Fußball | Bundesliga Erst 17 Rote Karten: Bundesliga so fair wie nie - aber warum?

Stand: 18.02.2022 08:16 Uhr

Fouls und Karten gehören zum Fußball. Doch dieses Jahr gibt es in der Bundesliga so wenig Verwarnungen und Platzverweise wie noch nie. Sportschau-Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner erklärt, warum.

Von Patrick Wira

Die bisherige Rückrunde ist bezeichnend für eine beeindruckende Statistik. Erst eine Rote Karte gab es seit Beginn des 18. Spieltags. Der Mainzer Verteidiger Alexander Hack hatte bei Rückrundenstart in der 19. Minute ein Leipziger Tor mit der Hand verhindert und war dafür vom Platz gestellt worden. Alle anderen Partien der jüngsten fünf Spieltage beendeten die Teams vollzählig.

Erst 17 Platzverweise in dieser Saison

Insgesamt wurden in der aktuellen Bundesliga-Saison erst 17 Spieler des Feldes verwiesen, so wenige wie seit Einführung der Gelb-Roten Karte 1991 nicht. Zum Vergleich: Vor neun Jahren, in der Saison 2012/13, waren es zu diesem Zeitraum fast dreimal so viele.

Auch andere Statistiken zeigen, dass diese Saison eine der fairsten aller Zeiten ist. In dieser Spielzeit verteilten die Schiedsrichter bisher 689 Gelbe Karten, in den beiden Jahren zuvor waren es 730 und 733 zum gleichen Zeitpunkt.

Auch im internationalen Vergleich sehr fair

Mit allen Werten liegt die Bundesliga in Vergleich mit anderen europäischen Topligen deutlich unter dem Schnitt. "Spitzenreiter" ist die italienische Serie A mit bereits 64 Roten und über 1.000 Gelben Karten.

Auch in Frankreich und Spanien liegt die Anzahl der Verwarnungen nur wenig darunter. England sammelt deutlich weniger Karten, liegt aber mit 28 Roten Karten und über 800 Gelben Karten immer noch deutlich vor der Bundesliga.

Kommunikation zwischen Spielern und Schiedsrichtern

Sportschau-Schiedsrichterexperte Lutz Wagner glaubt, der Grund dafür liege zu allererst bei den Unparteiischen: "Die neue Generation Schiedsrichter ist eine, die sehr kommunikativ ist, die sehr präventiv ist." Es werde viel mehr gesprochen und das käme auch bei Spielern und Vereinen mehrheitlich gut an.

Auch der Videoassistent spiele eine Rolle: "Der Spieler weiß, es wird alles gesehen. Wenn es gravierend ist, wird es dem Schiri gemeldet. Auch das trägt zum Bewusstsein der Spieler bei."

Auch die Tatsache, dass die Stadien momentan nicht komplett voll sind, könne dazu beitragen, dass Schiedsrichter besser mit den Spielern kommunizieren. Außerdem würden viele Spieler in Situationen weniger heftig reagieren, ob verbal oder durch eine Aktion.

Bayern oben, Leverkusen ganz unten

Und welcher der Bundesligisten ist am fairsten? Oben bietet sich ein gewohntes Bild. Bayern führt die diesjährige Fairplay-Tabelle an, die Münchner sahen bisher insgesamt erst 17 Gelbe Karten und kassierten einen Platzverweis.

Bayern steht traditionell aufgrund von hohem Ballbesitz und wenig Foulspielen in der Fairplay-Tabelle weit oben. Schlusslicht ist überraschend Rückrunden-Tabellenführer Leverkusen, im vergangenen Jahr noch eine der fairsten Mannschaften.

Grundsätzlich aber kommt kein Team in dieser Saison bisher auf mehr als zwei Rote Karten. Sportlich belohnt wird diese Fairness von der UEFA nicht mehr. Bis 2016 gab es einen zusätzlichen Europa-League-Startplatz für Fair Play. In dieser Saison hätte die Bundesliga dafür gute Karten gehabt.