NDR-Sport Verunglimpfendes Fan-Banner: Hansa identifiziert Tatverdächtigen

Stand: 21.10.2021 14:15 Uhr

Der FC Hansa Rostock hat im Fall des verunglimpfenden Fan-Banners einen Tatverdächtigen identifiziert. Das vermeldete der Fußball-Zweitligist am Mittwoch. Vorstandschef Robert Marien kündigte unterdessen schärfere Kontrollen von Bannern an.

Bei der Sichtung des Videomaterials habe eine Person identifiziert werden können, die mit dem Vorfall in engen Zusammenhang zusammengebracht werde, teilte der Club mit. Der FC Hansa habe die Landespolizei bereits in Kenntnis gesetzt und das entsprechende Material an die zuständigen Behörden für deren weitere Ermittlungen und Verfahrenseinleitungen übergeben. Der Club leitete zudem ein Stadionverbotsverfahren gegen die betreffende Person ein.

"Enormer Imageschaden und gefährliche Unruhe"

Vorfälle dieser Art sollen sich künftig nicht wiederholen. Marien kündigte strengere Maßnahmen gegen die Ultras des Vereins an. "Wir werden die Kontrolle von Bannern erheblich verschärfen", sagte der Vorstandschef der "Bild"-Zeitung. "Es muss für alle komplett unstrittig sein, dass derartige menschenverachtende Banner in jeglicher Hinsicht Grenzüberschreitungen darstellen."

Jedem müsse klar sein, dass derartige Themen "einen enormen Imageschaden darstellen und für gefährliche Unruhe sorgen, die sich in der Folge auch irgendwann auf den sportlichen Bereich übertragen wird", so der 40-Jährige. Als Mitgliederverein wolle man beim FC Hansa, dass sich "unsere Mitglieder und Fans einbringen und aktiv mitgestalten", betonte Marien. Aber: "Wer mitgestaltet, trägt zugleich auch Verantwortung. Wenn man dieser Verantwortung nicht gerecht wird, hat das zwangsläufig auch Konsequenzen."

"Wir sind aktuell dabei, alles, was wir in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut haben, innerhalb weniger Wochen wieder mit dem Arsch einzureißen."
— Robert Marien

"AG-Süd" distanziert sich von Fan-Banner

Auch die "AG-Süd" distanzierte sich von dem Fan-Banner. Es sei eine Grenze überschritten worden, hieß es in einem auf der Club-Homepage veröffentlichten Statement der Vertretung von Fan-Gruppierungen auf der Südtribüne des Ostseestadions. "Hansa ist unsere Leidenschaft - eine Leidenschaft, die jeder sicherlich anders für sich interpretiert und anders auslebt! Bei allem tragen wir aber auch immer eine Verantwortung für unseren Verein", schrieb dazu die "AG-Süd" und stellte klar: "Seiner Verantwortung gerecht zu werden, heißt auch, sich für unseren Verein gerade zu machen und Position zu beziehen."

"Diese Tapete hat nichts mit dem FC Hansa und den Werten zu tun, für die unser Verein steht."
— Statement der Fan-Vertretung "AG-Süd"

Hansa verurteilt "diese Pietätlosigkeit aufs Schärfste"

Das Spruchband im Stadion hatte am vergangenen Wochenende im Spiel gegen Sandhausen die Aufschrift "Einer weniger, ACAB!" (All cops are bastards) getragen und bezog sich auf den Tod eines Polizisten aus Hamburg. Von dem "beschämenden Banner" hatte sich Hansa am Montag distanziert und "diese Pietätlosigkeit aufs Schärfste" verurteilt. Zudem bat der Zweitligist bei den Angehörigen des Verstorbenen um Entschuldigung. Dieser war nach Angaben der Polizeigewerkschaft Hamburg bei einem Lehrgang in Mecklenburg-Vorpommern nach einer nächtlichen Belastungsübung im Alter von 24 Jahren gestorben.

Grote: "Neue Dimension der Verrohung"

Der DFB-Kontrollausschuss hat ein Ermittlungsverfahren gegen Hansa Rostock eingeleitet und hielt den Verein nicht nur an, die Täter zu identifizieren, sondern auch "die diesbezüglichen Aufklärungsbemühungen darzustellen". Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) schrieb einen Brief an die Vereinsführung. "Dass hier offen der tragische und viel zu frühe Tod eines jungen Polizisten unserer Landesbereitschaftspolizei mit höhnischer Genugtuung begrüßt wird, ist unerträglich und eine Stufe von Menschenverachtung, die wir in deutschen Stadien so noch nicht erlebt haben. Der Vorfall stellt für mich eine neue Dimension der Verrohung dar, die uns alle erschüttern und alarmieren sollte."

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Torsten Renz (CDU) forderte, "dass die Vereinsverantwortlichen mit aller Konsequenz Einfluss darauf nehmen, dass solche herabwürdigenden Banner gar nicht erst ins Stadion gelangen können".

Dieses Thema im Programm:
Nordmagazin | 20.10.2021 | 19:30 Uhr