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Marco Rose sorgt sich vor dem Donezk-Wiedersehen
Sekundenschlaf wird bei Gladbach zum Muster
Von Christian Hornung
Borussia Mönchengladbach steht kurz vor einer Fußball-Sensation: In einer Champions-League-Gruppe mit Real Madrid und Inter Mailand ist die K.o.-Runde greifbar. Doch es herrscht Unzufriedenheit, weil das Verspielen von Vorsprüngen und späte Gegentore mittlerweile System haben.
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Es könnte alles so schön sein. Am Mittwoch (25.11.2020) haben die Gladbacher eine Chance, die dem Team von Marco Rose nach der Auslosung zur Königsklasse wohl kaum jemand zugetraut hat: Mit einem Sieg im Heimspiel gegen Schachtjor Donezk kann der VfL einen Riesenschritt in Richtung Achtelfinale machen - die "Fohlen" sind nach drei absolvierten Partien Tabellenführer.
Trennen sich Real und Inter im Parallelspiel unentschieden, wären drei Punkte gegen Donezk fast schon das Ticket zur K.o.-Runde. Ziemlich sicher ist, dass die Borussen den direkten Vergleich gegen die Ukrainer nicht verlieren werden: Das Hinspiel gewann Gladbach nach einer Gala vor drei Wochen auswärts mit 6:0.
Neun Punkte waren möglich
Viel hätte nicht gefehlt, vor allem nicht viel Zeit - dann hätte Gladbach statt aktuell fünf sogar neun Punkte auf dem Konto. Beim Auftakt in Mailand lag der VfL bis zur 90. Minute 2:1 vorn - ehe Romelu Lukaku noch den Ausgleich erzwang. Noch ernüchternder lief es anschließend gegen Real Madrid. Da lag Gladbach bis zur 87. Minute sogar mit 2:0 in Führung, ehe Karim Benzema und in der 93. Minute Casemiro den Traum vom Überraschungssieg gegen die Starauswahl von Zinédine Zidane pulverisierten.
Anschließend wunderte sich Rose öffentlich darüber, dass weniger über das tolle Spiel seiner Mannschaft und mehr über den spät verlorenen Vorsprung berichtet worden sei. "Ich mache mir keine grundsätzlichen Sorgen, weil ich kein Muster bei den späten Gegentoren erkennen kann", sagte Rose seinerzeit. Mittlerweile hat er sich korrigiert.
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Sechs Gegentore in der Schluss-Viertelstunde
Denn das Muster für die beiden Unentschieden in der Königsklasse spiegelt sich auch in der Bundesliga regelmäßig wider: Bereits sechs Gegentore hat Gladbach in der letzten Viertelstunde gefangen - das ist nach Mainz der höchste Wert aller 18 Klubs.
Eine Führung gibt den Borussen schon längst keine Sicherheit mehr - bereits neun Punkte wurden nach einem Vorsprung eingebüßt. Neun Punkte mehr - damit wäre die Mannschaft vor den Bayern an der Tabellenspitze. Stattdessen rangiert das Team auf Platz sieben.
Gladbach-Trainer Rose will sich nicht zu früh freuen. Morgenmagazin . 25.11.2020. 01:30 Min.. Verfügbar bis 25.11.2021. Das Erste.
Rose räumt Probleme ein
Am vergangenen Samstag beim 1:1 gegen den FC Augsburg trat das Problem zum wiederholten Mal auf - diesmal sogar trotz 25-minütiger Überzahl. Auch schon in den Heimspielen gegen Union Berlin und den VfL Wolfsburg hatte eine 1:0-Führung nur zu einem Zähler gereicht. Rose ist ehrlich genug, nun zuzugeben: "Mittlerweile ist schon ein Muster erkennbar. Wir werden am Ende der Partien hinten zu passiv, vor allem auf den Flügeln, wir verhindern die Flanken nicht. Und verpassen es vorne, auch mal das zweite Tor zu machen."
Das betraf gegen Augsburg vor allem Breel Embolo, der drei Großchancen zur vorentscheidenden Führung zum Teil kläglich vergab. Dass ein einfach hoch in den Strafraum geschlagener Ball dann nur unzureichend geklärt wurde und das entscheidende Chaos auslöste, war auch einer der Wiederholungsfehler der Borussen - so lief es beispielsweise auch gegen Mailand und Madrid.
"Wir werden zu ungeduldig"
Dazu monierte Torschütze und Leistungsträger Florian Neuhaus: "Wir werden am Ende einfach zu ungeduldig. Wir müssen den Ball immer wieder verlagern, bis wir die entscheidende Lücke sehen. Und nicht hektisch werden und uns dann solche Ballverluste erlauben."
Rose sorgt sich inzwischen, dass sich das Thema zunehmend in den Köpfen seiner Spieler festsetzt: "Es ist ein schmerzhafter Lernprozess, weil wir in dieser Saison schon viele Punkte auf diese Weise abgegeben haben. Aber wir müssen weiter an den Dingen, die noch nicht wie vorgestellt laufen, arbeiten." Die nächste Chance dazu ergibt sich am Mittwoch gegen Donezk. Der Verlauf des Hinspiels war dabei der beste Anschauungsunterricht, wie sich Gladbach die aktuellen Probleme bei einer 1:0-Führung vom Hals hält.
Stand: 25.11.2020, 08:25