Schalkes Sidi Sane und Jordan Larsson beim Zweikampf in einem Traininsspiel

Revierderby in der Bundesliga Schalke vor ungleichem Derby beim BVB

Stand: 15.09.2022 20:57 Uhr

Der FC Schalke 04 muss zum Revierderby bei Borussia Dortmund. Wohl noch nie waren die Unterschiede zwischen den beiden Klubs größer. Dennoch wittern die Königsblauen ihre Chance im Bundesliga-Duell.

Bisher ist nicht öffentlich bekannt, ob Mike Büskens und Gerald Asamoah den Spielern des FC Schalke 04 noch ein Extra-Seminar mit dem Titel "So funktioniert das Revierderby" geben werden. Schließlich sind der Co-Trainer und der Leiter der Lizenzspielerabteilung zwei von sehr wenigen im Klub, die noch über eine langjährige Erfahrung mit diesem so brisanten Spiel haben. Die Stadien der beiden Bundesliga-Kontrahenten liegen schließlich nur rund 40 Kilometer voneinander entfernt.

Aus dem aktuellen Profi-Kader hat lediglich Ersatz-Torhüter Ralf Fährmann schon mehrfach erlebt, wie heiß und emotional es zugehen kann bei diesem Duell. Alle anderen Spieler, die am Samstag (17.09.2022, Live-Ticker ab 15.15 Uhr) das königsblaue Trikot im Dortmunder Stadion überstreifen werden, erleben eine Premiere.

Das gilt auch für S04-Trainer Frank Kramer. Anders beim Gegner aus Dortmund, bei dem deutlich mehr als die Hälfte der Profis diese spezielle Begegnung schon erlebt haben.

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Tradition kurzfristig beibehalten

"Die Mannschaft ist extrem neugierig. Das eine ist die Erfahrung, das andere ist die positive Emotion die man mit reinnimmt. Wo man denkt: Wir wollen mal richtig einen rocken", sagte Kramer am Donnerstagmittag.

Und auch Florian Flick gibt sich optimistisch. "Ich denke, hier sind schon genug Leute, die uns Erfahrungen mitgeben können. Man merkt auch schon, dass das Kribbeln anfängt in der Kabine", sagte der S04-Profi.

Die gute alte Schalker Tradition, jeweils am Tag vor einem Revierderby noch eigens ein öffentliches Training stattfinden zu lassen, bei dem häufig deutlich mehr als tausend Fans kamen und die Spieler emotional aufluden, wird nun doch kurzfristig stattfinden.

Eigentlich hatten die Schalker Verantwortlichen das nicht geplant. Der Druck aus der imposanten Schalker Fanszene wurde aber offenbar so kurz vor diesem besonderen Spiel dann doch so groß, dass ein Umdenken stattfand.

"Wir haben schon immer betont, dass wir die Fans mitnehmen wollen. Jetzt haben wir es als sehr guten Zeitpunkt angesehen, dass wir uns mit den Fans einstimmen wollen", sagte Kramer. Dies sei auch Wunsch der Fans, "teilzuhaben".

Wachsende Mitgliederzahlen

Der Klub, der sich einstmals auf die Fahnen geschrieben hatte, nahbarer als die anderen Bundesligavereine zu sein und die Nähe zu den Anhängern unbedingt bewahren zu wollen, nähert sich offenbar auch dem allgemeinen Abnabelungsprozess an.

Dabei dürften die Spieler diese Extraportion Energie ganz gut gebrauchen können. Wohl kaum einmal in der Historie der beiden Klubs haben sie sich soweit voneinander entfernt. Lediglich bei den Mitgliederzahlen (Schalke hat durch jüngste Zuwächse derzeit deutlich über 160.000 Mitglieder) liegen beide Klubs etwa auf gleicher Höhe.

Finanziell abgehängt

In allen anderen (sportlichen) Bereichen ist die Diskrepanz enorm. Die Schalker verfügen über einen Personaletat zwischen 34 und 37 Millionen Euro. Damit liegen sie in der Bundesliga-Rangliste auf dem vorletzten Platz - vor dem VfL Bochum. Der BVB investiert dagegen in seine Spieler rund mehr als 210 Millionen Euro.

Schalke-Trainer Frank Kramer

Während die Dortmunder sich zum Ziel gesetzt haben, möglichst den FC Bayern München als Seriensieger der deutschen Meisterschaft abzulösen, gilt für S04 ein wenig attraktives Überlebensmotto. Die nächsten zwei Jahre lautet das Saisonziel einzig und allein: Klassenerhalt.

"Ich denke nicht, dass das eine Nummer zu groß ist für uns. Es gibt einen Grund, warum wir in der Liga sind. Man sieht, bei Dortmund läuft es nicht ganz so rund. Wir haben jetzt das erste Spiel gewonnen, diesen Mut wollen wir auch mitnehmen", sagte Flick forsch.

Eintrittskarten im Voraus

Die Schulden (rund 183 Millionen Euro) drücken trotz allem Optimismus der Beteiligten auf den Klub, der sich - ganz im Gegensatz zur Vergangenheit - selbst auferlegt hat, nicht mehr Geld auszugeben als er einnimmt und auch noch nachhaltig Verbindlichkeiten abbauen will. Dafür muss Geld fließen. Wohl auch aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen dazu entschlossen, Tickets für alle Saison-Heimspiele zu verkaufen.

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Üblicherweise gab es in der Vergangenheit stets nur Eintrittskarten für drei oder vier Heimspiele im Voraus. So können die Schalker einen frühzeitigeren Geldfluss generieren. Ein Sieg in Dortmund dürfte dem Klub wenn nicht sofort mehr Geld doch zumindest spontan weitere Sympathien einbringen.

"Es ist ein Derby, wo der eine vielleicht ein bisschen größer ist als der andere - unsere Herausforderung wird sein, das trotzdem zu bewältigen. Das finde ich gut, ich freue mich drauf", sagte Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder. Mike Büskens und Gerald Asamoah werden genau hinsehen.