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Berichte über Partybesuch
Gladbachs Embolo - Corona-Fehltritt zur schlechtesten Zeit
Von Christian Mixa
Der mögliche Verstoß von Gladbachs Breel Embolo gegen Corona-Auflagen kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Der Profifußball sorgt sich um seine Privilegien während der Corona-Pandemie, die schnelle Reaktion des Klubs ist deshalb auch ein Signal an die Öffentlichkeit.
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Borussia Mönchengladbach hatte Breel Embolo am Montag (18.01.2021) für das Spiel gegen Bremen aus dem Kader gestrichen, kurz nachdem Berichte über einen angeblichen Partybesuch des Stürmers am Samstagabend in Essen kursiert waren.
Embolo akzeptierte die Strafe. Der Fußballprofi sprach in einem Instagram-Post von einem Fehler und entschuldigte sich, beim Klub und bei den Fans.
Embolo: TV-Abend bei Kollegen statt Party
Was genau Embolo an diesem feucht-fröhlichen Abend in Essen getrieben hat, bleibt vorerst im Dunkeln - wozu auch der Spieler selbst einen Beitrag leistete: Embolo schrieb bei Instagram, dass er in der Nacht zum Sonntag in Essen Basketball geschaut hat, zu Hause "bei einem Kollegen".
Und er widersprach der Darstellung verschiedener Medien, darunter auch der des WDR, wonach er auf einer Party gestellt wurde, die zur selben Zeit ein paar Häuser weiter in einem Lokal am Baldeneysee stattfand. Die wurde von der Polizei beendet, wegen Verstoßes gegen die Corona-Auflagen.
Die Polizei habe ihn lediglich "in der Wohnung des Kollegen angetroffen" und Personalien aufgenommen, schrieb Embolo. Die Beamten wiederum wollten Embolos Version nicht bestätigen. Ein Sprecher teilte dem WDR am Montag mit, dass zu der aufgelösten Partygesellschaft auch ein Fußballprofi gehörte, nannte allerdings keinen Namen.
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Damit steht, zumindest offiziell, Aussage gegen Aussage. Folgt man dem strengen Wortlaut von Embolos Darstellung, so lässt sich aus einem gemeinsamen TV-Abend zunächst auch kein eindeutiger Verstoß gegen die Infektionsschutzauflagen ableiten.
Doch allein die Tatsache, dass er eine Zusammenkunft mit der Polizei eingeräumt hat, darf als ausreichendes Indiz dafür gewertet werden, dass Embolos Abendgestaltung wohl doch nicht zu 100 Prozent coronakonform ausfiel und mehr war als nur entspanntes Chillen vor dem Fernseher.
Borussia sperrt Embolo "vorsorglich"
Die Borussia reagierte in jedem Fall prompt und strich den Schweizer aus dem Kader. "Vorsorglich", wie der Klub mitteilte. In der offiziellen Darstellung ist auch weiterhin nur davon die Rede, dass Embolo "möglicherweise gegen die Corona-Schutzmaßnahmen verstoßen" habe.
Doch die schnelle, konsequente Reaktion von Gladbachs Verantwortlichen war alternativlos, ungeachtet der zumindest nach außen diffusen Faktenlage: Der Klub musste Embolo auch schon bei einem möglichen Verstoß gegen die Corona-Auflagen vom Rest des Teams isolieren. Dass der Spieler erst wieder ins Mannschaftstraining einsteigen darf, wenn negative Corona-Tests vorliegen, hat er auch selbst akzeptiert.
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Signal an die Öffentlichkeit
Aber auch darüber hinaus taten die Gladbacher gut daran, hart durchzugreifen und Embolo aus dem Verkehr zu ziehen: Auch um ein Signal an die Öffentlichkeit zu senden, dass der Profifußball sich seiner Sonderrolle während der weiter wütenden Pandemie sehr wohl bewusst ist.
Denn es mehren sich die kritischen Stimmen und Fragen, warum trotz ungebremst hoher Infektionszahlen und eines Lockdowns großer Teile des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens der Profisport immer noch weiterläuft. Angeführt vom Millionenbetrieb Fußball-Bundesliga, der wegen seiner Strahlkraft im Zentrum jeder Debatte steht.
Embolos Fehltritt zum schlechtesten Zeitpunkt
Der Lebensstil von Teilen der Branche stand schon vor Corona unter besonderer medialer Beobachtung, wie unter anderem die Debatten um Steaks mit Goldkruste und stets akkurat frisierte Fußballer zeigten. Nach wie vor wird Profifußballern eine besondere gesellschaftliche Vorbildfunktion zugeschrieben, die nicht jeder der rundumversorgten Jung-Millionäre erfüllen kann.

Fußballspieler trotz Lockdown top frisiert
Eskapaden wie Embolos nächtlicher Ausflug bekommen in Corona-Zeiten zusätzliche Brisanz, wo jeder Bolzplatzkick mit Kindern als Corona-Spreader gilt, während die Profis weiter ihrer Arbeit nachgehen, in Gruppen trainieren und gemeinsam jubeln.
Es könnte deshalb wohl kaum einen schlechteren Zeitpunkt geben für Fehltritte von Spielern, die im Publikum die Stimmung doch zum Kippen bringen könnten. Wie sensibel dieses Thema ist, haben inzwischen auch die Verantwortlichen erkannt, bei den Klubs und der Deutschen Fußball Liga. Beim Bund-Länder-Gipfel mit der Kanzlerin am Dienstag über eine mögliche Verschärfung der Corona-Politik will Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans auch den Profifußball auf den Prüfstand stellen.
Angst vor einem zweiten Shutdown

Dies wird auch bei der DFL aufmerksam verfolgt, denn ein von der Politik verfügter Shutdown könnte den Klubs ernsthaft an die Existenz gehen. Denn es ist nicht abzusehen, ob im Fall einer Saisonunterbrechung die Fernsehgelder, die das Millionengeschäft am Laufen halten, wie in der Vorsaison weiter fließen würden - vertraglich verpflichtet wären die Lizenznehmer dazu nicht.
Dass der Profifußball in grauen Pandemie-Zeiten tatsächlich eine stärkere gesellschaftliche Rolle spielen kann, darauf deuten die TV-Quoten hin, die im Vergleich zum ersten Lockdown gestiegen sind, trotz der Geisteratmosphäre in den Stadien. Dies lässt darauf schließen, dass die Bundesliga vielen womöglich doch mehr Halt und Zerstreuung bietet. Fragt sich nur, wie lange noch.
Stand: 19.01.2021, 13:00