Nach dem Sieg gegen Fürth Jurgen Ekkelenkamp: Herthas holländischer Hoffnungsträger

Stand: 18.09.2021 16:26 Uhr

Lange tat sich Hertha BSC schwer gegen Aufsteiger Greuther Fürth. Erst mit der Einwechslung von Jurgen Ekkelenkamp kam das Team in Schwung und sicherte sich den ersten Heimsieg der Saison. Am Tag danach dreht sich alles um den Neuzugang.

Wenn irgendwann auf die laufende Bundesliga-Saison zurückgeblickt wird, ist es gut möglich, dass die 60. Minute im Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth als Wendepunkt in Herthas bislang etwas rumpeliger Spielzeit betrachtet werden wird. Es war der Augenblick, als Routinier Kevin-Prince Boateng den Rasen verließ, um Platz zu machen für Debütant Jurgen (sprich: Jürchen) Ekkelenkamp.

Erlösung für Hertha

Ein Tausch voller Symbolik: Der 34-Jährige ging, um seine Paraderolle als inoffizieller Co-Trainer auszufüllen, der 21-Jährige kam, um mit seiner erfrischenden Art das Spiel zu drehen. 87 Sekunden dauerte es, bis der Niederländer per Kopf zum Ausgleich traf, knapp 20 Minuten später provozierte er das siegbringende Eigentor der Fürther.
 
Eine Erlösung für die Hertha, deren Lazarett im Laufe des Spiels mit den Verletzungen von Kapitän Dedrick Boyata und Neuzugang Myziane Maolida weiteren Zuwachs bekommen hat. Beide verletzten sich am Oberschenkel und fallen damit vorerst aus. Dennoch überwiegt in Charlottenburg derzeit die Erleichterung, dass Hertha nach dem miserablen Saisonstart mit drei Niederlagen am Stück und dem glücklichen Sieg in der Vorwoche in Bochum so langsam in die Spur zu kommen scheint.

Dardai: "Weiß nicht, wie er bei uns gelandet ist"

Jedenfalls ist am Tag danach die gute Laune von Coach Pal Dardai kaum zu übersehen. Lächelnd gibt er Auskunft über den neuen Hoffnungsträger Ekkelenkamp und gibt unumwunden zu: "Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie er bei uns gelandet ist bei den Fähigkeiten."
 
Dabei ist dieser Umstand gar nicht so verwunderlich. Beim niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam kam Ekkelenkamp nur sporadisch zum Einsatz und tat letztlich das, was Spieler in einer solchen Situation immer tun: einen neuen Arbeitgeber suchen. So landete der 1,88 Meter große Offensivmann zum Ende der jüngsten Transferperiode bei den händeringend nach Verstärkung suchenden Berlinern.

Bobic lobt und bremst

Dardai ist seitdem voll des Lobes über den niederländischen U21-Nationalspieler. Er attestiert seinem Schützling "etwas Besonderes, wirklich. Dafür musst du ein bisschen geboren sein. Das kannst du nicht lernen" und ergänzt: "Gleich nach dem ersten Training habe ich gesagt: Er ist ein exzellenter Fußballer".
 
Auch Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic weiß die Qualitäten des Neuzugangs zu schätzen: "Er kommt aus einer sehr guten Schule bei Ajax und bringt unheimlich viel mit. Er ist ein positiver Kerl und hat genau das gemacht, was man von ihm erwartet: Er hat das Heft des Handelns in die Hand genommen." Doch Bobic wäre nicht Bobic, wenn er nicht auch die noch vorhandenen Schwachstellen des "tollen Fußballers" im Auge hätte: "Er muss noch stabiler und kräftiger werden. Aber wenn alles normal läuft, werden wir noch viel Spaß mit ihm haben."

Ekkelenkamp darf auf mehr Spielzeit hoffen

Auf seinen eigenen Spaß musste der Gelobte am Freitagabend zu seinem Verdruss allerdings ein Weilchen warten. "Ich war nicht sehr froh, auf der Bank zu sitzen", ließ sich Ekkelenkamp nach seinem ersten Auftritt in der Bundesliga entlocken. Eine lobenswerte Einstellung, sagt Dardai: "Das finde ich gut, so muss man umgehen mit der Sache. Alle sollen Monster sein und zum Trainer kommen, warum spiele ich nicht?"
 
Die Antwort liefert der Ungar am Morgen nach dem Spiel gleich mit: "Wenn ein Neuer kommt, kann ich ihn nicht sofort reinschmeißen. Es gibt Spieler, die haben zwei Monate Vorbereitung gemacht, viel trainiert, es gibt eine Hierarchie und eine pädagogische Sache."

In der teaminternen Hierarchie wird Ekkelenkamp mit seinem beeindruckenden Kurzauftritt gegen Greuther Fürth aber wohl einiges aufgeholt haben. Gut möglich, dass er demnächst auf mehr als nur 30 Minuten Spielzeit hoffen darf.
 
Sendung: Inforadio, 18.09.2021, 15.04 Uhr