Fußball | Bundesliga Bochums Riemann und die Bayern - Rückkehr des Elfmeterhelden

Stand: 18.09.2021 12:00 Uhr

Am Wochenende spielt der VfL Bochum in der Bundesliga in München gegen die Bayern. Für den Torhüter Manuel Riemann ist es eine Reise in die eigene Vergangenheit.

Von Paul Materne

Für Torhüter Manuel Riemann, 33, sind es gerade angenehme Wochen. Im Herbst seiner Karriere ist er mit dem VfL Bochum in die Bundesliga aufgestiegen. Und Riemann weiß dort zu überzeugen, er ist eine der Entdeckungen dieser Saison. Man könnte nun also einige Geschichten über Riemann schreiben, diese hier soll mit einem Rückblick beginnen.

An einem Montag Anfang August 2007 findet im bayerischen Burghausen ein Spiel statt, das später in die Historie des Vereins eingehen wird. In der 1. Runde des DFB Pokals trifft der bayerische Regionalligist Wacker Burghausen auf den übermächtigen FC Bayern München aus der Bundesliga. Doch im ersten Pflichtspiel von Bayerns Neuzugang Franck Ribéry erwischt Burghausen einen Glanztag und zwingt den großen Favoriten ins Elfmeterschießen.

Dort schlägt dann die Stunde des jungen Torhüters Manuel Riemann. Zwei Elfer der Bayern hält Riemann, damals 18 Jahre alt. Am Ende reicht es zwar ganz knapp nicht zum Sieg für Burghausen, doch an diesem Abend spricht trotzdem kaum einer über den Debütanten Ribéry. Alle reden über Riemann. Auch weil er ohne Probleme selbst einen Elfer versenkt gegen Torwartlegende Oliver Kahn. Riemann, mittlerweile beim VfL Bochum, erinnert sich im Gespräch mit der Sportschau. Er sagt: "Ich habe nicht groß nachgedacht, sondern ich habe ihn mir da hingelegt und ihn da reingehauen."

Ex-Trainer Anderbrügge erinnert sich

Der Trainer von Wacker Burghausen hieß im Sommer 2007 Ingo Anderbrügge. Er kann sich noch gut an Riemann erinnern, und natürlich an dessen Sahnetag im Pokal. Im Gespräch mit der Sportschau sagt Anderbrügge, das Talent von Riemann habe er schnell erkannt. Auch dessen Selbstbewusstsein habe er gar nicht übersehen können.

"Das führte so weit, dass es einem manchmal den letzten Nerv geraubt hat, auch im Training - der wusste immer alles besser", sagt Anderbrügge, und muss dabei selbst grinsen. Bis heute hat er immer wieder Kontakt mit seinem damaligen Schützling, dessen Karriere hat er immer verfolgt.

Riemanns langer Weg an die Spitze

Nach dem Spiel gegen die Bayern betitelte ihn eine bekannte Boulevardzeitung als "Junior Titan", es war natürlich eine Anspielung auf Kahn. Es ging sogar das Gerücht um, dass sich Uli Hoeneß höchstpersönlich um die Nummer von Riemann bemüht haben soll. Wie genau das damals abgelaufen ist, wird man eher nicht mehr erfahren. Riemann jedenfalls spielte nie für die Bayern - und stattdessen drei weitere Jahre in Burghausen. Über die Stationen VfL Osnabrück und SV Sandhausen landete er 2015 in Bochum, wo er viele Jahre Stammtorhüter in der zweiten Liga war.

In der vergangenen Saison gelang dem VfL Bochum dann der langersehnte Aufstieg in die 1. Bundesliga - und Riemann debütiert doch noch in der höchsten Spielklasse. "Im Großen und Ganzen kann ich mich nicht beschweren, ich glaube, dass ich einen ganz vernünftigen Job gemacht habe die letzten Jahre", sagt Riemann und verweist dann auf seinen Torwartkollegen Gianluigi Buffon, der mit über 40 noch auf hohem Niveau spielt.

Wiedersehen mit Kahn und den Bayern

Jetzt geht es für Riemann erneut gegen die Bayern - am Samstag (18.09.2021) trifft der Aufsteiger aus Bochum in München auf den Dauermeister FCB. Auch Oliver Kahn, mit dem Riemann damals in Burghausen das Trikot getauscht hat, ist wieder da - nur eben in anderer Funktion: Kahn ist nun Vorstandsvorsitzender der Bayern. Riemann freut sich auf ein mögliches Treffen mit Kahn, den er als Vorbild nennt. Und natürlich wird Riemann auch diesmal versuchen, den großen FC Bayern zu ärgern.

Aber nicht nur deshalb ist das Spiel für Riemann ein besonderes. Beim Spiel werden ein Großteil seiner Familie und viele Freunde im Stadion sein. Riemann ist aufgewachsen in Mühldorf am Inn, einer kleinen Stadt in der Nähe von München. Sein Bruder Alexander ist auch Fußballer und spielt immer noch in dem Verein, in dem schon sein großer Bruder Manuel mit dem Kicken anfing. Auch sein Opa hat Fußballvergangenheit - er lief in den 1960ern siebenmal für 1860 München in der Bundesliga auf.

Für Riemann ist es also ein besonderes Spiel. Und vielleicht liegt dann irgendwann am Samstagnachmittag auch noch ein Ball auf dem Elfmeterpunkt – so wie damals in Burghausen.