Fußball | DFB DFB-Präsidentschaftskandidaten: Nur keine Fehler machen

Stand: 11.02.2022 08:00 Uhr

Die Nominierungsfrist ist abgelaufen, Bernd Neuendorf und Peter Peters stehen zur Wahl des DFB-Präsidenten - damit gibt es erstmals einen Wahlkampf. In dem geht es vor allem darum, keine Fehler zu machen.

Der Deutsche Fußball-Bund ist in den ersten 100 Jahren seines Bestehens mit acht Präsidenten ausgekommen. In den ersten 21 Jahren des neuen Jahrtausends waren es nun schon fünf, die Interimspräsidenten nicht mitgezählt. Die jüngere Geschichte des Verbands ist geprägt durch Skandale, Rücktritte und persönliche Feldzüge, auch durch ein immer gespannteres Verhältnis zwischen den Amateuren - auch Basis genannt - und den Profis.

Das wird sich auf dem Bundestag am 11. März schon dadurch zeigen, dass erstmals in der Geschichte des DFB zwei Kandidaten zur Auswahl stehen. Mit dem Ende der Nominierungsfrist am Freitag (11.02.2022) steht fest, dass Bernd Neuendorf, der Vertreter des Amateurlagers, und Peter Peters um die Gunst der 262 Delegierten buhlen werden.

Zwei Lager innerhalb des DFB

Peters ist der Kandidat der Profis, und daher der Außenseiter. Der ehemalige Finanzvorstand des FC Schalke 04, der nun als offizieller Kandidat auch den Posten des Aufsichtsratschefs der Deutschen Fußball Liga (DFL) an Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke abgibt, braucht Stimmen aus dem Lager der Amateure, um gewählt zu werden - und zwar recht viele.

Geheime Wahl als Chance für Peters

Ganz banal spielt ihm in die Karten, dass es diesmal eben erstmals eine Kampfabstimmung geben wird. Die Satzung des DFB schreibt vor, dass es bei zwei oder mehreren Kandidaten eine geheime Wahl geben muss. Bisher kamen die Präsidenten immer per Akklamation ins Amt. Auf den Bundestagen hoben die Delegierten ihr Stimmkärtchen für den vorher ausgesuchten Mann. Abweichler waren sofort zu identifizieren.

Anträge von Landesverbänden, dass auch über andere Posten per geheimer Wahl abgestimmt werden soll, wirken wie der Drang, die Demokratiedefizite endlich zu beseitigen. Diese Anträge bergen in sich schon eine gewisse Brisanz, denn sie führen zu einem Namen, der gar nicht zur Wahl steht.

Offiziell wird er sogar weiter in den Hintergrund treten, weil er nicht mehr als 1. Vizepräsident kandidiert, aber hinter den Kulissen und hinter vorgehaltener Hand wird er weiter als der große Strippenzieher angesehen: Rainer Koch, derzeit noch Interimspräsident neben Peters.

Neuendorf, ehemaliger SPD-Politiker und Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein, hat zwar betont, dass Koch nicht zu seinem Team gehören wird, aber er hat sich auch nicht losgesagt von dem gewieften Juristen. Im Gegensatz zu Peters und anderen Protagonisten, die den zum x-ten Mal angestrebten Neuanfang des DFB nur für möglich halten, wenn Koch an Bedeutung und vor allem Macht verliert.

"Fraktionszwang" aufgehoben

Rainer Koch beschwört stets den Zusammenhalt des Amateurlagers, und der wurde auch dokumentiert, indem sich dieses Lager eindeutig auf Neuendorf einigte. Aber: Koch entkam im Mai 2021 bei einem Treffen in Potsdam nur ganz knapp einem Misstrauensvotum, vor allem wegen der Stimmen, die er als Präsident des Bayrischen Fußballverbandes und Süddeutschen Fußballverbandes an Getreue delegieren durfte.

Dass die Abstimmung geheim war, galt schon als Affront gegen Koch. Teilnehmer waren sich sicher, dass das Ergebnis bei offener Abstimmung viel freundlicher für Koch ausgefallen wäre.

Stimmenverteilung auf dem DFB-Bundestag
Stimmen
DFB-Vorstand 47
Ehrenpräsident Egidius Braun 1
21 Landesverbände 130
5 Regionalverbände 10 jeder 2
DFL 74
262

Die genaue Stimmenverteilung ist hier einzusehen.

Nach Informationen der Sportschau sollen einige der 21 Landesverbände für ihre Delegierten auf dem Bundestag ohnehin das Diktat aufgehoben haben, das in der Politik als Fraktionszwang bezeichnet wird. Heißt: Selbst wenn der Landesverband die Empfehlung ausgegeben hat, Neuendorf die Stimme zu geben, wird jedem die - juristisch sowieso gegebene - Möglichkeit gewährt, sich persönlich für Peters zu entscheiden.

Turbulenzen in Hessen

Im Hessischen Fußball-Verband (HFV) wird dies höchstwahrscheinlich passieren, denn in Prof. Silke Sinning und Ralf Viktora gibt es zwei Delegierte, die zum Team von Peter Peters zählen. Das sorgte im HFV für Turbulenzen.

Landespräsident Stefan Reuß sah die Gefahr, dass sein Verband im Amateurlager isoliert wird, Sinning und Viktora legte er nahe, auf Kandidaturen im Team Peters zu verzichten oder ihre Posten im HFV aufzugeben.

Abweichler eher im Osten als im Süden

Abweichler und Unterstützer aus den 21 Landes- und fünf Regionalverbänden plus ein nahezu geschlossenes Profilager hinter ihm könnten Peters den Weg auf den Chefsessel ebnen. Im Süden Deutschlands mit der Hausmacht Kochs dürfte allerdings weniger zu holen sein als etwa im Osten. Auch im Norden und Westen soll es einige Abweichler geben.

Vertreter aus beiden Lagern geben Peters trotzdem nur ganz geringe Chancen. Es sei denn, Neuendorf, der beim Bundestag am 11. März an seinem Wohnort in Bonn auch noch Heimrecht genießt, würde in den kommenden Wochen ein grober Fehler unterlaufen.

Auf Tingeltour durch die Verbände

Ein Interview wie das von der neuen DFL-Chefin Donata Hopfen in der Bild am Sonntag, in der sie nicht ausschließen wollte, den Supercup in Saudi-Arabien austragen zu lassen, sollte Neuendorf nicht passieren.

Noch deutet allerdings nichts darauf hin. Die beiden Kandidaten tingeln in ihrem Wahlkampf durch die Verbände und Profiklubs, geben Interviews, ohne ein großes Thema zu setzen und für Aufsehen zu sorgen.

Beide betonen, dass ihnen an der Einheit des Fußballs gelegen ist und der DFB Reformen benötige. Im Programm "DFB 2.0" vom Team Peters steht: "Ein 'weiter so' ist keine Option!!!" Dieser Satz führt auch wieder zu Rainer Koch, ohne dessen Namen zu nennen.