Marvin Friedrich (v.l.) Robert Zulj und Florian Hübner feiern gemeinsam den Aufstieg von Union Berlin in die Bundesliga

Fußball | Bundesliga Relegation ab dieser Saison ohne Auswärtstorregel

Stand: 25.04.2022 11:30 Uhr

Die Relegationsspiele zur Bundesliga und zur 2. Bundesliga werden ab dieser Saison ohne die Auswärtstorregel ausgetragen. Die Spiele richten sich nach den Bestimmungen der UEFA - und die hatte die Auswärtstorregel vor Saisonbeginn abgeschafft.

In der Spielordnung der Deutschen Fußball Liga ist eine Übernahme der UEFA-Maßgabe festgelegt. "Die Relegationsspiele werden als Hin- und Rückspiel entsprechend den Bestimmungen der UEFA-Clubwettbewerbe ausgetragen, die für die Austragung von Spielen im K.o.-System gelten", heißt es unter Paragraph 3, der Auf- und Abstieg regelt. Für eine Beibehaltung der Auswärtstorregel hätte es einen Beschluss der Mitgliederversammlung der DFL gebraucht - das ist nicht passiert.

Damit gilt, dass in den Relegationsspielen um die Teilnahme an der Bundesliga und der 2. Bundesliga 2022/23 bei einem Gleichstand nach Hin- und Rückspiel eine Verlängerung und gegebenenfalls ein Elfmeterschießen folgen - in Deutschland endet also wie im Europapokal die Ära der Auswärtstorregel.

Die Termine der Relegation

Bundesliga - 2. Bundesliga:

  • Hinspiel (Do., 19.05.2022, 20.30 Uhr): 16. Bundesliga - Dritter 2. Bundesliga
  • Rückspiel (Mo., 23.05.2022, 20.30 Uhr): Dritter 2. Bundesliga - 16. Bundesliga

2. Bundesliga - 3. Liga:

  • Hinspiel (Fr., 20.05.2022, 20.30 Uhr): Dritter 3. Liga - 16. 2. Bundesliga
  • Rückspiel (Di., 24.05.2022, 20.30 Uhr): 16. 2. Bundesliga - Dritter 3. Liga

Das Heimrecht im Rückspiel erhält der Klub, dessen reguläre Saison später endet. Denn dieses Team wird weniger spielfreie Tage vor dem Hinspiel zur Verfügung gehabt haben. Auswärtstore spielen dabei keine Rolle mehr, früher waren sie mehrfach entscheidend.

Mehrfach entschied die Auswärtstorregel die Relegation

Drei Mal entschied seit Wiedereinführung der Relegation zur Saison 2008/09 die Auswärtstorregel darüber, wer in der Bundesliga mitspielen darf und wer nicht. So retteten sich 2014 der Hamburger SV und 2020 Werder Bremen über die Regel, Union Berlin verhalfen zwei Auswärtstreffer 2019 zum Aufstieg.

Entscheidung in der Relegation per Auswärtstorregel
Saison Bundesligist Zweitligist Ergebnisse
2013/14 Hamburger SV SpVgg Greuther Fürth 0:0/1:1
2018/19 VfB Stuttgart Union Berlin 2:2/0:0
2019/20 Werder Bremen 1. FC Heidenheim 0:0/2:2

Bei den Relegationsspielen zur 2. Bundesliga entschied seit der Saison 2008/09 sogar vier Mal die Regel, drei Mal profitierten dabei die Drittligisten, der 1. FC Nürnberg rettete sich auf diese Weise 2020.

Entscheidung in der Relegation per Auswärtstorregel
Jahr Drittligist Zweitligist Ergebnisse
2012 Jahn Regensburg Karlsruher SC 1:1/2:2
2014 Darmstadt 98 Arminia Bielefeld 1:3/4:2 n. V.
2019 SV Wehen Wiesbaden FC Ingolstadt 1:2/3:2
2020 FC Ingolstadt 1. FC Nürnberg 0:2/3:1

Die Relegationsspiele am Ende der Saison werden die ersten seit langer Zeit ohne Auswärtstorregel sein. Doch genau das gab es schon.

1982 bis 1991: Entscheidungsspiele statt Auswärtstorregel und Elfmeterschießen

Zwischen 1982 und 1991 wurden erstmals die Relegationsspiele zwischen dem Drittletzten der Bundesliga und dem 3. der 2. Bundesliga ausgetragen, damals ohne Auswärtstorregel. 1986 wäre Borussia Dortmund in der Relegation gegen Fortuna Köln nach einem 0:2 in Köln und einem 3:1-Sieg in Dortmund mit Auswärtstorregel abgestiegen. Da sie damals nicht galt und auch noch kein Elfmeterschießen vorgesehen war, kam es zu einem Wiederholungsspiel. Das gewann der BVB mit 8:0, die Fortuna war von zahlreichen Magen-Darm-Erkrankungen geschwächt.

Szene aus dem zweiten Relegationsspiel 1986 im Dortmunder Westfalenstadion

Szene aus dem zweiten Relegationsspiel 1986 im Dortmunder Westfalenstadion

Auch zwischen Darmstadt 98 und Eintracht Frankfurt musste 1989 ein Entscheidungsspiel her, in dem sich Bundesligist Frankfurt rettete. 1991 stieg der FC St. Pauli in einem Entscheidungsspiel gegen die Stuttgarter Kickers aus der Bundesliga ab.

Relegation zur 3. Liga ebenfalls im neuen Format

Auch unterhalb der von der DFL organisierten Spiele gibt es Veränderungen. In der viertklassigen Regionalliga gibt es fünf Ligen, aber nur vier Aufsteiger. Im März 2020 legte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) fest, dass eine Rotation eingeführt wird. Zu den beiden Meistern aus den Staffeln West und Südwest, die den Aufstieg garantiert haben, soll ein weiterer Meister direkt aufsteigen. In dieser Saison wird es der Meister aus Bayern sein. Die Meister aus dem Norden und Nordosten werden daher in Hin- und Rückspiel einen weiteren Aufsteiger ausspielen.

Die Auswärtstorregel gilt hier ebenfalls nicht, weil der DFB in seiner Spielordnung wie die DFL auf das Vorgehen der UEFA verweist. Wer zuerst Heimrecht hat, wird anders als bei den Relegationsspielen der DFL ausgelost.

Die Argumente für und gegen die Regel

Befürworter der Regel argumentierten, dass sie in einer Verlängerung den Heimvorteil des anderen Teams ausgleiche. Sie sorge außerdem dafür, dass es seltener zu sportlich oft unattraktiven Verlängerungen komme. Zudem komme sie eher kleineren Teams zugute, weil sie aufgrund von Setzlisten häufig im Rückspiel auswärts antreten müssen.

Gegner der Regel bemängelten, dass sie eher die Heimmannschaft zum Defensivspiel als die Auswärtsmannschaft zum Offensivspiel animiere. Sie wirke unlogisch, wenn nach einem Gesamt-Unentschieden in zwei Spielen ein Team gewonnen hat. Die Regel sei außerdem veraltet, weil der Nachteil des Auswärtsspiels durch normierte Bälle, besser ausgebildete Schiedsrichter oder gleich gute Platzbedingungen nicht mehr so groß wie früher ist. Außerdem sorge die Regel in Rückspielen manchmal für Vorentscheidungen und gelte für ein Team bei einer Verlängerung 30 Minuten länger.

UEFA-Präsident Ceferin: "Regel läuft ihrem ursprünglichen Zweck zuwider"

"Die Wirkung der Regel läuft ihrem ursprünglichen Zweck zuwider, da sie Heimmannschaften - insbesondere in den Hinspielen - nun vom Offensivspiel abhält, weil sie befürchten, ein Gegentor zu kassieren, das ihrem Gegner einen entscheidenden Vorteil verschaffen würde", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin im Sommer zur Abschaffung der Regel.

"Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Heimvorteil heute nicht mehr so ​​wichtig ist wie früher", sagte der UEFA-Präsident. "Das UEFA-Exekutivkomitee hat die richtige Entscheidung getroffen, indem es die Ansicht vertritt, dass ein Auswärtstor nicht mehr Bedeutung haben sollte als eines, das zu Hause erzielt wurde."