Fußball | DFB-Pokal "Wo sind die Bayern enteilt?" - dem gereizten BVB droht eine grausige Saison

Stand: 19.01.2022 00:03 Uhr

Mit der Niederlage beim FC St. Pauli ist Borussia Dortmund nach der Champions League auch frühzeitig aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Der BVB hat ein hartnäckiges Problem.

Wer nach den beiden überzeugenden Auftritten in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt (3:2) und gegen den SC Freiburg (5:1) dachte, dass bei Borussia Dortmund nun die Konstanz Einzug gehalten habe, der wurde am Dienstagabend eines Besseren belehrt.

Im DFB-Pokal zeigte der BVB im dritten Pflichtspiel des Jahres eine schwache Leistung und schied verdient beim St. Pauli (1:2) aus dem Wettbewerb aus.

Dortmund bleibt sich treu

"Das ist einfach schade und auch ein Stück weit doof von uns, dass wir genau die Klischees jetzt wieder bedienen", sagte ein sichtlich enttäuschte Marco Rose nach der Partie im Sportschau-Interview. Der Trainer konnte sich zum wiederholten Male nicht darauf verlassen, dass sein Team in einem entscheidenden Spiel unbedingten Siegeswillen zeigt.

"Das ist unser Thema, dass wir keine Serie von acht, neun Spielen starten. Die Endgültigkeit diesmal ist einfach bitter - und das ist unser Verschulden."

Enttäuschung in der Champions League

Diese "Endgültigkeit" erlebte der BVB-Trainer in dieser Saison schon einmal. Nach den zum Teil desaströsen Niederlagen gegen Ajax Amsterdam spielten die Dortmunder am vorletzten Spieltag der Gruppenphase in der Champions League um den Einzug in die K.o.-Runden - und hatten bei Sporting Lissabon einen dieser Tage wie nun in Hamburg.

Nach dem 1:3 in der portugiesischen Hauptstadt stand fest, dass der BVB nicht in der Königsklasse überwintern würde - im Gegensatz zum nationalen Wettbewerb blieb mit der Europa League immerhin ein Trostpflaster.

Schweinsteiger vermisst die Führungsspieler

"Marco ist auch so enttäuscht, weil viele der Fehler so schon passiert sind und es sieht so aus, als würden sie nicht daraus lernen", sagte Sportschau-Experte Bastian Schweinsteiger, der nach dem Pokal-Aus in Hamburg vor allem die Führungsspieler kritisierte. "Vielleicht müssen sie darauf achten, dass sie künftig Spieler holen, die diesen Hunger ausstrahlen."

Auf St. Pauli war der in der Tat nicht zu erkennen. Erling Haaland hatte der Zweitliga-Spitzenreiter gut im Griff, Abwehrchef Mats Hummels war (erfolglos) darum bemüht, die anfällige Defensive zu stärken, und Marco Reus vergab eine Reihe an Chancen. Am auffälligsten war der BVB-Kapitän beim Führungstreffer von St. Pauli, als er Torschütze Etienne Amenyido nur halbherzig bedrängte.

Reus gereizt: "Wo sind die Bayern enteilt?"

"Heute war im Gesamten von uns ein schlechter Tag. Wir sind einfach zu spät aufgewacht. Es ist extrem bitter, hier rauszufliegen, weil die Chance extrem groß war", sagte Reus im Sportschau-Interview.

Auf die Nachfrage, was noch drin sei nach dem Ausscheiden aus der Königsklasse und dem großen Vorsprung der Münchner in der Liga, reagierte der 32-Jährige gereizt: "Wo sind die Bayern enteilt? Und in der Champions League sind wir raus, das ist richtig. Aber sollen wir jetzt aufgeben oder was? Wir müssen das jetzt erstmal sacken lassen und dann geht es weiter. Wir haben eine riesige Chance verpasst, dieses Jahr den Pokal wieder zu gewinnen und das ist sehr, sehr bitter."

Es bleiben noch zwei Titelchancen

Aus dem DFB-Pokal ausgeschieden, den Einzug ins Achtelfinale der Champions League verpasst - was bleibt Dortmund im ersten Jahr unter Rose noch? Die zaghafte Hoffnung, Bayern München im Kampf um den Meistertitel gefährlich zu werden. Sechs Punkte beträgt in der Bundesliga der Rückstand der Dortmunder. Um die aufholen zu können, braucht es das, was Rose bei seiner Mannschaft vermisst: Konstanz.

Aussichtsreicher ist da wohl der Wettbewerb, in dem der BVB eigentlich gar nicht vertreten sein wollte. In der Europa League gehört Dortmund zu den Favoriten. Die erste Hürde ist erstmal die Qualifikation für das Achtelfinale.

Gegen die Glasgow Rangers (17./24.02.) muss das Rose-Team erst den Sprung in die K.o.-Runde schaffen. Wird Dortmund auch in diesem Wettbewerb frühzeitig scheitern, ist die erste Rose-Saison nichts mehr als eine pure Enttäuschung.