamen ihre Chance von Beginn an, neben Ondrej Duda und Florian Kainz blieb auch Toptorjäger Anthony Modeste zunächst auf der Bank.

Der FC begann auch ohne seinen Goalgetter mit viel Schwung. Modeste-Stellvertreter Sebastian Andersson hatte nach acht Minuten die erste gute Gelegenheit, scheiterte mit seinem Kopfball aber an Torhüter Daniel Heuer Fernandes.

Nach 20 Minuten legte der HSV-Keeper den Kölnern beinahe die Führung auf, als er  den Ball ohne Not am eigenen Strafraum verdaddelte. Mark Uth hatte freie Bahn, zögerte aber zu lange und brachte den Ball nicht im Kasten unter.

Modeste kommt in der zweiten Hälfte

Die Hamburger konnten erst kurz vor der Pause gefährlich in Aktion treten, diesmal begünstigt durch Unkonzentriertheiten in Kölns Abwehr: Erst wurde Robert Glatzel völlig alleine gelassen, setzte den Ball aber unbedrängt aus kurzer Distanz über den Kasten. Kurz vor dem Pausenpfiff überlief Moritz Heyer fast die komplette Kölner Deckung, der Pfosten rettete für den schon geschlagenen Keeper Marvin Schwäbe.

Auch in der zweiten Hälfte hielt der Zweitligist das Spiel ausgeglichen, Köln ging nachlässig mit seinen Chancen um: Zwei Minuten nach Wiederanpfiff brachte Thielmann nach einer Flanke von Kingsley Ehizibue freistehend den Ball nicht an Heuer Fernandes vorbei. Kurz darauf vergab Andersson die nächste dicke Gelegenheit per Kopf - und musste nach einer knappen Stunde für Modeste weichen. Nach einer Ecke von Uth hätte Kölns erfolgreichster Torschütze um ein Haar wieder zugeschlagen - Heuer Fernandes wehrte Modestes Kopfball aber mit einer Glanztat ab.

Glatzel trifft in der Verlängerung

Aber auch die Hamburger hatten die Entscheidung in der regulären Spielzeit auf dem Fuß: Nach einem Freistoß von Sonny Kittel fünf Minuten vor dem Ende setzte Heyer den Ball aus spitzem Winkel an den Außenpfosten - der zweite Aluminiumtreffer des Hamburger Außenverteidigers.

Das Spiel ging in die Verlängerung, und nach 120 Sekunden belohnte sich der HSV für seinen couragierten Auftritt: Glatzel vollendete Kittels überlegte Vorarbeit aus kurzer Distanz per Kopf zur Führung. Auf der Gegenseite machte Heuer Fernandes eine weitere Kölner Großchance zunichte, als er Thielmanns Schuss großartig parierte.

Der FC blieb am Drücker, aber auch glücklos im Abschluss - bis HSV-Kapitän Sebastian Schonlau beim letzten Kölner Angriff Modeste leicht am Trikot festhielt und der FC-Torjäger seine Mannschaft ins Elfmeterschießen rettete. Dort hatte Schonlau das Glück wieder auf seiner Seite, er versenkte den vorletzten Elfmeter - und dann kam der Ausrutscher von Kainz. Zuvor hatten auch Hamburgs Kittel und Kölns Salih Öczan vom Punkt vergeben.

Kainz: "Extrem bitter"

"Ich habe gemerkt, dass ich mit dem Standfuß ausgerutscht bin und dass der Ball komisch hineingeflogen ist", sagte Kainz nach Abpfiff der Sportschau. "Das ist natürlich extrem bitter für mich und die Mannschaft, den ganzen Verein, weil wir uns natürlich sehr viel vorgenommen hatten."

"Wir haben die Chancen, die wir hatten, gar nicht gut genutzt", erklärte FC-Trainer Steffen Baumgart nach Abpfiff. "Wir sind nicht ausgeschieden, weil wir die schlechtere Mannschaft gewesen sind, sondern weil am Ende ein bisschen gefehlt hat."

Köln fährt nach Bochum, HSV empfängt St. Pauli

Für Köln geht es in der Bundesliga am kommenden Samstag (18.30 Uhr) mit der Partie beim VfL Bochum weiter. Der HSV muss in der 2. Liga schon am Freitagabend (18.30 Uhr) ran, beim mit Spannung erwarteten Derby gegen Tabellenführer St. Pauli.