Fußball | 3. Liga Aufstieg "auf dem Sofa": Eintracht Braunschweig wieder Zweitligist

Stand: 08.05.2022 17:39 Uhr

Aufstiegs-Jubel bei Eintracht Braunschweig: Der Traditionsclub aus Niedersachsen hat die sofortige Rückkehr in die Zweite Bundesliga geschafft. Der BTSV profitierte am Sonntag von der überraschenden 0:2-Pleite des 1. FC Kaiserslautern bei Viktoria Köln und folgt Magdeburg ins Fußball-Unterhaus.

Der BTSV profitierte am Sonntag von der überraschenden 0:2-Pleite des 1. FC Kaiserslautern bei Viktoria Köln und folgt Magdeburg ins Fußball-Unterhaus. "Wie geil ist das denn!?! 2. Liga, wir sind wieder da", twitterte die Eintracht und lud zur Party in der Arena an der Hamburger Straße: "Manchmal muss man Feste feiern, wie sie fallen."

Knapp 2.000 Fans strömten ins Eintracht-Stadion und feierten ausgelassen mit der Mannschaft. "Nie mehr Dritte Liga" und "Wir sind die Eintracht" sangen Profis und Anhänger unisono. "Dieser Tag ist unfassbar schön. Ich bin einfach nur stolz, Teil dieses Clubs zu sein", schwärmte Robin Krauße.

Mannschaft verfolgt das Spiel gemeinsam

Die Spieler hatten das Gastspiel des Verfolgers in Köln gemeinsam verfolgt und mitgefiebert. "Wir saßen alle zusammen, es war der Wahnsinn", berichtete Bryan Henning mit heiserer Stimme. Aufstieg auf der Couch hin oder her - "egal, es ist so geil", jubelte er und umarmte freudetrunken seinen Teamkollegen Maurice Multhaup, der konstatierte: "Ich kann's noch gar nicht glauben."

"Ich war nervöser als bei unserem eigenen Spiel, weil man keinen Einfluss nehmen kann."
— Kapitän Jasmin Fejzic

Trainer Schiele macht auf der Autobahn kehrt

Auch Erfolgstrainer Michael Schiele hatte die Überraschung offenbar nicht kommen sehen und war auf dem Weg zu seiner Familie nach Würzburg. "Ich hatte so 200 Kilometer zurückgelegt und bin dann umgedreht. Ich habe Peter (Vollmann, d.Red.) gefragt, ob er die Strafzettel übernimmt", sagte der Coach lachend. "Die Wenigsten haben eigentlich damit gerechnet. Das ist für uns eine glückliche Situation, besonders weil wir gestern alle so am Boden waren", schilderte Geschäftsführer Peter Vollmann, der betonte: "Nächste Woche wollen wir noch einmal gewinnen."

Ein kleiner Unfall während der Aufstiegs-Sause ging für Schiele glimpflich ab. Bei einer Bierdusche stieß er so heftig an das Glas, dass es zerbrach. Einige Scherben mussten entfernt werden, es gab aber keine tiefen Schnitte. Die Party konnte trotz des Zwischenfalls ungehindert weitergehen und mündete auf der Dachterrasse einer Bar in eine lange Nacht.

DFL-Geschäftsführerin Hopfen gratuliert

Zu den ersten Gratulanten hatte DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen gezählt: "Wir begrüßen einen der ersten deutschen Meister der Bundesliga-Geschichte zurück im Profifußball."

"Das ist der totale Wahnsinn, fantastisch. Die vergangenen zwei Tage waren eine absolute Achterbahnfahrt", sagte die neue Eintracht-Präsidentin Nicole Kumpis dem NDR. "Es ist für die Region und den Gesamtverein sehr wichtig, in der Zweiten Liga zu spielen, weil wir einfach auch die finanziellen Ressourcen brauchen."

Letztes Saisonspiel gegen Köln live im NDR

Die "Löwen", die am Vortag den ersten Matchball mit einer 2:3-Niederlage beim SV Meppen vergeben hatten, haben in der Tabelle einen Punkt Vorsprung auf die "Roten Teufel" und sind damit nicht mehr von Platz zwei zu verdrängen. Während der BTSV am kommenden Sonnabend (13.30 Uhr, live im NDR) sein letztes Saisonspiel vor heimischer Kulisse gegen die nunmehr geretteten Kölner bestreitet, ist Kaiserslautern bereits durch.

Letzter Gegner der Pfälzer wäre Türkgücü München gewesen, das Ende März den Spielbetrieb wegen Insolvenz eingestellt hatte. Die Lauterer treffen nun in der Relegation auf den Zweitliga-Drittletzten Dynamo Dresden.

Wiederaufstieg ohne großen Druck

Die lange Braunschweiger Geschichte von Erst- und Zweitliga-Aufstiegen ist damit um ein Kapitel reicher. Die Niedersachsen waren am 23. Mai 2021 in die Dritte Liga abgestiegen. Der deutsche Meister von 1967 hatte allerdings nicht unter dem großen Druck gestanden, den sofortigen Wiederaufstieg schaffen zu müssen. Neben Schiele holte der Club in den vergangenen Monaten 16 neue Spieler. Ziel dieses großen Umbruchs war es, erst einmal wieder Ruhe und Kontinuität in den Verein zu bringen.

"Wir haben eine geile Saison gespielt. Wenn du am Ende Zweiter wirst, hast du es auch einfach verdient. Der Zusammenhalt in diesem Team ist unglaublich. Jetzt feiern wir einfach!"
— Jannis Nikolaou

"Wir haben selber nicht erwartet, dass wir direkt wieder aufsteigen. Wir haben für zwei Jahre etwas geplant und haben es im ersten Jahr geschafft", so Vollmann: "Jetzt geht es darum, den Titel der Fahrstuhlmannschaft abzulegen. Wir müssen im nächsten Jahr investieren, damit wir in der Liga bleiben."

Trotz des unerwarteten Rückschlags in Meppen bewies die Eintracht am Ende schon in dieser Saison mehr Stabilität als etwa Kaiserslautern und auch der VfL Osnabrück. Den nächsten ganz großen Umbruch wie schon nach dem Aufstieg 2020 wird es diesmal nicht geben müssen.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 08.05.2022 | 22:45 Uhr