
Atlético Madrid wartet Bayer Leverkusen - Aus drei Fehlstarts mach zwei
In der Fußball-Bundesliga und dem DFB-Pokal ging der Start für Bayer Leverkusen in die Hose. Eigentlich auch in der Champions League – aber dort kann die Seoane-Elf den vermeintlichen Fehlstart noch korrigieren.
Fehlstart. Das klingt immer dramatisch, ist aber auch noch kein Untergang. In die Fußball-Bundesliga ist Bayer 04 Leverkusen zweifelsohne mehr gestolpert als gestartet, steht aktuell mit nur vier Zählern nach sechs Partien auf dem vorletzten Tabellenplatz. Und schied zudem im DFB-Pokal gegen Drittligist SV Elversberg aus.
Die Perspektive in der Champions League ist nach der Auftakpleite in Gruppe B beim belgischen FC Brügge (0:1) ebenfalls getrübt. Aber: Immerhin ist dort erst ein Spiel absolviert anstelle von sechs. Somit kann das Team von Trainer Gerardo Seoane auf europäischem Parkett den vermeintlichen Fehlstart noch korrigieren, wenn es am Dienstagabend (13.09.2022) Atlético Madrid empfängt.
Seoane ist sich Ernst der Leverkusener Lage bewusst
Dass sich Leverkusen ausgerechnet gegen den renommiertesten Gruppengegner aus der Krise schießen muss, kann bei der Aufgabe hemmen. Oder sogar Kräfte freisetzen. Darauf dürfte Coach Seoane hoffen. Der Schweizer erklärte am Montag zum kommenden Gegner: "Es ist bemerkenswert, wie sich Atlético in den letzten zehn Jahren entwickelt hat. Sie gehören zu den Topklubs in Europa."
Damit es gegen diesen Topklub passt, forderte Seoane "totale Entschlossenheit". Man müsse sich "in beiden Strafräumen viel konsequenter verhalten". Seoane, der auf den argentinischen Mittelfeldspieler Exequiel Palacios (Oberschenkelverletzung) verzichten muss, ist sich der ernsten Lage bewusst.
Bei einer weiteren Niederlage gegen das Team von Trainer Diego Simeone würde das Champions-League-Achtelfinale schon in weite Ferne rücken. Auf die zunehmende Kritik an seiner Arbeit reagierte der 43-Jährige mit Verständnis: "Es ist klar, dass bei dieser Anhäufung von Resultaten der Druck auf die Verantwortlichen immer mehr steigt. Der Trainer hat die Gesamtverantwortung für eine Entwicklung."
Mittelfeldmann Hincapié: "Stimmung in der Umkleide nicht schlecht"
Die Spieler sind offenbar willig, den Bock umzustoßen. "Wir sind extrem motiviert und stehen als Mannschaft zusammen", versicherte Piero Hincapié. Dabei wird es in der Kabine auch mal etwas lauter. "Wir sprechen offen alle Punkte an. Wir kritisieren uns, um uns zu verbessern. Die Stimmung in der Umkleide ist aber nicht schlecht", sagte der Ecuadorianer.
Sie wäre noch besser, wenn in der Woche der Wahrheit Siege gegen Atlético und am Samstag (15.30 Uhr) gegen Werder Bremen folgen. "Du musst mit der Einstellung reingehen: Wir haben nichts zu verlieren. In schwierigen Situationen kannst du in diesen Spielen was holen", gab Kapitän Lukas Hradecky einen Einblick in seine Gefühlslage.
Parallelen zur Saison 2002/03
In eine ähnliche Situation war Bayer schon vor genau 20 Jahren geraten. Damals, in der Spielzeit nach der äußerst erfolgreichen Triple-Vize-Saison, legte die Werkself ebenfalls einen Fehlstart hin. Nach sechs Spieltagen hatte Leverkusen 2002 nur einen Punkt mehr auf dem Konto als das heutige Team.
Auch damals stand neben dem Alltag in der Liga noch die Königsklasse auf dem Programm. Ein Spagat, der nie wirklich gelang. Denn trotz des Erreichens der Zwischenrunde in der Champions League, die nach dem Trainerwechsel von Klaus Toppmöller auf Thomas Hörster abgeschenkt wurde, spielte Bayer in der Liga bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg. Ein Szenario, dass dem Klub in der aktuellen Situation durchaus als Warnung dienen sollte.