Trainingsplatz auf dem FC Bayern Campus

FC Bayern München Kinder-Transfers mit Nachspiel vor dem Arbeitsgericht

Stand: 19.11.2022 18:41 Uhr

Der Wechsel dreier Kinder vom 1. FSV Mainz 05 zum FC Bayern München sorgte im Sommer für Aufsehen. Auch der Vater arbeitet jetzt für den FCB. Zwei andere Nachwuchstrainer des Klubs vermuten, dass sie deswegen ihren Job verloren.

Dieser Dreifach-Transfer sorgte schon im Sommer für Kritik und bundesweites Medienecho. Denn es ging um Kinder. Die drei Fußball-Brüder Hentcho Nseke vom 1. FSV Mainz 05 hat der FC Bayern München im Paket für sein Nachwuchsleistungszentrum, den FC Bayern Campus, verpflichtet: Aristide (14), Aviel (12) und Alex Junior, gerade einmal neun Jahre alt.

Zu diesen schon damals von vielen kritisierten Kinder-Transfers gibt es nun ein Nachspiel vor dem Arbeitsgericht München. Dort beschäftigt man sich unter den Aktenzeichen 43 Ca 7617/22 und 31 Ca 8432/22 mit der Kündigung zweier langjähriger, sogenannter internationaler Nachwuchstrainer des Vereins, durch den Rekordmeister. Sie sollen ihre Jobs verloren haben, weil der Vater der drei Nachwuchskicker stattdessen beschäftigt werden sollte.

Umworben von zahlreichen Vereinen

Unbestritten ist das Talent der drei Jungs. Umworben wurden sie von zahlreichen Vereinen aus dem In- und Ausland, unter anderem Bayerns nationaler Konkurrent Borussia Dortmund. "Sie waren nicht zu halten – auch weil wir nur Dinge tun, die in unserem Rahmen liegen", sagt Volker Kersting, der Leiter des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums, der Sportschau: "Es wurde gar nicht gefeilscht vonseiten der Familie. Mit dem Gesamtangebot des FC Bayern konnten wir wohl nicht mithalten." 

Dass eine berufliche Beschäftigung des Vaters durch den FC Bayern eine Bedingung für den Wechsel der Spieler gewesen sei - das deutete der Leiter des FC Bayern Campus, des Münchner Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), Jochen Sauer, gegenüber der "Bild am Sonntag" an. Sauer hatte betont, der Verein habe ursprünglich nur an Aristide Interesse bekundet - dann habe die Familie mitgeteilt, "dass ein Wechsel nur in Betracht kommt, wenn die ganze Familie nach München zieht beziehungsweise zum FCB wechselt".

Zwei Trainer verlieren ihren Job beim FC Bayern

Der Mainzer Vorstandschef Stefan Hofmann hatte jedoch gegenüber dem SWR gemutmaßt, es sei vor allem um den Jüngsten gegangen, der als hochbegabt gilt: "Es kann sein, dass der 14-Jährige bei der Verpflichtung nur ein Alibi für den Neunjährigen war." Und der Job für den Vater obendrauf das Faustpfand schlechthin?

In jedem Fall sei das ein Wechsel im Paket mit Folgen für sie geworden - so argumentieren zwei Bayern-Trainer. Ihr Anwalt sprach nach Informationen der Sportschau in den am 20. September und 24. Oktober gescheiterten Güterverhandlungen vor dem Arbeitsgericht München von einer "Austausch-Kündigung". Darunter ist die unzulässige Kündigung eines Arbeitnehmers zu verstehen, um den Arbeitsplatz mit einem anderen Mitarbeiter besetzen zu können.

Vater der Brüder jetzt für die Bayern tätig

Den beiden betroffenen Trainern, von denen einer zum 30. November 2022 und der andere zum 28. Februar 2023 gekündigt wurde, soll gesagt worden sein: Ihr Job werde nun outgesourct. Alex Hentcho Senior betrieb bisher eine private Fußballschule in Frankfurt - und arbeitet beim FC Bayern nun als internationaler Trainer. Das Tätigkeitsprofil geht auch aus seinem Instagram-Account hervor.

Angeblich arbeitet er bisher noch auf freiberuflicher Basis. Das wollten aber weder der Verein  noch er selbst bestätigen. Auf Anfrage der Sportschau betonte Alex Hentcho nur: "Ich kenne diese beiden Trainer, um die es geht, nicht. Ja, ich arbeite für den FC Bayern, möchte aber über Inhalte meines Arbeitsvertrages nicht sprechen." Der FC Bayern ließ einen Fragenkatalog der Sportschau ebenso unbeantwortet wie der Anwalt der beiden Trainer. Es liegt auf der Hand, dass Abfindungsverhandlungen nicht gefährdet werden sollen.

Ein Trainer akzeptiert Abfindungsangebot

Doch das Thema zog am Campus bereits weite Kreise. Beide Trainer gelten als beliebte Urgesteine, die seit vielen Jahren für den Verein bei Auslandsprojekten in Afrika, Asien, Nord- und Südamerika gearbeitet haben. Der eine Trainer, mit kurzer Unterbrechung, über 20 Jahre, der andere fast 14 Jahre.

"Auch unter sozialen Aspekten ist das höchst bedenklich, was der Verein hier macht", so ein Trainer am Campus: "So geht man nicht mit verdienten Leuten um, die es aufgrund ihres Alters ganz schwer haben werden, wieder einen Job in diesem Bereich zu finden." Der eine Trainer ist 54, der andere über 61.

Angeblich unter dem Druck, dass sein Kammertermin vor dem Arbeitsgericht erst für den 25. Mai 2023 anberaumt wurde, hat der 54 Jahre alte Trainer dieser Tage offenbar ein deutlich verbessertes Abfindungsangebot des FC Bayern angenommen. Auch hierzu gab es keine Aussage von Vereins- oder Anwaltsseite.

Im zweiten Fall soll der FC Bayern bei der Kündigung nicht beachtet haben, dass der Trainer (mit einem Grad von 40 Prozent an Behinderung) gleichgestellt ist - und eine Kündigung somit nicht so einfach. Eine Zustimmung des Inklusionsamtes Arbeit zur beabsichtigten Kündigung wäre wohl notwendig gewesen. In seinem Fall ist der Kammer-Arbeitsgerichtstermin für den 9. März 2023 anberaumt.

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