Fußball | Bundesliga Bilanz nach der Bundesliga-Hinrunde - viel Mittelmaß, spannend ist anders

Stand: 20.12.2021 10:00 Uhr

Die Bundesliga geht nach der Hinrunde in eine kurze Winterpause. Ganz oben und ganz unten ist die Spannung schon raus, viele Mannschaften bekommen für ihr Abschneiden ein Minus. Die Klubs mit dem Plus haben Trainer, die ihre Mannschaft auch zeigen lassen, was sie erzählen.

Die Bundesliga hat nun 17 Spieltage mit 153 Partien hinter sich. Das ist zunächst mal eine sehr gute Nachricht, die sogar eine Berechtigung als Nachricht hat. So selbstverständlich ist das während einer Pandemie mit einer sich nun rasend schnell verbreitenden Coronavirusvariante ja nicht, dass kein Spiel wegen einer Gruppenquarantäne verschoben werden musste.

Außerdem sagt es aus, dass die Bundesliga weiterhin mit 18 Vereinen gespielt wird. Die Gefahr einer Insolvenz eines Klubs aufgrund weggebrochener Einnahmen scheint in der höchsten deutschen Spielklasse gebannt. Stand jetzt - wie Fußballer so gerne sagen.

Tabellen drehen, wie der Fußballfan es will

Stand jetzt kann die Tabelle auch mal wieder gedreht werden, wie der Fußballfan will: Oben steht die Mannschaft, die dort von allen erwartet wurde. Der FC Bayern steuert auf die zehnte Meisterschaft hintereinander zu, und selbst das Gerede über die Langeweile im Meisterkampf ist langweilig geworden.

Der erste Platz bei um 180 Grad gedrehter Tabelle ist an die SpVgg Greuther Fürth vergeben. Das wird niemanden überraschen, auch nicht die Verantwortlichen in Fürth. Ein bisschen mehr Wettbewerb hätte sich das "Kleeblatt" aber sicher gewünscht.

Maßstab obere Leistungsgrenze

Es hat Vereine wie den SC Paderborn gegeben, der ist am letzten Spieltag abgestiegen, durfte aber dennoch zu Recht davon sprechen, überwiegend an seine obere Leistungsgrenze gekommen zu sein. Das sollte der Maßstab sein.

"Würde uns der Klassenerhalt tatsächlich gelingen, wäre uns ein Wunder gelungen und es wäre die Krönung meiner bisherigen Trainerlaufbahn." Das sagte Thomas Reis, und das ist für einen Trainer des VfL Bochum auch ganz in Ordnung.

Der Verein hat nachweislich bescheidenere Mittel als viele der Konkurrenten. Aber ein "Wunder" wäre es sicher nicht, denn Arminia Bielefeld etwa hat auch nachweislich bescheidene Mittel. Der VfL Bochum gehört zweifelsfrei zu den Klubs, die nach ihren Maßstäben und denen, die von außen angelegt werden, ein Plus hinter der Vorrunde stehen haben.

Dazu gehören auch der SC Freiburg, der 1. FC Köln und der 1. FSV Mainz 05, der mit Bo Svensson einen Trainer hat, der nicht erzählt, was seine Mannschaft alles Tolles machen soll oder sollte. Bei den Mainzern ist das zu sehen. Bei den Kölnern auch, und bei den Freiburgern auch.

Frankfurt brauchte ein bisschen Zeit für das Plus

Bei Eintracht Frankfurt brauchte es ein bisschen Zeit, bis das Vertrauen der Mannschaft in sich und Oliver Glasner so groß war, dass dessen Pläne auch in gute Ergebnisse und attraktives Fußballspiel umgesetzt wurden.

Die TSG Hoffenheim gehört auch in die Reihe der Klubs, die mehr Argumente für ein Plus als für ein Neutral haben.

So geht Bayern

Der FC Bayern verliert zu Hause gegen eine damals noch schwächelnde Eintracht und beim FC Augsburg. München gewinnt dann aber bei Borussia Dortmund das einzige Duell, mit der die Bundesliga aus internationaler Perspektive noch für Aufsehen sorgen kann.

So geht Bayern. Neun Punkte Vorsprung sind es schon wieder, obwohl Julian Nagelsmann noch einiges zu verbessern hat. Wer sieht, wie sich ein Leroy Sané schon unter ihm entwickelt hat, vor allem auch im defensiven Verhalten wie dem Gegenpressing, ahnt, dass die Münchner sich vermutlich noch weiter vom Rest entfernen werden.

BVB in der Klemme

Abseits der Bayern haben die Bundesliga und Borussia Dortmund noch die Naturgewalt Erling Haaland als Vermarktungspotenzial. Der Stürmer rettete den BVB aus manch prekärer Situation, in die ihn ein schwaches Defensivverhalten gebracht hatte. Klappte aber zuletzt auch nicht mehr: vier Punkte nur aus Spielen gegen Bochum, Fürth und Hertha.

Fünf Spiele verloren die Dortmunder in der Hinrunde, mehr als Freiburg, Frankfurt, Union Berlin und der 1. FC Köln. Der BVB sitzt in der Klemme zwischen den Bayern, an die er nicht rankommt, und dem Rest, der trotzdem nicht an ihn rankommt.

Lange Liste mit Minus

VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig, VfB Stuttgart, FC Augsburg, Hertha BSC trotz des Aufwinds nach dem Trainerwechsel - die Liste an Minusmannschaften ist schon recht lang, die Gründe für viele schwache Resultate und Fehlentwicklungen sind allerdings auch stets im Einzelfall zu betrachten.

Bleiben Union und Leverkusen. Die Berliner bekommen ein Plus, obwohl sie die Punkte dort ließen, wo sie auf der Straße liegen - in Fürth. Der Werksklub bekommt ein Neutral, obwohl er - Stand jetzt - für die Champions League qualifiziert wäre.

Spannung nur für den heimischen Markt

Das Mittelmaß ist der Maßstab in der Bundesliga. Leverkusen hat als Vierter größeren Rückstand auf den Tabellenführer als Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz. So kommt es zumindest bei kleinen Serien schon zu großen Veränderungen in der Tabelle.

So lässt sich auch Spannung verkaufen, allerdings nur auf dem heimischen Markt. Am international relevanten Ende der Tabelle ist die Lage zementiert, weil es keinerlei Bemühungen gibt, dies zu ändern.