FC Bayern München Rummenigge über Katar: "Wir haben gutes Geld aus diesem Vertrag bekommen"

Stand: 10.11.2021 17:50 Uhr

Karl-Heinz Rummenigge spricht über den Vertrag des FC Bayern mit Katar, die 50+1-Regel und die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga.

Von Maximilian Jungbluth

Am vergangenen Wochenende beim Spiel gegen den SC Freiburg haben Fans des FC Bayern gegen die Geschäftsbeziehungen des Klubs mit Katar protestiert. Ins Trainingslager fahren die Bayern gerne in das Emirat Katar, mit der nationalen Fluggesellschaft Quatar Airways unterhält der Klub eine Partnerschaft. Nicht überall kommt das gut an. "Für Geld waschen wir alles rein", war auf einem Transparent der Fans zu lesen.

Katar ist Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 und steht seit Jahren in der Kritik. Es geht um die Situation der Gastarbeiter und um Menschenrechte, die nach Ansicht von Menschenrechtsorganisationen nicht viel zählen. Nach Recherchen des britischen "Guardian" ist die Todesrate der Arbeitsmigranten im Land erschreckend hoch. Seit Vergabe der WM an das Emirat seien in Katar mehr als 6.500 Arbeitsmigranten gestorben.

Auch das WDR-Magazin Sport inside hat sich intensiv mit den ausbeuterischen Zuständen für die Arbeitsmigranten beschäftigt, die die Infrastruktur für die WM aufgebaut haben.

Rummenigge, die Bayern und Geld aus Katar

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, spricht im Interview mit dem WDR auch über die Partnerschaft der Bayern mit dem Emirat. "Bayern München hat mit Qatar-Airways eine Partnerschaft und ich war da auch nie ein Pharisäer, wenn ich das mal so sagen darf. Wir haben gutes Geld aus diesem Vertrag bekommen", sagt Rummenigge.

Zu Menschenrechten in Katar sagt Rummenigge, dass sich der FC Bayern in Katar schon länger gesellschaftspolitisch engagiere. Er habe persönlich mit Nichtregierungsorganisationen gesprochen und Einflussmöglichkeiten erörtert. Konkreter wird er nicht.

"Man muss grundsätzlich auch sagen, dass in Katar von allen arabischen Staaten im Moment die besten oder die größten Verbesserungen da sind in Sachen Menschen- und Arbeitsrechte. Dass die keinen vergleichbaren Standard mit Deutschland oder Europa haben, das ist bekannt", so Rummenigge.

Amnesty fordert Aufklärung von Katar

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International würden diese Aussagen eher nicht unterschreiben. Zwar berichtet etwa Amnesty von Reformen - so hat Katar einen Mindestlohn eingeführt, der auch für Arbeitsmigranten gelten soll. Doch ihr Geld erhalten die Arbeiter trotzdem oft nicht.

Außerdem verlangt Amnesty in einem Ende August veröffentlichten Bericht von Katar Aufklärung über den Tod Tausender Arbeitsmigranten im Land. Es gebe in vielen Fällen Hinweise auf einen Zusammenhang mit gefährlichen Arbeitsbedingungen, heißt es in dem Bericht. Die Organisation wirft den Behörden des Golfstaats Versäumnisse in den vergangenen zehn Jahren vor.

Rummenigge: Fußball als treibende Kraft für Verbesserungen

Nach wie vor gibt es also vieles zu verbessern in Katar. Rummenigge setzt dabei auf den Fußball. Er sagt: "Ich bin da grundsätzlich optimistisch, dass sich die Menschen- und Arbeitsrechte in diesen Ländern, insbesondere in Katar, auch durch den Fußball schon verbessern werden."

Wie regelmäßige Luxustrainingslager von Vereinen aus der ganzen Welt langfristig für bessere Arbeitsbedingungen in Katar sorgen sollen, erschließt sich allerdings nicht direkt.

Am Ende geht es ums Geld

Das Hauptargument für die geschäftlichen Beziehungen mit Katar bleibe nach wie vor die internationale Wettbewerbsfähigkeit, sagt Rummenigge weiter: "Wenn Du als Bayern München in einem internationalen Wettbewerb erfolgreich sein willst, dann hat man natürlich mit Klubs wie Manchester City mit Abu Dhabi, mit Chelsea mit dem Milliardär Abramowitsch, mit Paris Saint Germain mit Katar als Staat und Manchester United mit amerikanischen Milliardären zu tun."

Internationale Konkurrenzfähigkeit

Beim Thema Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zur internationalen Konkurrenz, die von externen Investoren gesponsert wird, fällt immer wieder der Begriff Financial Fairplay. Das wurde in den vergangenen Jahren von Klubs wie Paris Saint Germain oder auch Manchester City ziemlich großzügig ausgelegt.

Rummenigge fordert in diesem Punkt klarere Regeln und sagt, selbst für den FC Bayern werde es irgendwann schwierig, unter diesen Voraussetzungen konkurrenzfähig zu bleiben. "Nicht kurz-, aber mittelfristig."

Rummenigge und seine Sorge um die Bundesliga

In Zeiten, in denen Investoren in London, Manchester oder Paris längst die großen Klubs übernommen haben, hält die Bundesliga an ihrer 50+1 Regel fest. In Deutschland soll die Entscheidungsgewalt bei den Klubs bleiben.

Rummenigge sagt: "Die Wettbewerbsfähigkeit ist das höchste Gut, das der Fußball behalten muss und wenn wir demnächst nur noch gegen Staaten oder Milliardäre spielen müssen und wir hier in Deutschland eine völlig andere Kultur haben, nämlich 50+1, dann muss ich ehrlich sagen, da muss man sich langsam Gedanken und Sorgen machen um die Bundesliga und ihre Klubs."