Xaver Schlager (v.l.), Adam Hlozek, Sadio Mané und Karim Adeyemi sind namhafte Transfers ihrer neuen Teams.
analyse

Verstärkungen für Top-Klubs Transfer-Offensive in der Bundesliga - Wofür eigentlich?

Stand: 26.07.2022 16:57 Uhr

Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen verstärken sich für den Titelkampf mit dem FC Bayern München. Doch die Transfer-Bemühungen ändern nichts an der Favoritenrolle.

Die Sehnsucht in der Bundesliga ist groß nach einem neuen Meister. Zehnmal in Folge hat der FC Bayern München die Schale geholt. "Ich habe das schon hundertmal gesagt: Leipzig, Leverkusen, wir - wir alle würden es natürlich gerne mal haben, dass der FC Bayern nicht Meister wird", sagte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke zuletzt im dpa-Interview, schob jedoch auch nach: "Aber man kann das von der deutschen Öffentlichkeit nicht zwingend von uns verlangen."

Viel Aktivität auf dem Transfermarkt, doch Bayern bleibt Favorit

Was man den Dortmundern jedoch nicht vorwerfen kann, ist, dass sie sich zumindest auf dem Transfermarkt nicht größte Mühe geben würden, um die Bayern vom Thron stoßen zu können. Doch das gilt auch für die von Watzke genannten Leipzig und Leverkusen. Aber auch bei den bisherigen Spielerkäufen zeigen die Münchner, dass sie noch eine Stufe über der Konkurrenz liegen. Und es stellt sich die Frage: Wofür rüstet die Bundesliga eigentlich auf?

"Mit diesen Neuzugängen ist Bayern München Topfavorit Nummer eins. Sie verlieren in Lewandowski zwar einen außergewöhnlichen Spieler, bekommen aber in Mané und de Ligt zwei außergewöhnliche dazu", sagte Watzke. Doch das war offenbar noch lange nicht das Ende.

Tel gilt als kommender Superstar

Mit Mathys Tel machten die Münchener am Dienstag (26.07.2022) den nächsten Deal perfekt. Das Top-Talent kommt von Stade Rennes an die Isar, soll rund 28,5 Millionen Euro kosten und wird von einigen schon als nächster Kylian Mbappé gehandelt. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann traut ihm zu, "einer der besten Stürmer" zu werden und "eines Tages 40 Tore pro Saison" zu schießen.

Tel ist nach Sadio Mané (FC Liverpool), Matthijs de Ligt (Juventus Turin) sowie Noussair Mazraoui und Ryan Gravenberch (Ajax Amsterdam) der fünfte Neuzugang der Münchner in diesem Sommer.

Noch in der Pipeline steckt der Zukauf von Konrad Laimer von RB Leipzig, die Vereine feilschen aktuell um die Ablösesumme. Weil Nagelsmann den Österreicher aber aus seiner RB-Vergangenheit kennt und so als Wunschspieler auserkoren hat, dürfte es an einem baldigen Vollzug kaum Zweifel geben.

RB nimmt auf dem Transfermarkt Fahrt auf

In Leipzig zeigte man sich schon genervt wegen des immer wiederkehrenden Interesses der Münchner an RB-Personalien. "Ich hoffe, dass die Bayern auch mal andere Ideen finden und nicht immer unsere Spieler holen", sagte Klub-Boss Oliver Mintzlaff kürzlich bei "ServusTV". Vergangene Saison kaufte der Rekordmeister schon Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer.

Doch auch nach einem Laimer-Abgang gibt sich Leipzig größte Mühe, in der kommenden Saison ein ernsthafter Bayern-Konkurrent zu werden. Mit Xaver Schlager (VfL Wolfsburg) kommt ein Spieler, der wegen seiner RB-Vergangenheit in Salzburg perfekt in das Konstrukt passen wird. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wird Nationalspieler David Raum (TSG Hoffenheim) der nächste große Transfer der Sachsen. Und nicht der letzte.

In den vergangenen Tagen taucht im RB-Universum auch immer wieder der Name Timo Werner auf. Seit seinem Wechsel von Leipzig zum FC Chelsea kommt der Stürmer erst auf 56 Premier-League-Spiele und zehn Tore. Nun soll er sich nach einem Wechsel sehnen und sogar eine Rückkehr bevorzugen. Zur Erinnerung: Mit 28 Saisontoren verabschiedete sich Werner 2020 nach England.

Dortmunds Neue haben schon viel Star-Potenzial

Im Sturm tätig wurde auch Dortmund, verpflichtete Sébastien Haller von Ajax Amsterdam als Nachfolger für Erling Haaland, der zu Manchester City wechselte. Wegen eines Hoden-Tumors wird Haller auf unbestimmte Zeit ausfallen, doch der Kader weist trotzdem noch jede Menge hochqualitative neue Kräfte auf.

Aus München kam Niklas Süle ablösefrei, Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) verstärkt zudem die Defensive. Salih Özcan kam dank einer Ausstiegsklausel vom 1. FC Köln und soll endlich Härte ins BVB-Spiel bringen. Und Karim Adeyemi (RB Salzburg) ist vorgesehen als Offensivallrounder für Tore, Vorlagen und spektakuläre Momente, wie sie früher Jadon Sancho dem BVB beschert hat.

Bayern, Leipzig, Dortmund - drei Teams, deren Kampf um die deutsche Meisterschaft schon auf dem Transfermarkt beginnt. Mit zwei Herausforderern, die ihre Kader mit Nationalspielern mit großem Potenzial verstärken und einem Platzhirschen, der der Liga bereits neue Superstars beschert hat und nun selbst einen entwickeln will. Und dann gibt es da noch ein viertes Team, das ganz vorne ein Wörtchen mitsprechen will, aber andere Transfererfolge feiert.

Leverkusen glänzt mit "internen Transfers"

Bayer Leverkusen gehört stets zum ambitioniertesten Quartett, vervollständigte in der vergangenen Saison folgerichtig auch die Top 4 der Liga. Mit Adam Hlozek kam jedoch erst ein hochveranlagter Stürmer aus Tschechien. Und doch spricht man in Leverkusen von einem erfolgreichen Sommer. Denn die größten Deals sind bereits gelungen - obgleich schon noch neue Spieler kommen sollen.

Den Bayer-Verantwortlichen ist es gelungen, die Verträge mit Patrik Schick und Florian Wirtz jeweils bis 2027 zu verlängern. Damit sind die beiden wichtigsten Offensivspieler dauerhaft durch so genannte "interne Transfers" an den Klub gebunden und können sich nach ihren Bekenntnissen bei allem auswärtigen Interesse voll auf Leverkusen konzentrieren. Das macht auch Moussa Diaby, der zuletzt seinen Verbleib mündlich zugesichert hat. Dass das reicht, um sofort die Bayern anzugreifen, ist fraglich. In den nächsten Jahren soll das aber genau dazu führen.

Das Warten auf die große Chance

Und genau darin steckt die Antwort auf die Frage, wofür diese Klubs eigentlich derart aufrüsten: damit die Chance auf eine Nicht-Bayern-Meisterschaft wenigstens jedes Jahr steigt. "Irgendwann bröckelt es, irgendwann in den nächsten Jahren kommt es zum Einsturz", sagte Watzke im Deutschlandfunk. Und genau dann will einer der drei Vereine zur Stelle sein.