Fußball | Verletzungen Neue UEFA-Charta für Umgang mit Kopfverletzungen

Stand: 29.11.2021 17:00 Uhr

Mit einer neuen Charta will die UEFA für die Gefahren von Kopfverletzungen im Fußball sensibilisieren und einheitliche Verfahren etablieren. Die Unterschriften der Klub- und Nationalteams fehlen noch.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) will Klubs und Vereine beim Umgang mit Kopfverletzungen stärker sensibilisieren. Der Kontinentalverband veröffentlichte am Montag (29.11.2021) eine Charta, die unter anderem den Ablauf zur Überprüfung von Gehirnerschütterungen bei europäischen Klub- und Länderspiele regeln soll.

Die Details sind in der Bundesliga bereits etabliert. Der Schiedsrichter soll im Fall einer Kopfverletzung das Spiel unterbrechen und drei Minuten Zeit für die Behandlung gewähren. Bei Verdacht auf eine Gehirnerschütterung soll dem Spieler nicht erlaubt sein, auf das Feld zurückzukehren. Die Entscheidung darüber liegt alleine beim jeweiligen Teamarzt.

Videosystem zur Unterstützung

Außerdem ruft die UEFA ihre 55 Mitgliedsverbände dazu auf, bei UEFA-Wettbewerben ein Videosystem einzusetzen, mit dessen Hilfe medizinische Fälle überprüft werden können. In Deutschland kommen bereits Tablets auf den Ersatzbänken zum Einsatz, mit deren Hilfe die Ärzteteams Zusammenstöße nachschauen und Verletzungen dadurch besser einschätzen können.

Teamärzte werden zudem gebeten, in Schulungen Spieler, Trainer und Mitarbeiter über das Vorgehen bei Gehirnerschütterungen zu informieren.

"Eine Gehirnerschütterung ist zweifellos eine ernsthafte Verletzung, die angemessen behandelt werden muss", sagte Tim Meyer, Vorsitzender des medizinischen Komitees der UEFA, das das Konzept entwickelt hat, laut einer UEFA-Mitteilung. Der Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft spricht in diesem Zusammenhang von einem "großen Schritt nach vorne". 

Mehrere Regeländerungen

Die UEFA schreibt, dass "Klub- und Nationalmannschaften dringend gebeten werden, die Charta zu unterzeichnen - nicht nur, um die Sensibilisierungskampagne der UEFA zu unterstützen, sondern auch, um ihr Engagement für den Schutz ihrer Akteure hervorzuheben."

Trotz mehrerer Regelanpassungen in den vergangenen Jahren sind auch in der laufenden Bundesliga-Saison mehrfach Spieler nach Kopfverletzungen aufs Feld zurückgekehrt. Einige mussten später mit Beschwerden ausgewechselt werden, beim Bielefelder Torwart Stefan Ortega wurde nach der Partie eine Gehirnerschütterung diagnostiziert.

Zweiter Kopftreffer kann fatal enden

Mediziner warnen, dass ein weiterer Kopftreffer bei einer Gehirnerschütterung zum lebensgefährlichen "Second Impact Syndrome" führen kann. Außerdem geben Studien Hinweise darauf, dass wiederholte Kopfverletzungen zu Langzeitfolgen wie Demenz führen können.

Die Fußball-Regelhüter des IFAB erlauben deshalb aktuell in einer Testphase einen oder zwei zusätzliche Wechsel bei Kopfverletzungen, die englische Premier League macht von dieser Regelung Gebrauch. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) verzichtete, weil sie weiterhin die für die Corona-Pandemie eingeführte Möglichkeit nutzt, grundsätzlich fünf statt drei Spieler pro Partie auszuwechseln.