Fußball | Bundesliga Wolfsburg gegen Union - Kruses Wiedersehen mit dem verkauften Erfolg
Vor wenigen Wochen wechselte Max Kruse überraschend von Union Berlin zum VfL Wolfsburg. Nun braucht er gegen seinen Ex-Klub, der gerade das Halbfinale des DFB-Pokals erreicht hat, dringend Punkte im Abstiegskampf.
Eigentlich hätte am Max Kruse am Dienstag einen großen Erfolg gefeiert und hätte mit Union Berlin nur noch einen Schritt vor sich, um ins Halbfinale im DFB-Pokal einzuziehen. Doch der Offensivspieler war nicht dabei. Kurz vor Ende der Wintertransferperiode hatte sich Kruse gegen die Chance auf den Pokaltitel und für das lukrative Angebote des VfL Wolfsburg entschieden.
"Es ist mir latte, ob man mich Söldner nennt oder Geldgeier oder was auch immer", sagte der 33-Jährige, der offen damit umgegangen ist, dass die finanzielle Komponente ein ausschlaggebender Punkt gewesen sei. Man brauche nicht darüber zu reden, dass "jeder in der Situation dasselbe machen" würde, sagte er. Vor allem in seinem Alter spiele auch das Finanzielle eine Rolle, gab Kruse zu, betonte aber auch: "Es gab auf jeden Fall den einen oder anderen Grund mehr."
Es knirschte zwischen Kruse und Fischer
So war Kruse unglücklich aufgrund seiner sinkenden Einsatzzeiten. "Ich hatte eine sehr intensive und geile Zeit bei Union, keine Frage. Aber für mich lief das zweite Jahr nicht mehr so wie das erste. Ich war nicht mehr so zufrieden wie im ersten Jahr", sagte er im ZDF-Sportstudio, deutete zudem an, dass das Verhältnis zu Trainer Urs Fischer auch deswegen angespannt gewesen sei.
Der Union-Coach entgegnete, die Bundesliga sei "kein Streichelzoo" und machte nochmal klar, worum es in seinem Job geht. "Ich habe nicht den Auftrag, Wünsche zu erfüllen. Dass er da mit der einen oder anderen Entscheidung nicht zufrieden war, muss man akzeptieren", sagte Fischer.
Pikantes Aufeinandertreffen
Im Gegenzug musste der 56-Jährige akzeptieren, dass Kruse schon im Winter nach Wolfsburg gewechselt ist, obwohl ursprünglich erst im Sommer mit auslaufendem Vertrag der Gang zu einem neuen Klub angedacht war.
So kommt es am Samstag in der Bundesliga zum Wiedersehen zwischen Kruse und seinem alten Verein, Union ist zu Gast beim VfL Wolfsburg. Und das nur wenige Tage, nachdem sich die "Eisernen" die Chance, den größten Erfolg der Vereinsgeschichte zu feiern, erspielt haben. Nach dem Sieg gegen den FC St. Pauli steht Kruses Ex-Klub im Pokal-Halbfinale.
Verständnis? Wohl zu viel erwartet
Da kommt erst recht die Frage auf: Ist die Aussicht auf einen Erfolg nicht wichtiger als ein höheres Gehalt? Vor allem, wenn Kruse ohnehin einen Wechsel einige Monate später angestrebt hat und in Berlin kein ärmliches Salär bezogen hat?
Kruse bat die Fans um "Verständnis für meine Entscheidung, ein Angebot, das langfristig und hoch dotiert ist, anzunehmen". Bei Union dürfte diese Bitte aber wenig Gehör finden - obwohl Kruses Gehalt in Wolfsburg mit 3,8 Millionen Euro doppelt so hoch sein soll wie in Berlin.
Zwei finanzielle Welten prallen aufeinander - aber auch sportliche
Denn in fußballerischen Uhren im Stadtteil Köpenick ticken anders als die am VW-Werk in Niedersachsen. Für das Geschäftsjahr 2021/22 plant Union erstmals mit einem Umsatz von etwa 100 Millionen Euro, bei den Wolfsburgern soll er das Doppelte betragen.
Die Unterschiede in den wichtigsten Detailzahlen sind aber noch eklatanter. Wolfsburg soll einen Etat für die Profimannschaft von etwa 90 Millionen Euro haben und in dieser Hinsicht zum vorderen Mittelfeld gehören, während Union nach wie vor einen der sparsamsten Kader hat mit angeblich 35 bis 40 Millionen Euro Kosten. Eine Zahl ist dabei entscheidend: Wolfsburg bekommt aus dem Sponsoring von VW jährlich 70 Millionen Euro, Union soll von Hauptsponsor Aroundtown dagegen 2,5 Millionen Euro pro Jahr erhalten.
Und trotzdem steht Union im Halbfinale des DFB-Pokals und spielt in der Liga um den Europapokal, während die "Wölfe" erstmal den Auftrag haben, den Klassenerhalt in der Bundesliga zu sichern. Beim Wiedersehen am Samstag können die Berliner ihren Ex-Kollegen Kruse nochmal daran erinnern.