Der sogenannte "Kölner Keller"

Fußball Bundesliga wechselt Videobeweis-Anbieter zur neuen Saison

Stand: 12.07.2022 15:35 Uhr

Zur neuen Saison wird es in der Bundesliga und der 2. Bundesliga einen neuen Anbieter für den Videobeweis geben: Das Unternehmen Vieww löst Hawk-Eye ab.

Die 2. Bundesliga startet am kommenden Wochenende (15.-17.07.2022) in die neue Saison, die Bundesliga folgt drei Wochen später (05.-07.08.2022). Hawk-Eye hatte seit der Einführung des Video-Assistenten (VAR) in der Bundesliga 2017 die Technik gestellt. 2019 wurde der VAR in der 2. Bundesliga eingeführt und eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) bis 2022 vereinbart. Diese läuft nun aus.

Vieww teilweise im Besitz der DFL - und von Simon Rolfes

Das Unternehmen Vieww stellt künftig die Rahmenbedingungen des Video-Assistenten im "Kölner Keller" und der Torlinientechnik. Vieww befindet sich im Gegensatz zu Hawk-Eye teilweise im Besitz der DFL. Sportec Solutions, ein Gemeinschaftsunternehmen des Technologieunternehmens Deltatre und der DFL, hat die Mehrheit an Vieww erworben. Der Vertrag zwischen Sportec Solutions und der neu gegründeten DFB Schiri GmbH läuft zunächst fünf Jahre lang bis 2027.

An Vieww beteiligt ist laut DFB auch Simon Rolfes, Sport-Geschäftsführer von Bundesligist Bayer 04 Leverkusen. Der DFB teilte im März mit, dass Rolfes als Minderheitsgesellschafter "im Unternehmen keine operativen Einflussmöglichkeiten" habe. "Eine solche Rolle ist gemäß vertraglicher Regelung auch in Zukunft ausgeschlossen. Die Angelegenheit wurde einer externen Prüfung durch ein unabhängiges Wirtschaftsprüfungsinstitut unterzogen und vertraglich in Abstimmung mit der DFL abgesichert."

Neue Technik auch im DFB-Pokal

Neben der Bundesliga und der 2. Bundesliga soll die neue Technik auch beim DFL-Supercup, bei den Relegationsspielen zur Bundesliga und zur 2. Bundesliga sowie gegebenenfalls bei Spielen des DFB - also vor allem dem DFB-Pokal der Männer ab dem Achtelfinale - zum Einsatz kommen.

Vieww steht bei der FIFA auf den Listen der zertifizierten Systeme für die Torlinientechnik und für die Erstellung virtueller Abseitslinien. Die Erstellung der virtuellen Abseitslinien ist nicht zu verwechseln mit der halb-automatischen Abseitserkennung, die die FIFA bei der WM in Katar einsetzen wird. Für den Video-Assistenten liegt Vieww derzeit nach Angaben auf den Internetseiten FIFA die Zertifizierung nicht vor. Vieww selbst bezeichnet sich selbst als "von der FIFA geprüft". Hawk-Eye ist von der FIFA für alle drei Techniken zertifiziert.

Jochen Drees, Leiter Technologie und Innovation der DFB Schiri GmbH, sagte laut DFB-Mitteilung: "Für uns bieten sich neue Möglichkeiten und Optimierungspotenziale." Vieww warb bei der Bekanntgabe der Übernahme im März unter anderem damit, dass "alle Kameras 200 HD-Bilder pro Sekunde zur Analyse und Überprüfung kritischer Torraumszenen" liefern.

Vieww war früher GoalControl

Das Unternehmen Vieww kommt aus Aachen und hieß früher GoalControl. GoalControl lieferte die Torlinientechnik bei der WM 2014 in Brasilien, die dort erstmals von der FIFA eingesetzt wurde. Die französische Liga beendete 2018 einen Vertrag mit GoalControl, nachdem es bei der Technik zu mehreren Fehlfunktionen gekommen war.

Am 1. Spieltag der Saison 2017/18 kam es bei der Einführung des Video-Assistenten in der Bundesliga zu "massiven technischen Problemen des Dienstleisters Hawk-Eye", wie die DFL damals mitteilte. Die Technik stand bei einigen Spielen vorübergehend oder gar nicht zur Verfügung. In der jüngsten Saison 2021/22 gab es eine Fehlfunktion der Torlinientechnik, die beim Spiel Mainz 05 gegen Arminia Bielefeld ein Tor anzeigte, obwohl der Ball nicht drin gewesen war.