Anfälligkeiten der Werkself Leverkusener Mysterium der Inkonstanz

Stand: 25.10.2021 19:18 Uhr

Bayer 04 Leverkusen gibt eine deutliche Führung beim 1. FC Köln wieder her. Alte Muster wiederholen sich bei der Werkself. Der Kampf um Konstanz bei den Leistungen ist ein Dauerthema beim Klub.

Es war ein unerfreuliches Eingeständnis, das Gerardo Seoane am späten Sonntagnachmittag (24.10.2021) abgeben musste. "Es war ein gerechtes Unentschieden", sagte der Trainer von Bayer 04 Leverkusen. Dabei hatte seine hoch talentierte Mannschaft zur Pause mit 2:0 gegen den 1. FC Köln geführt, war das klar bessere Team und hätte bei einer durchgehend gleichbleibenden Leistung das Feld als Sieger verlassen müssen.

Aber wie es die Werkself seit Jahren praktiziert, wurden viele gute Kontermöglichkeiten manchmal ziellos, manchmal knapp vor dem Torabschluss verspielt. "Wir hatten Tausende davon", schimpfte Torhüter Lukas Hradecky nach dem Abpfiff.

Schick und Bellarabi verletzt

Am Ende gelang den Kölnern durch zwei Treffer von Anthony Modeste der Ausgleich, weil der FC körperlich alles hineinwarf in diese Partie, was nicht zuletzt bleibenden Eindruck bei der Werkself hinterließ. Denn auch die mangelnde körperliche Robustheit ist eines der Themen, mit denen das Team seit Jahren zu kämpfen hat.

Zu allem Überfluss zogen sich die Offensivspieler Patrik Schick (Bänderriss) und Karim Bellarabi (Muskelverletzung) in dieser Partie auch noch schwerwiegendere Verletzungen zu, die sie bis nach der Länderspielpause pausieren lassen werden.

Auf gehobenem Niveau ausgebildet

Es scheint, als vererbe sich die mangelnde Zielstrebigkeit und Entschlossenheit und damit auch die verbesserungsfähige Eigenmotivation von einer Spielergeneration zur nächsten bei den Leverkusenern. An den fußballerischen Mitteln hapert es ja so gut wie nie. In dieser Frage steht die Werkself vielen Spitzenklubs kaum etwas nach.

Die Bayer-Spieler sind allesamt auf gehobenem Niveau ausgebildet und heben sich von der Liga-Konkurrenz in vielen Fällen ab. Aber ein nicht zu bestimmender Schlendrian ist und war stets Teil des Bayer-Spiels. Ein Mysterium, das die Leverkusener stets begleitet.

Dabei gibt es auch gute Gründe, weshalb die mangelnde Konstanz ein ständiger und treuer Begleiter der Werkself ist. Sportchef Rudi Völler und sein Team setzen seit vielen Jahren - auch aus Kostengründen - auf Talent statt auf Erfahrung. Spieler wie Moussa Diaby (21 Jahre), Florian Wirtz (18), Amine Adli (21), Odilon Kossounou (20) oder auch Mitchel Bakker (21) - um nur einige zu nennen - sind allesamt bereits wichtige Pfeiler der Mannschaft. Aber sie sind auch weit davon entfernt, dauerhaft Leistungen auf höchstem Niveau bringen zu können.

Konstanz in den Leistungsschwankungen

"Unsere Vision ist es, in der Nachwuchsarbeit zu den Top-drei-Klubs in Europa zu gehören", beschrieb Sportdirektor Simon Rolfes vor einiger Zeit die Perspektive der Profimannschaft. Die Spieler sollen sich auf höchstem Niveau entwickeln. Womit auch immer Leistungschwankungen einkalkuliert sind, weil die jungen Profis viele Einsatzzeiten erhalten.

Und so scheint sich auch in dieser Saison das zu wiederholen, was in den vergangenen Jahren schon so oft unter dem Bayerkreuz zu sehen war: die Konstanz in den Leistungsschwankungen. Nach der herben 1:5-Heimpleite gegen den FC Bayern, in der die Leverkusener in allen Belangen die Grenzen aufgezeigt bekamen, folgte in der Europa League ein mageres und eher glücklich zustande gekommenes 1:1 gegen Betis Sevilla. Nun die erneute Ernüchterung beim Derby gegen die Kölner.

Auch in dieser Saison gab es nicht wenige Experten, die die Leverkusener Mannschaft als ein Team ansahen, das das Zeug hätte, Borussia Dortmund und vielleicht sogar den Münchnern ernsthaft Paroli bieten zu können. Diese Hoffnung scheint nach dem neunten Bundesliga-Spieltag bereits wieder begraben zu sein.