Schalker Stürmer stellt Rekord ein Rekordtorschütze Terodde - Tore gegen die Zweifel

Stand: 03.10.2021 15:05 Uhr

Der Fußballer Simon Terodde war noch jung, als er ans Aufhören dachte. Er überlegte es sich anders - und wird das kaum bereuen. Nun ist Terodde ein Tor für die Geschichtsbücher gelungen.

Thema Torjäger, und gleich mal eine beinahe verblasste Erinnerung. Im Herbst 2009, Meister war gerade Felix Magath mit dem VfL Wolfsburg geworden und Corona nur ein mexikanisches Bier, war die Karriere des noch jungen Simon Terodde an einem Tiefpunkt angelangt.

Zwei Jahre zuvor war Terodde beim MSV Duisburg Torschützenkönig in der Junioren-Bundesliga gewesen, doch kaum war er bei den Profis, da war er auch schon verletzt. Nix war es mit dem Durchbruch.

"Das bringt nichts mehr"

Also wechselte Terodde mit 21 Jahren zur Reserve des 1. FC Köln, er spielte nun in der vierten Liga gegen den Bonner SC und Eintracht Trier. Dort, wo die Plätze tief waren und der Fußball oft rustikal, wollte sich Terodde in Erinnerung bringen. Doch zunächst saß er meist auf der Ersatzbank.

Irgendwann, so hat es Terodde einmal in einem Interview dem Magazin "11Freunde" erzählt, hatte er keine Lust mehr. Also rief er seinen Vater an und sagte: "Ich höre auf mit Fußball, das bringt nichts mehr."

Nix mit Karriereende – Terodde ist nun Rekordtorschütze

Man kann Terodde nur dazu beglückwünschen, dass er diesen Entschluss noch einmal überdacht hat. Mittlerweile hat Terodde, 33, nicht nur seine eigene Geschichte als Fußballer neu geordnet, er hat auch ein kleines Kapitel deutscher Fußballgeschichte geschrieben.

Am Sonntagnachmittag (03.10.2021), gut zwölf Jahre, nachdem er seine Karriere eigentlich hatte beenden wollen, hat Terodde ein Tor erzielt. Er hat das in den vergangenen Jahren mit einiger Regelmäßigkeit getan, mit dem rechten Fuß und mit dem linken, gerne auch mit dem Kopf. Dreimal war er Torschützenkönig in Liga zwei. Doch dieses Tor war nun wirklich ein besonderes.

Schatzschneider hatte es geahnt

Im Spiel seines Klubs Schalke 04 gegen den FC Ingolstadt lief die 77. Minute, als Terodde mit einem Schuss aus kurzer Distanz vollendete. Es war sein 153. Tor in Liga zwei – keiner traf öfter im Bundesliga-Unterhaus.

Dieter Schatzschneider, 63, hatte so etwas schon geahnt. Einst war Schatzschneider ein Angreifer, den Zweitligaverteidiger fürchteten. In 201 Zweitligaspielen erzielte er in den 70er- und 80er-Jahren 153 Tore. Ein Rekord für die Ewigkeit, dachte man. Dann kam Terodde und traf und traf und traf. Für den 1. FC Union, für den 1. FC Köln, den VfL Bochum, den VfB Stuttgart, den Hamburger SV und nun auch für Schalke.

Terodde und Schalke – Gegensätze ziehen sich an

Als Terodde im Sommer zum Bundesliga-Absteiger Schalke wechselte, bekam man schnell eine Ahnung, dass dies wirklich eine schöne Geschichte werden könnte. Da hatten also zwei zueinander gefunden, die man lange nicht miteinander in Verbindung hatte bringen können: Der Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet, im Herzen noch immer Champions League, aber sportlich nur noch zweitklassig, und der Torjäger im Herbst seiner Karriere, immer ein bisschen zu schlau für Zweitligaverteidiger, in der Bundesliga aber an Grenzen gestoßen.

Einmal, die Saison war erst wenige Spieltage alt, sprach Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis über seinen neuen Torjäger. Terodde, sagte Grammozis, sei ein "Gefühlsmensch", einer, der sich für die Sache aufopfere. Und dann erzählte Grammozis noch, dass er mit einigem Erstaunen beobachtet habe, wie Terodde nach dem Training manchmal länger blieb und auf das leere Tor schoss. Wie die Bälle im Netz landeten, einer nach dem anderen, und wie Terodde dabei lächelte.

"Charakterlich einwandfrei"

Einige Wochen zuvor, noch vor dem Start der Spielzeit, hat Schatzschneider dem "kicker" ein längeres Interview gegeben, es ging darin natürlich auch um Terodde. "Mein Rekord ist in dieser Saison fällig, zu 100 Prozent", sagte Schatzschneider. "Ich war gerne der beste Zweitligatorschütze, aber es trifft den Richtigen. Simon Terodde ist charakterlich einwandfrei, ein Teamplayer, eine Tormaschine."

Als Schatzschneider über Terodde sprach, stand der bei 142 Toren, ihm fehlten noch zwölf bis zum Rekord. Terodde holte Schatzschneider am 9. Spieltag ein.