Fußball | 2. Bundesliga Werder und St. Pauli im Gleichschritt: "Boah, ist das eng da oben"

Stand: 10.04.2022 22:00 Uhr

Werder Bremen und der FC St. Pauli sind hinter dem neuen Zweitliga-Spitzenreiter Schalke 04 weiter heiße Aufstiegs-Kandidaten. Mit Vorfreude und klarem Kopf gehen die Nordrivalen ins Saisonfinale. Aber wem nutzt das 1:1 vor dem Fünf-Spiele-Endspurt mehr?

Werders Tabellenführung ist futsch - St. Paulis direkter Aufstiegsplatz auch. Und trotzdem waren die Protagonisten nach dem spannenden und gutklassigen 1:1 im erstmals seit zwei Corona-Jahren wieder ausverkauften Millerntor-Stadion nicht übermäßig enttäuscht. Hüben wie drüben waren sie sich einig, ein starkes Zweitliga-Spitzenspiel gezeigt zu haben. Und jeder reklamierte für sich, dass er auch als Sieger hätte vom Platz gehen können.

Werder und St. Pauli: Zu wenige Tore auf dem Konto?

Tatsächlich bewiesen die freundschaftlich verbundenen Hansestädter, dass sie zu Recht um den Aufstieg kämpfen und fünf Spieltage vor Ultimo als Zweiter (Werder/53 Punkte) beziehungsweise Dritter (St. Pauli/52) unvermindert beste Aussichten haben, den Sprung in die Fußball-Beletage zu schaffen. Hinter dem neuen Spitzenreiter Schalke 04 (53), der allerdings eine um zehn Treffer bessere Tordifferenz auf dem Konto hat. Ein Faustpfand in der Endabrechnung?

Schultz: "Gefühlt wird es immer enger"

Die Stimmungslage im Wechselspiel an der Tabellenspitze hat sich jedenfalls seit Wochen nicht verändert. "Boah, ist das eng da oben", sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz. "Und gefühlt wird es von Wochenende zu Wochenende immer enger."

Der viel zitierte Druck scheint ihm jedoch ebenso wenig auszumachen wie seinem nicht minder unaufgeregten Kollegen von der Weser. "Wir müssen einfach einen klaren Kopf behalten und uns auf die Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können", sagte Werders Ole Werner nach dem unterhaltsamen Schlagabtausch, der bei aller Härte und Verbissenheit von erfreulicher Fairness geprägt war.

Restprogramm: Ausrutschen verboten

Natürlich hat das trotz etlicher vergebenen Chancen gerechte Unentschieden beiden nicht nachdrücklich geholfen auf dem Weg zurück in die Bundesliga. Sonderlich geschadet hat es ihnen aber auch nicht. Zumal sowohl die Hamburger als auch die Bremer noch bei Schalke und gegen Nürnberg antreten müssen.

Überdies bekommen es die Kiezkicker in zwei Wochen im nächsten Heimspiel auch noch mit dem hartnäckigen Konkurrenten aus Darmstadt zu tun, der beim 1:3 in Nürnberg einen Dämpfer im Aufstiegsrennen hinnehmen musste.

Ein Ausrutscher wie vor Wochenfrist bei Hansa Rostock (0:1) sollte sich für St. Pauli nicht wiederholen, genauso wenig wie der Lapsus, den sich Werder im Weserstadion beim 1:1 gegen Abstiegskandidat Sandhausen geleistet hat.

St. Paulis Ziereis: "Freuen uns auf diese geilen Spiele"

In Sandhausen hat St. Pauli sein nächstes Auswärtsspiel. Aber Bangemachen gilt nicht für Schultz vor dem Saisonfinale. "Wir sind mittendrin und freuen uns auf die noch ausstehenden Spiele", sagte er dem NDR. "Wenn wir die Leistung von heute abrufen und noch ein bisschen was drauflegen können, dann werden wir noch einige gewinnen."

Kapitän Philipp Ziereis sieht's nicht anders: "Wir freuen uns auf diese geilen Spiele. Vor einem Jahr hat uns das keiner zugetraut. Wir werden alles geben, um aufzusteigen."

Werner: "Müssen weiter bei uns bleiben"

Diese Zuversicht strahlt auch Werner aus. "Wir müssen weiter bei uns bleiben. Heute haben wir bewiesen, dass wir trotz Rückstands zurückkommen und trotz Widerständen bestehen können." Die Führung von Daniel-Kofi Kyereh (43. Minute) hatte Niclas Füllkrug (58.) ausgeglichen. Hätte Marvin Ducksch kurz vor Schluss nicht nur die Latte getroffen, wäre noch mehr drin gewesen.

"Die Bremer haben bewiesen, dass sie eine klasse Mannschaft haben", sagte Schultz, verschwieg in der Pressekonferenz aber nicht, dass beide Trainer mit dem Ergebnis nicht restlos zufrieden sind. "Alles in allem muss man sagen, dass so viel passiert ist, dass am Ende beide Teams unzufrieden sind und gerne die drei Punkte geholt hätten. Aber ein Punkt ist auch nicht unwichtig."

Ziereis ärgerten bei der seiner Ansicht nach "verdienten Punkteteilung" mehr die ein, zwei unglücklichen Schiedsrichter-Entscheidungen gegen St. Pauli: "Aber die müssen wir akzeptieren."

Werders Agu: "Jeder Punkt wird am Ende wichtig sein"

Werner hat Werder insgesamt im Vorteil gesehen: "Wenn man das ganze Spiel betrachtet. St. Pauli hatte aber auch gute Phasen." Torschütze Füllkrug sprach von Dominanz, krittelte aber vor allem an der Chancenauswertung herum - auch an der eigenen: "In der ersten Halbzeit, hat uns das Abschlussglück gefehlt, oder auch die Qualität. Wir hätten schon mindestens drei Tore machen können, dann hätten wir einen guten Job gemacht."

Sei's drum, meinte Verteidiger Felix Agu, dessen Handspiel in der Entstehung des Ausgleichs ohne Folgen geblieben war: "Wir nehmen jeden Punkt mit, jeder Punkt wird am Ende wichtig sein."

Nächste Gegner Sandhausen und Nürnberg

Während St. Pauli am nächsten Sonnabend in Sandhausen punkten muss (13.30 Uhr/NDR Livecenter), erwarten die Bremer am Sonntag zur gleichen Zeit den 1.FC Nürnberg, der nach dem Sieg gegen den SV Darmstadt 98 sicherlich mit breiter Brust im Weserstadion auftreten wird. Und dann geht es zu Schalke 04, das nächste Woche in Darmstadt die Tabellenführung verteidigen muss.

"Jetzt beginnt die heiße Phase, jetzt spielt gefühlt jeder Aufstiegsaspirant gegen jeden", so der Bremer Marco Friedl, der nach einem Zweikampf mit Jakov Medic (66.) mit gebrochenem Nasenbein die Heimreise antrat. "Was heute unglücklich war, versuchen wir, dann besser zu machen."

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 10.04.2022 | 22:50 Uhr