Topspiel der 2. Bundesliga Düsseldorfs Macher Klaus Allofs: Warnung an Werder

Stand: 29.07.2021 12:15 Uhr

Klaus Allofs hat die besten Zeiten beim SV Werder orchestriert. Seit knapp einem Jahr arbeitet der 64-Jährige im Vorstand für seinen Heimatverein Fortuna Düsseldorf, der zum Zweitliga-Topspiel den Bundesliga-Absteiger Bremen erwartet. Für den Macher Allofs ist das eine besondere Begegnung.

Gute Entscheider im Profifußball sind keine Tagträumer. Sich einfach zurücklehnen, um von den schönen Erinnerungen zu zehren, hilft selten weiter. Klaus Allofs müsste eigentlich eine Ausnahme gestattet sein, wenn in der 2. Bundesliga das Topspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen (Samstag 20.30 Uhr) ansteht.

Eine Begegnung, die gerade für den 64-Jährigen eine persönliche Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt. Schließlich spielte der ehemalige Nationalspieler und Europameister von 1980 nicht nur für beide Vereine - von 1972 bis 1981 für Düsseldorf, von 1990 bis 1993 in Bremen - , sondern er kennt beide Klubs aus ähnlichen Führungspositionen.

Als Manager eine Epoche geprägt

Wie kein anderer hat der gebürtige Düsseldorfer als Manager und späterer Vorstandschef zwischen Herbst 1999 und 2012 eine bemerkenswerte Bremer Erfolgsära geprägt. Die Spürnase Allofs schaffte es gemeinsam mit dem Dauertrainer Thomas Schaaf, einen Kader zu komponieren, der es über Jahre mit dem FC Bayern aufnehmen konnte - und zeitweise sogar den spektakuläreren Fußball zeigte.

Von einer Meisterschaft (2004), zwei Pokalsiegen (2004 und 2009), magischen Champions-League-Nächte und schillernden Stars (Ailton, Johan Micoud, Miroslav Klose, Diego und Mesut Özil) schwärmen Werder-Fans noch heute. Doch nach jahrelangem Siechtum hat es die Norddeutschen diesen Sommer zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte erwischt.

Von Werders Abstieg und Einbruch auf der Zielgeraden in der vergangenen Bundesligasaison zeigte sich auch Allofs als außenstehender Beobachter überrascht - und zugleich auch betroffen: "Wenn ich von Bremen als meiner zweiten Heimat spreche, dann ist das nicht nur die Stadt, sondern insbesondere Werder Bremen. Der Abstieg hat schon wehgetan, weil man sich nicht vorgestellt hat, dass es am Ende dann auch mal Werder Bremen treffen kann."

Aufgaben besser verteilt als zuletzt in Bremen

Seit zehn Monaten fungiert Allofs für seinen Heimatverein als Vorstand Fußball & Entwicklung, Kommunikation und CSR, wobei ihm mit Uwe Klein (Vorstand Sport) und Thomas Röttgermann (Gesamtvorstand) zwei Mitstreiter zur Seite stehen, die ihm mehr Arbeit abnehmen als einst bei Werder Bremen, wo er sich am Ende als Vorsitzender der Geschäftsführung und Allesmacher eine zu große Aufgabenfülle zumutete.

"Die Jahre in Bremen", räumt Allofs ein, "haben mich sehr geprägt." Zu den Werder-Entscheidern auf Vorstandsebene wie Klaus Filbry oder Frank Baumann, aber auch Chefscout Clemens Fritz hat er bis heute einen ausgesprochen guten Draht. Gerade der in der Hansestadt für seine wenig glückliche Transferpolitik kritisierte Sport-Geschäftsführer Baumann, Kapitän jener von Allofs zusammengestellten Meistermannschaft 2004, wird von ihm explizit in Schutz genommen.

Viel Verständnis für seinen ehemaligen Assistenten

Die von Baumann genannten 15 bis 20 noch abzuwickelnden Transfers seien nicht einfach, zumal ein Abstieg einen gewaltigen Einschnitt bedeute. "Bei der wirtschaftlichen Lage ist man noch dazu verpflichtet, Spieler abzugeben. Aber der Markt ist durch den späteren Start der Bundesliga so, dass sich viele Dinge nach hinten verschoben haben. Viele Entscheidungen werden sicherlich erst zum Ende der Transferperiode getroffen." Die Sparzwänge vieler Klubs durch die Corona-Pandemie tun ihr Übriges.

Er leide ein bisschen mit Frank Baumann, verriet Allofs im "Kicker", "aber er hat den Job von der Pike auf gelernt, er ist absolut geeignet." Der 45-Jährige begann nach der aktiven Karriere zunächst als Assistent unter Allofs, wurde auf der Geschäftsstelle eingearbeitet, ehe Werders Ehrenspielführer im Mai 2016 als Manager anstelle von Thomas Eichin die Verantwortung übernahm. Jetzt nach dem Abstieg den Umbruch zu bewerkstelligen, wird eine Herkulesaufgabe.

Düsseldorf ist in der Kaderplanung weiter

Allofs skizziert die Herausforderung für einen Absteiger so: "In der Bundesliga spielt man in anderen Stadien, hat die ganze Woche über eine ganz andere Aufmerksamkeit. Nach dem Abstieg ist man plötzlich häufiger in der Favoritenstellung, die Motivation der anderen Klubs ist oft eine andere." Zudem sei es auch mental für die Spieler nicht ganz einfach, "plötzlich in Sandhausen anzutreten statt gegen Dortmund".

Daher warnt Allofs auch seinen Ex-Verein: "Es ist nicht mit ein, zwei Entscheidungen getan, dass es wieder in Richtung erste Liga geht, um dort an die alten Zeiten anzuknüpfen. Man sollte sich darauf einstellen, dass man sportlich etwas bescheidener sein muss." Gleichwohl gehöre Werder mit seinem derzeitigen Kader einfach zu den Mitfavoriten auf den Aufstieg. "Da ist genügend Qualität und vor allem Erfahrung aus der Bundesliga dabei." Nur hat das ernüchternde 1:1 gegen Hannover 96 gezeigt, dass die Grün-Weißen sich von deutlich mehr Altlasten trennen müssten als bislang umgesetzt. Wiederaufbau bedeutet nicht sofort Wiederaufstieg.

Ruhe und Kontinuität sind gefragt

Allofs sieht durchaus Parallelen zur Düsseldorfer Ausgangslage im Spätsommer 2020, als nach dem direkten Abstieg - Werder schaffte es am letzten Spieltag in die Relegation – ähnliche Herausforderungen zu schultern waren. Allofs will den rheinländischen Traditionsverein, mit einem 2:0-Auswärtssieg beim SV Sandhausen gut aus den Startlöchern gekommen, mit jener hanseatischen Gelassenheit lenken, die in Bremen Anfang der 2000er Jahre zum Vorzeigemodell der Liga wurde.

Viele Vereine wollten sich an der vorgelebten Kontinuität auf der Bremer Kommandobrücke ein Beispiel nehmen. Diese Eigenschaften sollen auch Markenzeichen der Fortuna werden. "Mittelfristig wollen wir zurück in die Bundesliga, das ist notwendig", sagt Allofs. Das sei allerdings ein Schritt, "den du dir bei eingeschränkten Mitteln nicht einfach vornehmen und dann umsetzen kannst." Geduld sei angesagt.

Ist Christian Preußer so wie der junge Thomas Schaaf?

Während Werder sich mit Markus Anfang für einen zweitligaerprobten Coach entschied, setzte die Fortuna auf eine andere Lösung, holte den im Profifußball reichlich unbekannten Christian Preußer, der mit der zweiten Mannschaft des SC Freiburg den Drittliga-Aufstieg schaffte. Der 37-Jährige soll junge Spieler entwickeln, einen offensiven Spielstil umsetzen, wird aber nicht mit der Bürde des sofortigen Aufstiegs unter Druck gesetzt.

Der Trainer könnte Allofs ein bisschen an den jungen Schaaf erinnern, den er bei Amtsantritt 1999 an der Weser antraf. Und auch die Strukturen sind ein bisschen ähnlich: Zweitligist Düsseldorf arbeitet mit 70 Mitarbeitern, einem im Vergleich zu Werder eher schlanken Vereinsapparat, in dem auf den Schultern eines Mitarbeiters oft mehrere Verantwortungsbereiche lasten. Ein wichtiger Allofs-Mitarbeiter aus den besten Bremer Tagen, der langjährige Mediendirektor Tino Polster, leitet neuerdings die Kommunikation für die Fortuna.