Fußball | Bundesliga VfL Wolfsburg: Minimale Torausbeute, maximaler Erfolg

Stand: 14.09.2021 07:59 Uhr

Der VfL Wolfsburg hat nach verpatzter Vorbereitung und dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal den besten Bundesliga-Saisonstart der Vereinshistorie hingelegt. Nicht prätentiös, aber beeindruckend abgeklärt erledigt der Werksclub bis dato seine Aufgaben.

Nein, die Sterne hat der Meister von 2009 im bisherigen Saisonverlauf noch nicht vom Himmel gespielt. Man könnte mit Blick auf die gerade einmal sechs erzielten Tore in vier Partien sogar von ziemlich zahmen "Wölfen" sprechen. Zum Vergleich: Die Verfolger Bayern München und Borussia Dortmund haben jeweils bereits 13 Mal getroffen - aber eben anders als der VfL auch schon Federn gelassen.

Für Offensiv-Feuerwerke sind (zumindest bisher) andere Mannschaften zuständig. Der auf dem Fundament von Vorgänger Oliver Glasner aufgesetzte Wolfsburger Fußball von Coach Mark van Bommel basiert nicht auf Spektakel und Kunst, sondern auf stabiler, hocheffizienter Teamarbeit. Das Leitmotiv des Niederländers lautet: Gewinnen!

Abgeklärte Wolfsburger erinnern an Bayern München

Am Sonnabend versuchte sich Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth vergeblich daran, die Niedersachsen vor ernsthafte Probleme zu stellen. Die Franken spielten zwar gar nicht einmal schlecht, waren letztlich aber nicht imstande, den Niedersachsen die Spielkontrolle zu entreißen. Der 2:0 (1:0)-Erfolg des VfL erinnerte in Ansätzen an die Auftritte von Rekordmeister FC Bayern München: Wolfsburg konnte nicht glänzen, aber gewann - abgebrüht und abgezockt, wie die bajuwarischen Titelsammler es seit Menschengedenken können.

Und weil van Bommel den Branchenprimus einst fünf Spielzeiten lang als "Aggressive Leader" geprägt hatte, wurde er nach der Fürth-Partie gefragt, ob er etwas von der Münchner DNA beim Werksclub implantiert habe. Der 44-Jährige winkte lächelnd ab. "Wir versuchen, auf meine Art und Weise zu spielen", betonte der Coach, und das bedeutet, "dass wir gerne dominieren mit dem Ball und gegen den Ball."

VfL überzeugt durch homogenes Auftreten

In Fürth spielte der VfL wie eine Mannschaft, die genau weiß, worauf es ankommt. "Auch wenn wir keine großen Chancen bekommen, muss man das Spiel gewinnen, und das haben wir gemacht", sagte van Bommel. Und es war ihm anzusehen, wie zufrieden er damit war. Ja, ein Spiel wie am Samstag ist "vielleicht auch mal ein Kampf", aber "das gefällt mir". Will heißen: Der Trainer will das Spiel gewinnen, gerne auch ohne Schönheitspreis. Obwohl er seine Elf auf fünf Positionen verändert hatte, wirkte sie homogen. 

Vor allem aber überzeugte sie mit ihrer kompromisslosen Art und ihrer Geduld. Und Geduld, erläuterte van Bommel, "ist nicht langsam", Geduld sei vielmehr, abzuwarten und dann "die richtige Entscheidung zu treffen".

Van Bommel tritt aus Glasners Schatten

Der frühere Nationalspieler hat seinen holprigen Start am Mittellandkanal mit Testspiel-Pleiten gegen die Zweitligisten Hansa Rostock und Holstein Kiel sowie dem peinlichen Pokal-Aus gegen Regionalligist Preußen Münster wegen seines Wechselfehlers vergessen gemacht. Nach dem besten Start des Autoclubs in 25 Bundesliga-Spielzeiten ist van Bommel aus dem Schatten seines Vorgängers Glasner getreten, der die "Wölfe" in die Champions League geführt hatte und dann zu Eintracht Frankfurt wechselte.

Die Auftritte in der "Königsklasse" werden ein Gradmesser sein, was der tolle Erstliga-Start wirklich wert ist. Denn mit Ausnahme von RB Leipzig (1:0) hatte der VfL bisher nicht die ganz großen Kaliber als Gegner. In Bochum (1:0) und Fürth wurden zwei Aufsteiger besiegt. Zudem gewannen die Niedersachsen bei der wieder einmal schwer in die Spielzeit gekommene Hertha aus Berlin mit 2:1.

Dienstag Champions-League-Start in Lille

Und so wehrte sich van Bommel vor dem ersten Champions-League-Spiel am Dienstag (21 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) beim französischen Meister OSC Lille auch dagegen, die Favoritenrolle in der Gruppe G innezuhaben. "Ich denke, dass wir Chancen haben, um weiterzukommen. Das ist eine ausgeglichene Gruppe. So einfach wird das nicht", sagte der Niederländer.

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Sportclub | 12.09.2021 | 22:50 Uhr