Kommentar Überraschung mit Ansage - der FC Bayern und der Fall Lucas Hernández

Stand: 14.10.2021 10:51 Uhr

Die Vorgeschichte war bekannt. Schon vor der WM 2018 konnte man sich auch in deutschen Medien über die Verstrickung des französischen Nationalspielers Lucas Hernández mit der spanischen Justiz informieren. Über den handgreiflichen Streit mit seiner damaligen Lebensgefährtin und heutigen Frau im Februar 2017. Über die eine Nacht in Haft, die Verurteilung zu 31 Tagen Sozialarbeit und das sechsmonatige Kontaktverbot für beide. Über die Versöhnung und die Hochzeit, die erneute Festnahme am Flughafen Madrid, weil sie das Verbot missachtet hatten.

Von Steffen Simon

Dennoch wurde bei seiner Verpflichtung 2019 - er gilt bis heute als der teuerste Bundesligaspieler aller Zeiten, die Bayern bezahlten angeblich 80 Millionen Euro Ablöse - nur ein vorgeschädigtes Knie, nicht aber ein gefährlich über ihm schwebendes Verfahren thematisiert.

Ein halbes Jahr nach seiner Unterschrift in München wurde er in Madrid zu sechs Monaten Haft verurteilt. Wie weltfremd kann man sein, dies so lange zu ignorieren, bis es dermaßen eskaliert? Ein Vorwurf an Hernández und sein persönliches Gefolge, noch mehr aber an die Verantwortlichen des FC Bayern.

Gericht statt Champions League?

Man stelle sich vor, er müsse am Dienstag wirklich vor einem spanischen Gericht statt beim Champions-League-Spiel in Lissabon antreten. Man stelle sich vor, er würde die Herbstmeisterschaft hinter Gittern feiern. Das hängt nun alles von einem eilig gestellten Einspruch gegen ein rechtskräftiges Urteil ab, den man schon vor 22 Monaten hätte stellen können.

Die Bayern zeigten sich in einem Statement überrascht. Das ist alles schwer nachvollziehbar und lässt befürchten, dass hinter dem Glanz des sportlichen Global Players Bayern München mitunter erschreckend amateurhaft gehandelt wird.