Fußball | Champions League Mutmacher Malmö soll Juventus aus der Krise helfen

Stand: 13.09.2021 19:30 Uhr

Ohne Cristiano Ronaldo hat Juventus Turin in der Liga einen Fehlstart hingelegt. Nun soll in der Königsklasse der schwedische Meister Malmö als Aufbaugegner herhalten.

Als der Wechsel von Cristiano Ronaldo zu Manchester United feststand, wollte Manchesters Coach Ole-Gunnar Solskjaer gar nicht so sehr über das Sportliche reden. Was "CR7" einer Mannschaft auf dem Platz geben kann, weiß ohnehin jeder, dazu hätte es auch nicht seines Doppelpacks beim Debüt am vergangenen Samstag (11.09.2021) gegen Newcastle United bedurft. Solskjaer betonte ausdrücklich eine andere Stärke: "Was Cristiano für uns in der Kabine bedeutet, was er für eine Mentalität mitbringt, für eine Trainingseinstellung und Professionalität vorlebt, das ist unschätzbar wichtig, vor allem für unsere jungen Spieler."

All das fehlt umgekehrt nun bei Juventus. Und dabei ist es nicht so, als wären die "Bianconeri" vor dem Ronaldo-Abgang sorgenfrei gewesen Denn auch mit Ronaldo, immerhin Torschützenkönig der Serie-A-Saison 20/21, war Juve nur mit viel Glück Vierter geworden. Nach zuvor neun Meisterschaften in Serie hatte es lange sogar so ausgesehen, als würde es diesmal nicht für die Champions League reichen. Erst am letzten Spieltag rettete sich das Team durch den zeitgleichen Patzer des SSC Neapel in die Königsklasse.

Ein Problem steht im Tor

Dieser SSC Neapel deckte nun am vergangenen Wochenende schonungslos die aktuellen Schwierigkeiten auf. Zwar gelang Alváro Morata schon nach zehn Minuten die Führung für Juventus, ein schlimmer Fangfehler von Wojciech Szczęsny leitete dann aber die Wende ein. Bis kurz vor Schluss war zwar der immerhin zweite Saisonpunkt noch greifbar, dann verlor aber der eingewechselte Moise Kean nach einem Eckball die Orientierung und köpfte den Ball beim Klärungsversuch aufs eigene Tor - Napoli nutzte den Abpraller zum Sieg.

An diesem Treffer war Szczęsny komplett schuldlos. Doch ein Rückhalt ist der Pole, der nie so recht aus dem überirdischen Schatten von Gianluigi Buffon heraustreten konnte, schon lange nicht mehr. Seine Fehler häuften sich schon in der Vorsaison bedenklich. Viele Fans hätten sich eine Verstärkung im Tor gewünscht, doch Trainer-Rückkehrer Massimiliano Allegri setzt weiter auf Szczęsny, mit dem er in seiner ersten Juve-Amtszeit auch schon zwei Meisterschaften und einmal den Pokal gewonnen hat.

Nur drei Ü-30-Spieler in der Startelf

Parallel dazu arbeitet Allegri aber an einem Umbruch, an einer Verjüngung der Mannschaft. Am Wochenende wurde er dazu auch teilweise gezwungen, denn nach der Länderspielpause standen die südamerikanischen Spieler wie Paolo Dybala, Danilo, Alex Sandro oder Rodrigo Betancur nicht zur Verfügung.

Doch nicht nur aus personeller Not, sondern auch aus Überzeugung setzt der Trainer inzwischen nicht mehr nur auf die alten Recken um Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci oder eben Szczęsny, die beim 1:2 gegen Neapel die einzigen aus der Ü-30-Fraktion in Juves Startelf waren.

Allegri will, dass sich bei Juve neue Gesichter etablieren, so wie der Schwede Dejan Kulusevski (21) und Luca Pellegrini (22). Die 23-jährigen Manuel Locatelli und Weston McKennie müssen nun mehr Verantwortung tragen, doch sie tun sich noch schwer damit. Das große Talent Moise Kean, das nach Ronaldos Abgang vom FC Everton zurückgeholt wurde, ist auch erst 21.

Niemand kann von ihm ernsthaft erwarten, dass er "CR7" ersetzen wird. Aber weil die beiden Wechsel in engem zeitlichem Zusammenhang standen, schwingt unterschwellig dann doch ein großer Druck mit, dem Kean gar nicht gewachsen sein kann.

Allegri wirbt um Geduld

Allegri hält trotz des Fehlstarts weiter seine schützende Hand über die Mannschaft. Er sagte am Wochenende, dass er seinen Spielern "keinen Vorwurf" machen könne. "Das Team hat gemacht, was es sollte."

Die Aussetzer von Szczęsny und Kean sprach er nur im Kollektiv und dann auch noch mittels einer Passivkonstruktion an. "Uns haben zu viele Fehler erwischt. Es läuft einfach noch nicht gut für uns. Aber wir haben eine sehr junge Mannschaft", wirbt Allegri um Geduld, ohne analytisch allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Dass er sich nun die Champions League als Mutmacher wünscht, wird aber deutlich: "Wir können nur weiterarbeiten. Ich hatte schon schlimmere Momente. Jetzt geht es erst einmal nur um das Spiel am Dienstag in Malmö."

Malmö ist voll im Rhythmus

Dass diese Partie automatisch die Wende in der Liga einleitet, ist aber nicht garantiert. Malmö FF hat sich in der Königsklasse durch drei Qualifikationsrunden geackert, dabei HJK Helsinki, die Glasgow Rangers und Ludogorets Razgrad aus dem Weg geräumt. Während Juventus nach drei Ligapartien den Weg aus der Krise sucht, sind die Schweden bereits beim 18. Spieltag angekommen und voll im Rhythmus. Malmö liegt drei Punkte hinter der Spitze und hat noch alle Chancen auf die Meisterschaft. Zum Aufbaugegner taugt der aktuelle schwedische Meister vermutlich nur bedingt.