Einrico Maaßen (v.l.), Niko Kovac und Edin Terzic starten als neue Trainer in die Saison.
analyse

Neue Bundesliga-Trainer Sieben Trainer, sieben Spieltage - Terzic obenauf, Kovac angezählt

Stand: 19.09.2022 13:21 Uhr

Sieben Klubs sind mit einem neuen Trainer in die Bundesliga-Saison gestartet – mit unterschiedlichem Erfolg.

Von Frank van der Velden

Edin Terzić (Borussia Dortmund, 15 Punkte, Platz 2)

In der Tabelle drei Punkte vor den Bayern und den Derbysieg gegen Schalke in der Tasche - Borussia Dortmund und Edin Terzic dürfen zufrieden in die Länderspielpause gehen. Es bleibt allerdings das Gefühl, das wesentlich mehr drin gewesen wäre - wie beim 2:3 gegen Werder Bremen. Ein herber Rückschlag war auch die klare Pleite in Leipzig, bei der sich das Team nach frühem Gegentor völlig blutleer präsentierte.

Dennoch ist nicht zu übersehen, dass sich unter Terzic das Defensivspiel, die Einsatzbereitschaft und die Arbeit gegen den Ball verbessert haben. Offensiv fehlt es allerdings oft an Ideen. Hauptproblem beim BVB sind die vielen Verletzungen, die vor allem die Offensive betreffen – jüngstes Beispiel ist Marco Reus. Anfang Oktober kommen die Bayern ins Westfalenstadion. Dann wird sich zeigen, ob der BVB in dieser Saison auf Augenhöhe ist oder nicht.

André Breitenreiter (1899 Hoffenheim, 13 Punkte, Platz 4)

"Der Saisonstart ist gut. Da baut sich ganz schön was auf", sagte Hoffenheims Kapitän Oliver Baumann nach dem 0:0 im Spitzenspiel gegen den SC Freiburg und schickte damit ein dickes Lob an seinen Trainer André Breitenreiter. Das hat er auch verdient. Mit Platz vier stehen die Hoffenheimer glänzend da.

Spielkontrolle und Positionsspiel, was die Hoffenheimer seit jeher auszeichnet, hat Breitenreiter gefestigt. Unter ihm kommt das Team auch spielerisch verbessert daher und agiert lange nicht so statisch wie zuletzt unter Trainer Sebastian Hoeneß. Kombiniert mit ihrer Kampfstärke ist die TSG deshalb ein funktionierendes Kollektiv.

"Wir spüren aktuell ein großes Selbstvertrauen und wissen genau, was wir in jeder Minute auf dem Platz zu tun haben. Das ist natürlich nicht zuletzt sein Verdienst", sagte Stürmer Andrej Kramaric über Breitenreiter.

Daniel Farke (Borussia Mönchengladbach, 12 Punkte, Platz 6)

Nach einem enttäuschenden Jahr unter Adi Hütter hat Daniel Farke bei Borussia Mönchengladbach den erhofften Umbruch schnell eingeleitet. Die "Fohlen" haben eine klare Struktur und spielen einen guten Kombinationsfußball mit viel Ballbesitz. Zudem sind sie defensiv stabiler. Das zeigte sich vor allem beim Punktgewinn in Freiburg und beim jüngsten Sieg gegen Leipzig. Dass er immer wieder auf Leistungsträger verzichten muss, scheint Farke nicht viel auszumachen.

Fans der Borussia spüren zudem einen neuen Geist und Zusammenhalt in der Mannschaft. Spieler wie Marcus Thuram, der zwischenzeitlich bei den Fans in Ungnade gefallen war, hat unter Farke wieder sichtlich Spaß an der Arbeit. Auch Christoph Kramer, unter Hütter oft nicht berücksichtigt, blüht auf. Farke hat in Gladbach schon so viel Kredit gesammelt, dass auch eventuelle Rückschläge keine Diskussionen an seiner bisher guten Arbeit aufkommen lassen werden.

Enrico Maaßen (FC Augsburg, 9 Punkte, Platz 11)

Der FC Augsburg hat sich mit einem Paukenschlag in die Pause verabschiedet. Mit einem Sieg gegen den FC Bayern hätte nun wirklich niemand gerechnet. Und weil es nach dem Erfolg in Bremen der zweite Dreier in Serie war, kann Trainer Enrico Maaßen gerade auch relativ entspannt sein.

Zuvor hatte es allerdings ordentlich Kritik gegeben. Vor allem die eklatante Heimschwäche sorgte für Unruhe. Doch zuletzt wusste der FCA nicht nur defensiv zu überzeugen (kein Gegentor), er zeigte auch in der Offensive einiges. So war der Augsburger Erfolg gegen die Bayern keineswegs glücklich. "Wir hatten noch nie so viele Chancen gegen Bayern München", stellte Manager Stefan Reuter etwas verblüfft fest.

"Enno hat wirklich dicke Eier, weil er hat gesagt: entweder wir verlieren 5:0 oder wir gewinnen 1:0. 70 Prozent der Trainer parken gegen Bayern den Bus", sagte auch Torwart Rafal Gikiewicz. Maaßen dagegen spielte mit vier Stürmern und wurde belohnt. Den Sieg könne er "einordnen", sagte er. Fest steht aber, dass der FCA unter dem neuen Coach weitaus ansehnlicher spielt als zuletzt.

Sandro Schwarz (Hertha BSC, 6 Punkte, Platz 13)

Dass er die Berliner nicht über Nacht zum Spitzenteam formen kann, das weiß Sandro Schwarz. Schließlich hatte Hertha BSC am Ende der vergangenen Saison erst über die Relegation die Klasse gehalten. Vor diesem Hintergrund sieht es zurzeit gar nicht mal schlecht aus.

Und in den jüngsten Spielen ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. "Die Art, wie wir Fußball spielen wollen, sieht man. Das ist wichtig", sagt auch Schwarz: "Aber klar hätten wir gerne das eine oder andere Ergebnis mehr geholt." Zurzeit laufen noch viele Kleinigkeiten gegen die Hertha. So wie zuletzt gegen Mainz, als das Team erst tief den Nachspielzeit den Ausgleich hinnehmen musste.

"Das ist eine andere Mannschaft als letztes Jahr. Mit Sandro haben sie eine klare Linie", lobte auch 05-Trainer Bo Svensson. Neben einer klaren Linie bringen die Berliner nun auch eine andere Mentalität sowie einen deutlich stärkeren Kampfgeist auf den Platz. Was jetzt noch fehlt, sind spielerische Elemente und zählbare Erfolge.

Frank Kramer (FC Schalke 04, 6 Punkte, Platz 14)

Nach der 1:6-Klatsche gegen Union Berlin musste man sich ernsthaft Sorgen machen um Schalke 04 und seinen Trainer Frank Kramer. Der ist allerdings nicht zu beneiden. Dass dem Kader des finanziell klammen Revierklubs die Breite fehlt, ist bekannt.

S04-Trainer Frank Kramer

Kramer muss also die berühmten Schalker Tugenden aktivieren, was ihm nach dem Berlin-Siel auch wieder gut gelang. Es gab einen Punkt in Stuttgart und dann auch den ersten Sieg gegen Bochum. Dass die Schalker dann im Derby bei Borussia Dortmund mit einem Dreier nachlegen, war nicht zu erwarten.

Mit dem hätte sich Kramer freilich in die Herzen der Fans gespielt, wo er noch nicht wirklich angekommen ist. Obwohl Kramer ohne Zweifel ein Malocher ist. Deshalb passt er auch zu Schalke. Zudem hat sich das Team im Derby bei der knappen 0:1-Pleite ordentlich präsentiert. Dringend verbessern muss Kramer aber die spielerische Seite des Teams und die offensiven Abläufe.

Niko Kovac (VfL Wolfsburg, 5 Punkte, Platz 17)

Komplett ernüchternd lief es bisher für den VfL Wolfsburg und Niko Kovac. Nach sieben Spieltagen stehen die "Wölfe" auf einem Abstiegsrang und hinken den eigenen Ansprüchen hinterher.

Der Trainer vermisst vor allem den Kampfgeist. "Wir sind einfach nicht bereit, die Basics, die man im Fußball braucht, Leidenschaft, Kameradschaft, die Mentalität, die Aufopferung an den Tag zu legen. Das fehlt mir", sagte er. Dabei weiß er aber auch, dass es am Ende seine Aufgabe ist, dass die Mannschaft genau das abruft. Da dies bisher nicht passiert, kann man vermuten, dass es wohl nicht sonderlich gut läuft zwischen dem Disziplinfanatiker Kovac und dem Team. Für Unruhe sorgte zuletzt zudem die Ausbootung von Angreifer Max Kruse.

Geschäftsführer Jörg Schmadtke bemühte derweil die üblichen Floskeln. Auf die Frage, wie groß das Vertrauen in den Coach sei, sagte Schmadtke ohne zu zögern: "Groß. Wir stellen den Trainer nicht in Frage. Und wir stellen ihn auch nicht in den Wind. Deswegen gibt es da keine Diskussion." Auch Kovac bleibt gelassen. Nach sieben Spieltagen sei noch keiner abgestiegen und noch keiner Meister geworden. Es müssten allerdings schnellstens Konsequenzen gezogen werden aus dem bisherigen Abschneiden.