Fußball | Champions League Rodri - Manchester Citys heller Kopf auf der Sechs

Stand: 03.05.2022 21:18 Uhr

Manchester City muss im Halbfinal-Rückspiel der Fußball-Champions-League am Mittwoch (04.05.2022) einen hauchdünnen Vorsprung bei Real Madrid verteidigen. Es wird viel auf Citys intelligenten Sechser ankommen.

Im vergangenen Herbst fiel eine große Last von Rodris Schultern. Der zentrale Mittelfeldspieler von Manchester City, der unter Pep Guardiola so eine hervorragende Entwicklung genommen hat, verkündete auf dem vereinseigenen City-TV-Kanal: "Ich bin fast fertig. Noch ein kleines Essay schreiben, dann ist mein Studium beendet."

Es klingt beinahe unrealistisch, ist aber wahr: Rodrigo Hernández Cascante, in Fußballerkreisen nur als "Rodri" bekannt, hat während seines Profidaseins bei Manchester City ein Studium der Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen. Dass er das durchzog, hat einerseits mit seinem Wissensdurst, andererseits aber auch mit dem Drängen seiner Eltern zu tun. Die forderten von ihm - als seine Fußballerkarriere vor einigen Jahren ins Wanken geraten war - dass er sich ein zweites Standbein aufbauen sollte.

Ein BWL-Studium als zweites Standbein

Also schrieb sich Rodri 2015, als er von seinem Ausbildungsverein Atletico Madrid nach Villarreal transferiert worden war und dort nur in der B-Mannschaft landete, an der renommierten Universidad Jaume I nahe seines neuen Wohnorts ein. Und er blieb dran. Auch, als Atletico 2018 den gebürtigen Madrilenen zurückholte und er ein Jahr später von Pep Guardiola zu Manchester City gelockt wurde.

Der brauchte bei City einen möglichst passsicheren "Ankerspieler". Einen, der im Mittelfeld Ballsicherheit ausstrahlt und ein Spiel an sich zieht. Und genau das hat der mit einer Größe von 1,90 Metern imposant daherkommende Rodri gelernt. Und zwar mit der Zeit. Hatte er in seiner Anfangszeit immer mal wieder schwächere Spiele, agiert er mittlerweile mit einer fast beängstigenden Konstanz. Und erzielt Daten, von denen andere nur träumen können.

Tiefe Bälle, Verlagerungen - Rodris Spezialität

Bei Citys Ballzirkulation ist es eigentlich fast immer Rodri, der mit einem tiefen Pass oder einer Seitenverlagerung die gegnerische Defensive aufreißt. Es gibt einen Wert, der dies belegt: Rodri hat im bisherigen Saisonverlauf 1,54 Kilometer an Pässen gespielt, davon waren 0,33 Kilometer tiefe Bälle mit einer Distanz von mindestens zehn Metern.

Das ist ein Wert, an den kein vergleichbarer Mittelfeldspieler herankommt. Übrigens auch kein Joshua Kimmich, der ähnliche Qualitäten im Spielaufbau besitzt wie Rodri. Ein weiterer Wert, der Rodris Fähigkeiten im Spiel nach vorn belegt: Er spielt pro Partie durchschnittlich fast 15 lange Pässe - das ist in etwa doppelt so viel wie zum Beispiel Reals Casemiro das tut.

"Er kann noch besser werden"

Pep Guardiola liebt das Spiel seines schlauen Sechsers - vor allem, seit er seine schwächeren Partien abgestellt hat. Guardiola findet: "Es gibt im Moment viele Weltklasse-Mittelfeldspieler, aber einer von ihnen ist im Moment absolut Rodri." Dem er durchaus noch eine Steigerung zutraut: "Weil er 25 Jahre alt ist, ist er noch jung. Und seine Mentalität, in jedem Spiel und Training seine Bestleidstung zeigen zu wollen, lässt noch einiges von ihm erwarten", glaubt Guardiola.

Der Katalane ist mit seinem Mittelfeldmann dabei noch lange nicht "fertig", wie er sagt: "Bisher war er außergewöhnlich. Aber ich sage immer zu ihm, dass er noch besser werden kann. Ob er es will, hängt von ihm ab. Aber wir werden hier sein, um ihm zu helfen." Zeit genug wird Rodri für seine Fortbildung haben. Sein BWL-Studium hat er ja beendet.