Fußball 2. Bundesliga - Kontinuität als Erfolgsrezept

Stand: 20.08.2021 10:54 Uhr

Jahn Regensburg steht stellvertretend für einen Trend in der zweiten Liga: Wer auf Konstanz setzt, ist erfolgreich. Entsprechend hängen Werder Bremen, Schalke 04 und der HSV derzeit zurück.

Verkehrte Welt in der zweiten Liga. Wer gedacht hat, dass die Absteiger Schalke 04 und Werder Bremen oder der Hamburger SV die Rückkehr in die Bundesliga unter sich ausmachen werden, dürfte sich schon nach drei Spieltagen getäuscht sehen.

Denn mit Jahn Regensburg, Dynamo Dresden, dem Karlsruher SC und St. Pauli stehen Teams an der Spitze, die nicht zum Favoritenkreis gehören. Doch im Gegensatz zu den etattechnisch übermächtigen Konkurrenten setzen sie auf ein Erfolgsrezept, das Schalke, Bremen und Hamburg schon lange vermissen lassen: Kontinuität.

Perfekter Start dank eingespieltem Team

Von den besten sieben Mannschaften der zweiten Liga, die allesamt auch noch ungeschlagen sind, hat lediglich der SC Paderborn, wo Lukas Kwasniok den zum 1. FC Köln gewechselten Steffen Baumgart ersetzte, einen neuen Trainer. Doch beim SCP ist wie bei den übrigen sechs Teams zu sehen, dass sowohl die Spielphilosophie als auch der Kader eine eingespielte Symbiose bilden.

Bei Regensburg, das bislang alle drei Partien gewonnen hat und als einziges Zweitligateam noch ohne Gegentor ist, standen am vergangenen Spieltag lediglich drei Neuzugänge in der Startelf. Trainer Mersad Selimbegovic setzt auf seine altbewährten Kräfte, die punktuell verstärkt wurden von außen. Er selbst ist bereits in seine dritte Saison beim Jahn gestartet.

"Ich glaube nicht, dass das Zufall ist. Ich bin einer, der Kontinuität präferiert. Viele sagen, dass Geld das Wichtigste im Fußball ist, aber ich sage, dass Zeit das Wichtigste ist", sagte Selimbegovic im Sportschau-Interview. "Denn um etwas zu entwickeln, braucht man Zeit, Geduld und eine Handschrift."

Kaum Veränderungen in Heidenheim, viel Bewegung in Bremen

Ähnlich ist es auch bei den anderen bisherigen Top-Teams. Der 1. FC Heidenheim startete im vergangenen Spiel sogar ganz ohne Neuverpflichtung, zuvor spielte mit Tim Kleindienst nur ein im Sommer transferierter Spieler für die Mannschaft von Coach Frank Schmidt (seit 2007 im Amt) - und der war eigentlich schon Heidenheimer. Kleindienst wechselte 2020 vom Zweitligsten zum belgischen Erstligisten KAA Gent, wurde ein halbes Jahr später aber schon wieder an Heidenheim verliehen, das ihn nun wieder zurückgekauft hat.

Neuzugänge Startelf 3. Spieltag
Verein Neuzugänge Startelf
SSV Jahn Regensburg 3
Dynamo Dresden 3
Karlsruher SC 2
FC St. Pauli 4
SC Paderborn 3
1. FC Nürnberg 2
1. FC Heidenheim 0
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FC Schalke 04 8
Werder Bremen 3

Bei Werder Bremen standen am letzten Spieltag auch lediglich drei Neuzugänge in der Startelf, von Kontinuität kann man dort jedoch keinesfalls sprechen. Mit Markus Anfang ist ein neuer Trainer da, und eine Reihe an Stammkräften hat den Klub verlassen. Auf dem Platz stehen also vor allem Spieler, die bislang keine große Rolle in Bremen gespielt hatten - und noch sind die Personalplanungen längst nicht abgeschlossen. Werder steckt also mitten im Umbruch voller Unbekannter.

Hamburg versucht es schon wieder mit einem neuen Trainer

Das gilt auch für Schalke. Dort spielten beim enttäuschenden 1:1 gegen den FC Erzgebirge Aue zuletzt gleich acht Neuzugänge von Beginn an. Und nun sollen mit Darko Churlinov (VfB Stuttgart) und Ko Itakura (Manchester City) die nächsten Verpflichtungen bekannt gegeben werden, die eine große Rolle spielen sollten.

Auch in Hamburg sind Personalrochaden alles andere als eine Seltenheit. In allen vier Zweitligasaisons startete der HSV mit einem neuen Trainer. Jetzt soll Tim Walter den einstigen Bundesliga-Dino zurück ins Oberhaus führen. Und auch der Chef auf dem Platz ist ein Neuzugang, Fabian Schonlau kam vom SC Paderborn und hat sofort die Kapitänsbinde bekommen.

Absteiger gegen starke Starter unter Druck

Während sich die Aufstiegsfavoriten noch finden müssen, sind die Teams, die auf Kontinuität setzen, gut in die Saison gestartet. Am Wochenende kommt es zu zwei direkten Duellen zwischen Klubs im Umbruch gegen Vereine mit Konstanz. Schalke muss zum Tabellenführer nach Regensburg, Bremen spielt in Karlsruhe (3.) - siegt die Kontinuität weiter?