Fußball Bundesliga - das große Hamstern

Stand: 20.08.2021 20:30 Uhr

Julian Nagelsmann hat angekündigt, beim FC Bayern zum "Titel-Hamster" werden zu wollen. Erst einmal steht in der Bundesliga aber die Punktejagd im Vordergrund - auch für die Klubs mit Ziel Klassenerhalt.

Hertha BSC - VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr)

Der "Big City Club" ist auch zu Beginn der neuen Saison weit entfernt von den eigenen Ansprüchen. Nachdem die Berliner im DFB-Pokal schon große Probleme hatten und erst durch ein Tor in der Nachspielzeit von Davie Selke beim SV Meppen das Weiterkommen sicherten, gab es in der Liga den ersten Rückschlag. In Köln verlor das Team von Pal Dardai mit 1:3 und zeigte, dass auch die neue Saison eine problematische werden könnte für die Herthaner, die bis zum vorletzten Spieltag der vergangenen Saison um den Klassenerhalt spielten. "Jetzt wissen wir, in welche Richtung wir gehen müssen. Wir wissen, wo wir stehen und werden fleißig arbeiten", sagte Dardai nach der Niederlage in Köln.

Bei Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg ist der Start - abgesehen vom nachträglichen Aus im Pokal wegen des Wechselfehlers von Trainer Mark van Bommel - dagegen geglückt. Zwar tat sich der VfL trotz über 80-minütiger Überzahl recht schwer gegen Aufsteiger Bochum, sammelte aber beim 1:0 die ersten drei Punkte der Saison ein. "Wir wissen, dass wir uns steigern können", sagte Mittelfeldspieler Xaver Schlager. "Berlin will die Niederlage in Köln wiedergutmachen, daher wird es ein schwieriges Spiel. Wir müssen hart arbeiten, aber wenn wir unser Ding durchziehen, können wir gewinnen."

VfL Bochum - 1. FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr)

4.123 Tage werden vergangen sein, in denen sie in Bochum ohne Bundesliga-Fußball auskommen mussten, wenn das Spiel gegen Mainz angepfiffen wird. Am 8. Mai 2010 verlor der VfL gegen Hannover 96 das bislang letzte Spiel im Oberhaus. "Wir als Verein haben lange auf dieses Spiel hingearbeitet. Über 4.000 Tage sind seither vergangen. Wir wissen, was uns auf zukommt und freuen uns tierisch", sagte Trainer Thomas Reis. "Gerade in den Heimspielen wollen wir zeigen, dass wir Gas geben können. Wir wollen die ersten drei Punkte holen."

Angesichts des Gegners wird das jedoch eine schwierige Aufgabe. Saisonübergreifend hat Mainz aus den vergangenen 16 Partien 32 Punkte geholt, spielt seit Anfang Februar also punktetechnisch auf Champions-League-Niveau. Bochum hofft jedoch, dass die Fans die Chance auf einen Sieg erhöhen. Vor der Partie hat die Stadt Bochum einem Antrag zugestimmt, dank dem nun 13.500 Zuschauer dabei sein dürfen - möglich macht das die neue Coronaschutzverordnung in Nordrhein-Westfalen.

SC Freiburg - Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr)

Eigentlich sollte das Spiel gegen den BVB ein geschichtsträchtiges für die Freiburger sein. Denn das erste Heimspiel der neuen Saison sollte auch die Premiere im neuen Stadion sein. Der Klub hatte zuletzt mitgeteilt, "alles daran gesetzt" zu haben, die Partie "im neuen Stadion absolvieren zu können. Die auftretenden Probleme können jedoch trotz aller Anstrengungen nicht mehr vollständig kompensiert werden." So wird das Stadion am Wolfswinkel erst in einigen Wochen eingeweiht und die ersten drei Heimspiele werden noch im Dreisamstadion ausgetragen.

Rein sportlich könnte das aber ein Hoffnungsschimmer für Freiburg am Samstag sein. Denn alle fünf Siege, die die Breisgauer bislang gegen Dortmund eingefahren haben, gab es in dieser Arena. Auch die Partie im Februar entschied das Team von Trainer Christian Streich mit 2:1 für sich. Sein Gegenüber Marco Rose hofft derweil auf die Rückkehr von Abwehrchef Mats Hummels, der zuletzt betonte, auf jeden Fall in Freiburg dabei sein zu wollen - sein Einsatz bleibt jedoch fraglich. Bei den Erfolgen im Pokal in Wehen (3:0) und in der Liga gegen Frankfurt (5:2) sowie bei der Supercup-Niederlage gegen Bayern München (1:3) hatte Hummels wegen einer Knieverletzung gefehlt.

Eintracht Frankfurt - FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr)

Das Kellerduell des zweiten Spieltags. Beide Teams hatten einen äußerst schlechten Start in die Liga, Augsburg ist nach dem 0:4 gegen Hoffenheim Letzter, Frankfurt steht nach dem 2:5 in Dortmund auf Platz 16. Gerade der Europa-League-Teilnehmer steht unter Zugzwang, nachdem die Mannschaft von Oliver Glasner zuvor bereits aus dem DFB-Pokal (0:2 bei Waldhof Mannheim) ausgeschieden war. "Es gilt jetzt, den Schalter umzulegen. Wir müssen einfach galliger werden, mehr Bock darauf haben, Eins-gegen-eins-Duelle zu gewinnen. Dann hast du öfter den Ball und kannst deine individuelle Klasse zeigen", forderte Außenverteidiger Christopher Lenz.

In der jüngsten Vergangenheit gelang das den Frankfurtern gegen Augsburg. In der Rückrunde der Saison 2019/20 gab es im Heimspiel einen 5:0-Erfolg, vergangene Spielzeit zwei 2:0-Siege. Nach diesen Partien sowie der Auftaktniederlage muss sich beim FCA vieles ändern, um die ersten Punkte in der neuen Saison einzufahren. "Wir müssen defensiver noch kompakter, noch aggressiver werden, mehr Intensität im Anlaufverhalten an den Tag legen und offensiv noch torgefährlicher werden", sagte Trainer Markus Weinzierl.

Greuther Fürth - Arminia Bielefeld (Samstag, 15.30 Uhr)

In Fürth treffen sich zwei Mannschaften, für die es in dieser Saison nur ein Ziel gibt: den Klassenerhalt. Bielefeld hat dank der starken Leistung von Torhüter Stefan Ortega gegen Freiburg (0:0) bereits den ersten Punkt auf dem Weg zu dieser Mission geholt, Fürth ist dagegen beim 1:5 in Stuttgart sehr unsanft auf dem Bundesliga-Boden gelandet.

Anders als in der Saison 2012/13, als nach dem Aufstieg sofort der Abstieg folgte, will sich das Team von Trainer Stefan Leitl aber schneller an die höhere Qualität gewöhnen. Was es dafür braucht, sind vor allem Erfolgserlebnisse, die es vor fast zehn Jahren eben nicht gab. In ihrer bisher einzigen Saison im Fußball-Oberhaus konnten die Fürther kein Heimspiel gewinnen, sollten sie auch ihre 18. Partie im eigenen Stadion nicht erfolgreich bestreiten, wäre das ein neuer Rekord. Bisher teilt sich Fürth diesen mit Hertha BSC, das von August 2009 bis August 2011 ebenfalls 17-mal in Folge zu Hause ohne Sieg blieb.

Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr)

Schon am zweiten Spieltag ist das Gladbacher Auswärtsspiel gegen Leverkusen laut Trainer Adi Hütter ein "absolutes Schlüsselspiel, das möglicherweise auch die Richtung vorgibt". Beide gelten als Kandidat im Kampf um die internationalen Plätze, vielleicht sogar die Champions-League-Ränge, und sind mit einem Unentschieden in die Saison gestartet.

Während Hütter die eigene Leistung beim 1:1 gegen die Bayern durch den Münchner Supercup-Sieg "noch einmal aufgewertet" sieht, hat Bayer beim 1:1 bei Union Berlin nicht überzeugt. Gerardo Seoane versuchte trotzdem, das Positive aus dem ersten Spiel herauszuheben. "Wir haben uns gut gewehrt und eine gute Mentalität gezeigt. Wir haben sehr solidarisch gespielt, in der Hinsicht war es ein großer Schritt nach vorn für uns", sagte Leverkusens neuer Trainer, den etwas mit Hütter verbindet. Seoane beerbte den heutigen Gladbach-Coach 2018 bei den Young Boys Bern. "Er hat das damals unheimlich gut weitergeführt und sich absolut verdient, auch den Weg in die deutsche Bundesliga zu finden. Ich freue mich, ihn wiederzusehen", sagte Hütter.

TSG 1899 Hoffenheim - 1. FC Union Berlin (Sonntag, 15.30 Uhr)

Nach 20 Jahren Abstinenz feierten die Berliner am Donnerstag ihr Comeback im Europapokal. Ähnlich ungewohnt wie der Auftritt auf internationaler Bühne wird es für die "Eisernen" auch sein, nur drei Tage später wieder in der heimischen Liga auf dem Platz zu stehen. Und zwar auf einem, auf dem Union in der vergangenen Saison ein Zeichen gesetzt hatte: Bei den Hoffenheimern mit ihren internationalen Ambitionen gewann die Mannschaft von Trainer Urs Fischer am sechsten Spieltag mit 3:1 und kletterte erstmals auf Rang sieben, der auch am Ende der Saison heraussprang und den Einzug in die Conference League bescherte.

Bei der TSG sorgt derweil Andrej Kramaric wieder für eine ausgelassene Stimmung. Beim 4:0 zum Auftakt in Augsburg war der Kroate mit drei Torvorlagen der überragende Mann. "So einen Spieler in den eigenen Reihen zu haben, ist hervorragend", sagte sein Sturmkollege Sargis Adamyan. War Kramaric in der Vergangenheit vor allem ein erfolgreicher Torjäger, ist er nun zu einem kompletten Angreifer für Hoffenheim geworden. "Er sprüht vor Enthusiasmus. Er ist positiv in der Kabine, im Training sehr engagiert. Ich habe das Gefühl, dass er noch mehr Führung innerhalb des Teams übernimmt", sagte sein Trainer Sebastian Hoeneß.

Bayern München - 1. FC Köln (Sonntag, 17.30 Uhr)

Wenn es nach Joshua Kimmich geht, ist Julian Nagelsmann spätestens jetzt als Trainer des FC Bayern angekommen. "Wir haben ihm direkt mal gezeigt, dass es nicht Leipzig ist, sondern Bayern. Da kann man auch mal ein Finale gewinnen", sagte der Mittelfeldspieler nach dem 3:1-Erfolg im Supercup gegen Borussia Dortmund. Für Nagelsmann war es nicht nur der erste Titel als Coach, sondern auch der erste Sieg beim Rekordmeister, der beim Bundesligaauftakt in Gladbach (1:1) und in den Vorbereitungsspielen ohne Erfolg blieb. "Ich wünsche mir mehr Titel als nur einen. Ich habe ja auch so kleine Hamsterzähne, das sieht man ja. Ich würde gern ein Titel-Hamster sein", sagte Nagelsmann.

Zunächst geht es für die Bayern aber darum, Punkte zu sammeln, ehe der Blick Richtung zehnte Meisterschaft in Folge gehen kann. Gegen den 1. FC Köln, gegen den die Münchner seit über zehn Jahren kein Pflichtspiel verloren haben, soll es nun auch den ersten Ligasieg der neuen Saison geben. Doch der Fast-Absteiger ist nach der Verpflichtung des neuen Trainers Steffen Baumgart gestärkt. Nach dem 3:1-Sieg gegen Hertha BSC reisen die Kölner deswegen voller Selbstbewusstsein nach München. "Das ist die stärkste Mannschaft Deutschlands. Aber wir wollen auch da drei Punkte holen", sagte Baumgart vor der Partie bei den Bayern.